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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Vierter Abschnitt. Von Ruhesitzen,
II.
Brücken.

Brücken sind Mittel zur Verbindung der durch Wasser getrennten Theile. Sie
müssen also nur da angelegt werden, wo entweder eine offenbare Nothwendig-
keit sie erfordert, oder wo sie doch ein scheinbares Bedürfniß des Uebergangs sind.

Ihr Gebrauch schränkt sich eigentlich auf laufende Gewässer ein, die einen unun-
terbrochenen Fortgang haben, auf Ströme, Flüsse und Bäche. Bey Teichen und Seen,
oder bey Ecken von solchen stehenden Wassern, sind Brücken unnöthig, weil man durch
einen Umgang an den Seiten zu dem gegenüberliegenden Ufer gelangen kann, und sie
haben an solchen Stellen immer eine widrige Wirkung. Brücken dürfen demnach auch
in Gärten nur über laufendes Gewässer führen, über kleine Flüsse, Bäche, Waldwasser.

Außer der nöthigen Festigkeit und Bequemlichkeit muß ihre Bauart eine ge-
wisse Leichtigkeit und Bescheidenheit haben. Sie vertragen-hier nicht den Pomp der
Schwibbogen und Säulenordnungen, noch reiche Sculpturverzierungen. Bey Bä-
chen, worüber gemeiniglich die Brücken der Gärten führen, ist gar kein Grund, sie
hoch emporschwebend anzulegen; auch sind die Schwibbogen eben keine reizende Ver-
zierung; die Höhe ist hier selten angenehm, und eine mäßige und leichte Wölbung
verdient fast immer den Vorzug. Die Einfachheit ist am meisten bey Brücken zu
empfehlen. Ein Werk von dieser Art ist schon gut, wenn es die beyden Ufer verbin-
det und einen sichern und gemächlichen Uebergang giebt. Und in manchen bebuschten
Revieren ist ein Steg von einigen Brettern mit einer gemeinen Lehne schon so anmu-
thig, daß ein gesunder Geschmack nichts Reichers verlangen kann. Indessen darf
zuweilen der Charakter der Scene, zu welcher eine Brücke führt, entscheiden, ob diese
ganz einfältig oder etwas geschmückter mit einer gewissen Bedeutung vorbereiten soll.
So würde z. B. zu einem Tempel eine hölzerne Brücke von einer zierlichen Form, zu
Ruinen eine eingefallene steinerne leiten.

Gemauerte Brücken haben fast immer ein zu schweres Ansehen. Feldsteine
haben den Vorzug, daß sie weniger künstlich und mehr nachläßig scheinen. Der Zu-
gang zu einer Grotte oder zu einer Einsiedeley verlangt oft keine andere Brücke, als
einige gemeine Steine, sicher und bequem hingelegt. Brücken von Holz haben ein
leichteres und anmuthigeres Ansehen, als die gemauerten, und sind zugleich einer
grössern Mannigfaltigkeit der Formen fähig. Ein weißlicher, noch mehr ein grauer
Anstrich ist ihnen angemessen.

Wenn in einem Garten mehrere Brücken erfordert werden, so muß man der
Einförmigkeit ihres Ansehens, sowohl durch Vermeidung einer gerade fortlaufenden
Reihe, als auch durch die Verschiedenheit ihrer Bauart, zuvor zu kommen wissen.

Durch
Vierter Abſchnitt. Von Ruheſitzen,
II.
Bruͤcken.

Bruͤcken ſind Mittel zur Verbindung der durch Waſſer getrennten Theile. Sie
muͤſſen alſo nur da angelegt werden, wo entweder eine offenbare Nothwendig-
keit ſie erfordert, oder wo ſie doch ein ſcheinbares Beduͤrfniß des Uebergangs ſind.

Ihr Gebrauch ſchraͤnkt ſich eigentlich auf laufende Gewaͤſſer ein, die einen unun-
terbrochenen Fortgang haben, auf Stroͤme, Fluͤſſe und Baͤche. Bey Teichen und Seen,
oder bey Ecken von ſolchen ſtehenden Waſſern, ſind Bruͤcken unnoͤthig, weil man durch
einen Umgang an den Seiten zu dem gegenuͤberliegenden Ufer gelangen kann, und ſie
haben an ſolchen Stellen immer eine widrige Wirkung. Bruͤcken duͤrfen demnach auch
in Gaͤrten nur uͤber laufendes Gewaͤſſer fuͤhren, uͤber kleine Fluͤſſe, Baͤche, Waldwaſſer.

Außer der noͤthigen Feſtigkeit und Bequemlichkeit muß ihre Bauart eine ge-
wiſſe Leichtigkeit und Beſcheidenheit haben. Sie vertragen-hier nicht den Pomp der
Schwibbogen und Saͤulenordnungen, noch reiche Sculpturverzierungen. Bey Baͤ-
chen, woruͤber gemeiniglich die Bruͤcken der Gaͤrten fuͤhren, iſt gar kein Grund, ſie
hoch emporſchwebend anzulegen; auch ſind die Schwibbogen eben keine reizende Ver-
zierung; die Hoͤhe iſt hier ſelten angenehm, und eine maͤßige und leichte Woͤlbung
verdient faſt immer den Vorzug. Die Einfachheit iſt am meiſten bey Bruͤcken zu
empfehlen. Ein Werk von dieſer Art iſt ſchon gut, wenn es die beyden Ufer verbin-
det und einen ſichern und gemaͤchlichen Uebergang giebt. Und in manchen bebuſchten
Revieren iſt ein Steg von einigen Brettern mit einer gemeinen Lehne ſchon ſo anmu-
thig, daß ein geſunder Geſchmack nichts Reichers verlangen kann. Indeſſen darf
zuweilen der Charakter der Scene, zu welcher eine Bruͤcke fuͤhrt, entſcheiden, ob dieſe
ganz einfaͤltig oder etwas geſchmuͤckter mit einer gewiſſen Bedeutung vorbereiten ſoll.
So wuͤrde z. B. zu einem Tempel eine hoͤlzerne Bruͤcke von einer zierlichen Form, zu
Ruinen eine eingefallene ſteinerne leiten.

Gemauerte Bruͤcken haben faſt immer ein zu ſchweres Anſehen. Feldſteine
haben den Vorzug, daß ſie weniger kuͤnſtlich und mehr nachlaͤßig ſcheinen. Der Zu-
gang zu einer Grotte oder zu einer Einſiedeley verlangt oft keine andere Bruͤcke, als
einige gemeine Steine, ſicher und bequem hingelegt. Bruͤcken von Holz haben ein
leichteres und anmuthigeres Anſehen, als die gemauerten, und ſind zugleich einer
groͤſſern Mannigfaltigkeit der Formen faͤhig. Ein weißlicher, noch mehr ein grauer
Anſtrich iſt ihnen angemeſſen.

Wenn in einem Garten mehrere Bruͤcken erfordert werden, ſo muß man der
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Reihe, als auch durch die Verſchiedenheit ihrer Bauart, zuvor zu kommen wiſſen.

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[122/0126] Vierter Abſchnitt. Von Ruheſitzen, II. Bruͤcken. Bruͤcken ſind Mittel zur Verbindung der durch Waſſer getrennten Theile. Sie muͤſſen alſo nur da angelegt werden, wo entweder eine offenbare Nothwendig- keit ſie erfordert, oder wo ſie doch ein ſcheinbares Beduͤrfniß des Uebergangs ſind. Ihr Gebrauch ſchraͤnkt ſich eigentlich auf laufende Gewaͤſſer ein, die einen unun- terbrochenen Fortgang haben, auf Stroͤme, Fluͤſſe und Baͤche. Bey Teichen und Seen, oder bey Ecken von ſolchen ſtehenden Waſſern, ſind Bruͤcken unnoͤthig, weil man durch einen Umgang an den Seiten zu dem gegenuͤberliegenden Ufer gelangen kann, und ſie haben an ſolchen Stellen immer eine widrige Wirkung. Bruͤcken duͤrfen demnach auch in Gaͤrten nur uͤber laufendes Gewaͤſſer fuͤhren, uͤber kleine Fluͤſſe, Baͤche, Waldwaſſer. Außer der noͤthigen Feſtigkeit und Bequemlichkeit muß ihre Bauart eine ge- wiſſe Leichtigkeit und Beſcheidenheit haben. Sie vertragen-hier nicht den Pomp der Schwibbogen und Saͤulenordnungen, noch reiche Sculpturverzierungen. Bey Baͤ- chen, woruͤber gemeiniglich die Bruͤcken der Gaͤrten fuͤhren, iſt gar kein Grund, ſie hoch emporſchwebend anzulegen; auch ſind die Schwibbogen eben keine reizende Ver- zierung; die Hoͤhe iſt hier ſelten angenehm, und eine maͤßige und leichte Woͤlbung verdient faſt immer den Vorzug. Die Einfachheit iſt am meiſten bey Bruͤcken zu empfehlen. Ein Werk von dieſer Art iſt ſchon gut, wenn es die beyden Ufer verbin- det und einen ſichern und gemaͤchlichen Uebergang giebt. Und in manchen bebuſchten Revieren iſt ein Steg von einigen Brettern mit einer gemeinen Lehne ſchon ſo anmu- thig, daß ein geſunder Geſchmack nichts Reichers verlangen kann. Indeſſen darf zuweilen der Charakter der Scene, zu welcher eine Bruͤcke fuͤhrt, entſcheiden, ob dieſe ganz einfaͤltig oder etwas geſchmuͤckter mit einer gewiſſen Bedeutung vorbereiten ſoll. So wuͤrde z. B. zu einem Tempel eine hoͤlzerne Bruͤcke von einer zierlichen Form, zu Ruinen eine eingefallene ſteinerne leiten. Gemauerte Bruͤcken haben faſt immer ein zu ſchweres Anſehen. Feldſteine haben den Vorzug, daß ſie weniger kuͤnſtlich und mehr nachlaͤßig ſcheinen. Der Zu- gang zu einer Grotte oder zu einer Einſiedeley verlangt oft keine andere Bruͤcke, als einige gemeine Steine, ſicher und bequem hingelegt. Bruͤcken von Holz haben ein leichteres und anmuthigeres Anſehen, als die gemauerten, und ſind zugleich einer groͤſſern Mannigfaltigkeit der Formen faͤhig. Ein weißlicher, noch mehr ein grauer Anſtrich iſt ihnen angemeſſen. Wenn in einem Garten mehrere Bruͤcken erfordert werden, ſo muß man der Einfoͤrmigkeit ihres Anſehens, ſowohl durch Vermeidung einer gerade fortlaufenden Reihe, als auch durch die Verſchiedenheit ihrer Bauart, zuvor zu kommen wiſſen. Durch

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/126>, abgerufen am 24.11.2024.