Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Erster Abschnitt. Von Lustschlössern diese sind, hat man in Holland und in Deutschland häufig eingeführt; sie sind zulange geduldet worden, um noch mehr Nachsicht zu verdienen. [Abbildung]
4. Die Absicht, einen ungestörten Genuß des Angenehmen zu haben, befiehlt, Nichts
Erſter Abſchnitt. Von Luſtſchloͤſſern dieſe ſind, hat man in Holland und in Deutſchland haͤufig eingefuͤhrt; ſie ſind zulange geduldet worden, um noch mehr Nachſicht zu verdienen. [Abbildung]
4. Die Abſicht, einen ungeſtoͤrten Genuß des Angenehmen zu haben, befiehlt, Nichts
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0018" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſter Abſchnitt. Von Luſtſchloͤſſern</hi></fw><lb/> dieſe ſind, hat man in <hi rendition="#fr">Holland</hi> und in <hi rendition="#fr">Deutſchland</hi> haͤufig eingefuͤhrt; ſie ſind zu<lb/> lange geduldet worden, um noch mehr Nachſicht zu verdienen.</p><lb/> <figure/><lb/> </div> <div n="4"> <head>4.</head><lb/> <p>Die Abſicht, einen ungeſtoͤrten Genuß des Angenehmen zu haben, befiehlt,<lb/> ganz nahe und vor den Luſtſchloͤſſern und Landhaͤuſern nur Gegenſtaͤnde hinzuſtellen,<lb/> die einen erfreulichen Anblick geben, und alle zu entfernen, die einen ekelhaften Ein-<lb/> druck zu erregen faͤhig ſind. Nach dieſer Regel wird der Erbauer eines ſchoͤnen Land-<lb/> hauſes es nicht mit einer Menge von Gebaͤuden, die der Landwirthſchaft gewidmet ſind,<lb/> als Scheunen, Viehſtaͤllen, und dergleichen, unmittelbar umzingeln, und ſich dadurch<lb/> der freyen Ausſicht und einer reinen Luft berauben. So ſehr das Gegentheil auch<lb/> von einer faſt allgemeinen Gewohnheit in verſchiedenen <hi rendition="#fr">deutſchen</hi> Provinzen einge-<lb/> fuͤhrt iſt, ſo ſehr iſt es doch wider die Beduͤrfniſſe unſerer Vorſtellungskraft und wider<lb/> den guten Geſchmack. Nicht um etwas, das ohnehin nicht geſchehen wuͤrde, die Um-<lb/> ſetzung der landwirthſchaftlichen Gebaͤude, die einmal da ſtehen, fordern zu wollen,<lb/> noch vielweniger aus einer unbilligen Verachtung oͤkonomiſcher Einrichtungen, ſondern<lb/> blos, um dem kuͤnftigen Erbauer eines Landhauſes einen nuͤtzlichen Wink zu geben,<lb/> wird dieſe Bemerkung eingeſtreut. Es iſt doch bekannt, wie viele adeliche Landſitze<lb/> die ſonderbare Anlage haben, daß aus den gerade vor oder allernaͤchſt neben dem<lb/> Wohnhauſe liegenden Scheunen und Staͤllen mancherley Unbequemlichkeit, Unrei-<lb/> nigkeit und ekelhafte Empfindungen entſpringen, und daß es oft ertraͤglicher waͤre,<lb/> in einer engen ſchmuzigen Gaſſe der Stadt, als an einem ſolchen Orte zu wohnen.<lb/> Nicht einmal zu gedenken, wie viel durch eine ſolche Umzingelung und widrige Nach-<lb/> barſchaft ſelbſt dem Anſehen des ſchoͤnſten Landhauſes entgehen muß. Und wie wenig<lb/> Muͤhe wird ein verſtaͤndiger Baumeiſter anwenden duͤrfen, um einen fuͤr die land-<lb/> wirthſchaftlichen Gebaͤude geſchickten Platz in einer bequemen Entfernung von dem<lb/> Wohnſitze auszuſuchen?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nichts</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0018]
Erſter Abſchnitt. Von Luſtſchloͤſſern
dieſe ſind, hat man in Holland und in Deutſchland haͤufig eingefuͤhrt; ſie ſind zu
lange geduldet worden, um noch mehr Nachſicht zu verdienen.
[Abbildung]
4.
Die Abſicht, einen ungeſtoͤrten Genuß des Angenehmen zu haben, befiehlt,
ganz nahe und vor den Luſtſchloͤſſern und Landhaͤuſern nur Gegenſtaͤnde hinzuſtellen,
die einen erfreulichen Anblick geben, und alle zu entfernen, die einen ekelhaften Ein-
druck zu erregen faͤhig ſind. Nach dieſer Regel wird der Erbauer eines ſchoͤnen Land-
hauſes es nicht mit einer Menge von Gebaͤuden, die der Landwirthſchaft gewidmet ſind,
als Scheunen, Viehſtaͤllen, und dergleichen, unmittelbar umzingeln, und ſich dadurch
der freyen Ausſicht und einer reinen Luft berauben. So ſehr das Gegentheil auch
von einer faſt allgemeinen Gewohnheit in verſchiedenen deutſchen Provinzen einge-
fuͤhrt iſt, ſo ſehr iſt es doch wider die Beduͤrfniſſe unſerer Vorſtellungskraft und wider
den guten Geſchmack. Nicht um etwas, das ohnehin nicht geſchehen wuͤrde, die Um-
ſetzung der landwirthſchaftlichen Gebaͤude, die einmal da ſtehen, fordern zu wollen,
noch vielweniger aus einer unbilligen Verachtung oͤkonomiſcher Einrichtungen, ſondern
blos, um dem kuͤnftigen Erbauer eines Landhauſes einen nuͤtzlichen Wink zu geben,
wird dieſe Bemerkung eingeſtreut. Es iſt doch bekannt, wie viele adeliche Landſitze
die ſonderbare Anlage haben, daß aus den gerade vor oder allernaͤchſt neben dem
Wohnhauſe liegenden Scheunen und Staͤllen mancherley Unbequemlichkeit, Unrei-
nigkeit und ekelhafte Empfindungen entſpringen, und daß es oft ertraͤglicher waͤre,
in einer engen ſchmuzigen Gaſſe der Stadt, als an einem ſolchen Orte zu wohnen.
Nicht einmal zu gedenken, wie viel durch eine ſolche Umzingelung und widrige Nach-
barſchaft ſelbſt dem Anſehen des ſchoͤnſten Landhauſes entgehen muß. Und wie wenig
Muͤhe wird ein verſtaͤndiger Baumeiſter anwenden duͤrfen, um einen fuͤr die land-
wirthſchaftlichen Gebaͤude geſchickten Platz in einer bequemen Entfernung von dem
Wohnſitze auszuſuchen?
Nichts
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |