An dem untern Rande dieses Waldstückes windet sich ein langer sehr anmuthiger Gang herum, der zur Rechten mit einer einfachen Reihe von jungen Tannen besetzt ist. Man hat, indem man diesen reizenden Spaziergang verfolgt, zur Linken sehr abwech- selnde Auftritte. Man sieht gleich eine Allee von Tannen hinablaufen, in deren Mit- te sich eine schöne sehr gerade freystehende Eiche erhebt. Hierauf folgt ein dunkler un- durchsichtbarer Dickigt von Tannen. Eine zwote Allee mit Linden und Tannen ab- wechselnd geht wieder hinab, und eröffnet den Anblick einer Statüe. Es folgt ein finstrer Dickigt von Tannen. Eine dritte Allee von Roßkastanien und Tannen senkt sich hin; und ein neuer Dickigt von Tannen erscheint. Eine vierte Allee von Linden und Tannen zeigt sich. Und ein schöner freyer Grasplatz mit einigen hohen Buchen und einer kleinen jungen Pflanzung von Eichen folgt. Eine fünfte Allee wechselt mit Linden und Tannen; und nun bricht ein junger überaus anmuthiger Eichenhain mit schlängelnden Gängen, und untermischt mit einigen hohen Buchen und alten Eichen von Rasensitzen umgeben, hervor. Alle diese fünf kurze Alleen oder kleine Baum- gänge, die zur Linken ablaufen, führen in die sogenannte Pleßische Plantage. Sie geben eben so viele reizende Abwechselungen des Offenen mit dem Verschlossenen, des Heitern mit dem Dunkeln. Die Dickigte sind wohl angelegt und von einer glückli- chen Wirkung. Aus der Heiterkeit der Oeffnung und der Gebüsche in der Pleßischen Plantage kehrt das Auge auf diese finstre Gruppen, die keinen Eingang verstatten, und selbst dem Licht des Tages das Einschauen versagen, zurück, und bemühet sich ver- gebens, eine Durchsicht zu erschleichen.
Eine neue Abänderung der Ansichten erscheint, wenn man durch diese fünf kurze Alleen hinabwandelt. Die erste hat zur Rechten den Tannendickigt, der in der Mitte sich zu einem freyen Grasplatz mit einer Gruppe von Buchen öffnet; zur Linken geht durch die einfache Reihe der Tannen die Durchsicht auf die Stämme der Waldbäume, deren hohe Belaubung herabschattet. Bey dem Eingange in die zwote Allee dämmern die Dickigte der Tannen auf beyden Seiten; zur Rechten läuft zwischen den Dickigten ein Nebenweg, mit schönen Roßkastanien und Tannen eingefaßt, hinab; zur Linken winkt eine einsame Linde in einer Grasvertiefung. In der dritten Allee schwebt auf beyden Seiten das ewige Dunkel der Dickigte. Die vierte hat zur Rechten eine Gruppe von Tannen, zur Linken dunkelt der Dickigt; gegen das Ende laufen zwey Se itenwege in die Pleßische Plantage, der zur Rechten mit Tannen und der Aussicht auf eine große Vase, der zur Linken mit Tannen und Roßkastanien und dem Anblick einer Statüe. In der fünften sieht man auf beyden Seiten junge Eichen grünen; ein schlängelnder Gang leitet zur Rechten in einen Hain von diesen Bäumen; zur Lin- ken erscheint ein langer Gang, der vor dem Eingange in die Pleßplantage, wodurch er
führt,
Anhang. Beſchreibungen
An dem untern Rande dieſes Waldſtuͤckes windet ſich ein langer ſehr anmuthiger Gang herum, der zur Rechten mit einer einfachen Reihe von jungen Tannen beſetzt iſt. Man hat, indem man dieſen reizenden Spaziergang verfolgt, zur Linken ſehr abwech- ſelnde Auftritte. Man ſieht gleich eine Allee von Tannen hinablaufen, in deren Mit- te ſich eine ſchoͤne ſehr gerade freyſtehende Eiche erhebt. Hierauf folgt ein dunkler un- durchſichtbarer Dickigt von Tannen. Eine zwote Allee mit Linden und Tannen ab- wechſelnd geht wieder hinab, und eroͤffnet den Anblick einer Statuͤe. Es folgt ein finſtrer Dickigt von Tannen. Eine dritte Allee von Roßkaſtanien und Tannen ſenkt ſich hin; und ein neuer Dickigt von Tannen erſcheint. Eine vierte Allee von Linden und Tannen zeigt ſich. Und ein ſchoͤner freyer Grasplatz mit einigen hohen Buchen und einer kleinen jungen Pflanzung von Eichen folgt. Eine fuͤnfte Allee wechſelt mit Linden und Tannen; und nun bricht ein junger uͤberaus anmuthiger Eichenhain mit ſchlaͤngelnden Gaͤngen, und untermiſcht mit einigen hohen Buchen und alten Eichen von Raſenſitzen umgeben, hervor. Alle dieſe fuͤnf kurze Alleen oder kleine Baum- gaͤnge, die zur Linken ablaufen, fuͤhren in die ſogenannte Pleßiſche Plantage. Sie geben eben ſo viele reizende Abwechſelungen des Offenen mit dem Verſchloſſenen, des Heitern mit dem Dunkeln. Die Dickigte ſind wohl angelegt und von einer gluͤckli- chen Wirkung. Aus der Heiterkeit der Oeffnung und der Gebuͤſche in der Pleßiſchen Plantage kehrt das Auge auf dieſe finſtre Gruppen, die keinen Eingang verſtatten, und ſelbſt dem Licht des Tages das Einſchauen verſagen, zuruͤck, und bemuͤhet ſich ver- gebens, eine Durchſicht zu erſchleichen.
Eine neue Abaͤnderung der Anſichten erſcheint, wenn man durch dieſe fuͤnf kurze Alleen hinabwandelt. Die erſte hat zur Rechten den Tannendickigt, der in der Mitte ſich zu einem freyen Grasplatz mit einer Gruppe von Buchen oͤffnet; zur Linken geht durch die einfache Reihe der Tannen die Durchſicht auf die Staͤmme der Waldbaͤume, deren hohe Belaubung herabſchattet. Bey dem Eingange in die zwote Allee daͤmmern die Dickigte der Tannen auf beyden Seiten; zur Rechten laͤuft zwiſchen den Dickigten ein Nebenweg, mit ſchoͤnen Roßkaſtanien und Tannen eingefaßt, hinab; zur Linken winkt eine einſame Linde in einer Grasvertiefung. In der dritten Allee ſchwebt auf beyden Seiten das ewige Dunkel der Dickigte. Die vierte hat zur Rechten eine Gruppe von Tannen, zur Linken dunkelt der Dickigt; gegen das Ende laufen zwey Se itenwege in die Pleßiſche Plantage, der zur Rechten mit Tannen und der Ausſicht auf eine große Vaſe, der zur Linken mit Tannen und Roßkaſtanien und dem Anblick einer Statuͤe. In der fuͤnften ſieht man auf beyden Seiten junge Eichen gruͤnen; ein ſchlaͤngelnder Gang leitet zur Rechten in einen Hain von dieſen Baͤumen; zur Lin- ken erſcheint ein langer Gang, der vor dem Eingange in die Pleßplantage, wodurch er
fuͤhrt,
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Anhang. Beſchreibungen
An dem untern Rande dieſes Waldſtuͤckes windet ſich ein langer ſehr anmuthiger
Gang herum, der zur Rechten mit einer einfachen Reihe von jungen Tannen beſetzt iſt.
Man hat, indem man dieſen reizenden Spaziergang verfolgt, zur Linken ſehr abwech-
ſelnde Auftritte. Man ſieht gleich eine Allee von Tannen hinablaufen, in deren Mit-
te ſich eine ſchoͤne ſehr gerade freyſtehende Eiche erhebt. Hierauf folgt ein dunkler un-
durchſichtbarer Dickigt von Tannen. Eine zwote Allee mit Linden und Tannen ab-
wechſelnd geht wieder hinab, und eroͤffnet den Anblick einer Statuͤe. Es folgt ein
finſtrer Dickigt von Tannen. Eine dritte Allee von Roßkaſtanien und Tannen ſenkt
ſich hin; und ein neuer Dickigt von Tannen erſcheint. Eine vierte Allee von Linden
und Tannen zeigt ſich. Und ein ſchoͤner freyer Grasplatz mit einigen hohen Buchen
und einer kleinen jungen Pflanzung von Eichen folgt. Eine fuͤnfte Allee wechſelt mit
Linden und Tannen; und nun bricht ein junger uͤberaus anmuthiger Eichenhain mit
ſchlaͤngelnden Gaͤngen, und untermiſcht mit einigen hohen Buchen und alten Eichen
von Raſenſitzen umgeben, hervor. Alle dieſe fuͤnf kurze Alleen oder kleine Baum-
gaͤnge, die zur Linken ablaufen, fuͤhren in die ſogenannte Pleßiſche Plantage. Sie
geben eben ſo viele reizende Abwechſelungen des Offenen mit dem Verſchloſſenen, des
Heitern mit dem Dunkeln. Die Dickigte ſind wohl angelegt und von einer gluͤckli-
chen Wirkung. Aus der Heiterkeit der Oeffnung und der Gebuͤſche in der Pleßiſchen
Plantage kehrt das Auge auf dieſe finſtre Gruppen, die keinen Eingang verſtatten,
und ſelbſt dem Licht des Tages das Einſchauen verſagen, zuruͤck, und bemuͤhet ſich ver-
gebens, eine Durchſicht zu erſchleichen.
Eine neue Abaͤnderung der Anſichten erſcheint, wenn man durch dieſe fuͤnf kurze
Alleen hinabwandelt. Die erſte hat zur Rechten den Tannendickigt, der in der Mitte
ſich zu einem freyen Grasplatz mit einer Gruppe von Buchen oͤffnet; zur Linken geht
durch die einfache Reihe der Tannen die Durchſicht auf die Staͤmme der Waldbaͤume,
deren hohe Belaubung herabſchattet. Bey dem Eingange in die zwote Allee daͤmmern
die Dickigte der Tannen auf beyden Seiten; zur Rechten laͤuft zwiſchen den Dickigten
ein Nebenweg, mit ſchoͤnen Roßkaſtanien und Tannen eingefaßt, hinab; zur Linken
winkt eine einſame Linde in einer Grasvertiefung. In der dritten Allee ſchwebt auf
beyden Seiten das ewige Dunkel der Dickigte. Die vierte hat zur Rechten eine
Gruppe von Tannen, zur Linken dunkelt der Dickigt; gegen das Ende laufen zwey
Se itenwege in die Pleßiſche Plantage, der zur Rechten mit Tannen und der Ausſicht
auf eine große Vaſe, der zur Linken mit Tannen und Roßkaſtanien und dem Anblick
einer Statuͤe. In der fuͤnften ſieht man auf beyden Seiten junge Eichen gruͤnen;
ein ſchlaͤngelnder Gang leitet zur Rechten in einen Hain von dieſen Baͤumen; zur Lin-
ken erſcheint ein langer Gang, der vor dem Eingange in die Pleßplantage, wodurch er
fuͤhrt,
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/189>, abgerufen am 16.02.2025.
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