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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Anhang. Beschreibungen
fand einen König, der sie belohnte! Welcher Triumph für eine Nation, wenn ein
Monarch, wie Friedrich V. war, die Bildnisse seiner geliebten Unterthanen vor
Seinem täglichen Anblick, und selbst mitten in den Scenen Seines Vergnügens auf-
zustellen würdigt, wenn Er die Pracht Seines Palastes verläßt, um sich im Thal
mit der Vorstellung ihrer Beschäftigungen und Lustbarkeiten zu ergötzen, wenn Seine
würdige Königinn Seinen menschenfreundlichen Schritten folgt, noch jetzt diesen
Schauplatz nordischer Tugenden liebt, noch jetzt die schätzbare Nationalgesellschaft
sich mit neuen Ankömmlingen vermehren läßt!

Aus dem Normannsthal läuft unten eine Lindenallee, hinter welcher allerley
einheimische Sträucher mit wohlriechenden Blumen gepflanzt sind, in die Einhegungs-
allee hinab.

Vor dem Eingang in das Normannsthal geht die große mittlere Kastanien-
allee mit ihren schönen Stämmen und sich verbreitenden Zweigen queer vorüber, und
läuft zur Linken über die ganz nahe äußere Hauptallee an dem Abhange des Berges
hinab, in die Einhegungsallee.

Wendet man sich rechts in diese Kastanienallee, so kommt man bald zur Linken
in einen schmalen Pfad. Er ist windend, abwechselnd, reizend, und führt neben ei-
nem Sitze unter einer Eiche in die Partie, in deren Mitte sich ein schönes Lusthaus,
in Form eines runden Tempels, von offenem Gitterwerk, erhebt. Die Lage dieses
Gebäudes ist entzückend. Auf beyden Seiten laufen zwo kleine Alleen ab, mit Linden
und Lerchenbäumen abwechselnd, wovon die zur Rechten in die mittlere Hauptallee geht.
Hinter sich hat man eine Allee von Linden und Tannen, mit einer Durchsicht bey dem
oben liegenden Fasanenhof hinauf; und vorne gerade aus eine herrliche Aussicht auf
den See, in welchen die von oben herablaufende Allee von Linden und Tannen sich un-
mittelbar hineinzustürzen scheint; und hinter dem hellen Wasser schwärzen sich die gro-
ßen Massen der Waldung. Von diesem Platz sieht man auf allen vier Seiten zwi-
schen den Zugängen dunkle Tannenhaine ruhen.

Verfolgt man die Allee zum Wasser hinab, so kommt man gleich zur Rechten
in einen Weg, an dem äußern Rande eines von diesen Tannenhainen hin. Man er-
blickt die Büste Friedrichs IV. in weißem italiänischen Marmor, auf einem ho-
hen Fußgestell von nordischem Marmor. Von dieser Büste, deren weiße Farbe eine
gute Wirkung vor dem Dunkeln der Bäume macht, führt ein gerader Weg hinab in
eine Wildniß von Tannen, zwischen welchen die heitern Blätter junger Ahorne trefflich
contrastiren. Der lange, gerade, dunkle, immer nächtliche Weg fällt unerwartet auf
eine Partie voll Glanz und Schönheit. Es eröffnet sich ein großer Platz, der sich von
dem Walde nach dem See hinabsenkt, dessen helle Massen aus der Tiefe heraufstrahlen.

Der

Anhang. Beſchreibungen
fand einen Koͤnig, der ſie belohnte! Welcher Triumph fuͤr eine Nation, wenn ein
Monarch, wie Friedrich V. war, die Bildniſſe ſeiner geliebten Unterthanen vor
Seinem taͤglichen Anblick, und ſelbſt mitten in den Scenen Seines Vergnuͤgens auf-
zuſtellen wuͤrdigt, wenn Er die Pracht Seines Palaſtes verlaͤßt, um ſich im Thal
mit der Vorſtellung ihrer Beſchaͤftigungen und Luſtbarkeiten zu ergoͤtzen, wenn Seine
wuͤrdige Koͤniginn Seinen menſchenfreundlichen Schritten folgt, noch jetzt dieſen
Schauplatz nordiſcher Tugenden liebt, noch jetzt die ſchaͤtzbare Nationalgeſellſchaft
ſich mit neuen Ankoͤmmlingen vermehren laͤßt!

Aus dem Normannsthal laͤuft unten eine Lindenallee, hinter welcher allerley
einheimiſche Straͤucher mit wohlriechenden Blumen gepflanzt ſind, in die Einhegungs-
allee hinab.

Vor dem Eingang in das Normannsthal geht die große mittlere Kaſtanien-
allee mit ihren ſchoͤnen Staͤmmen und ſich verbreitenden Zweigen queer voruͤber, und
laͤuft zur Linken uͤber die ganz nahe aͤußere Hauptallee an dem Abhange des Berges
hinab, in die Einhegungsallee.

Wendet man ſich rechts in dieſe Kaſtanienallee, ſo kommt man bald zur Linken
in einen ſchmalen Pfad. Er iſt windend, abwechſelnd, reizend, und fuͤhrt neben ei-
nem Sitze unter einer Eiche in die Partie, in deren Mitte ſich ein ſchoͤnes Luſthaus,
in Form eines runden Tempels, von offenem Gitterwerk, erhebt. Die Lage dieſes
Gebaͤudes iſt entzuͤckend. Auf beyden Seiten laufen zwo kleine Alleen ab, mit Linden
und Lerchenbaͤumen abwechſelnd, wovon die zur Rechten in die mittlere Hauptallee geht.
Hinter ſich hat man eine Allee von Linden und Tannen, mit einer Durchſicht bey dem
oben liegenden Faſanenhof hinauf; und vorne gerade aus eine herrliche Ausſicht auf
den See, in welchen die von oben herablaufende Allee von Linden und Tannen ſich un-
mittelbar hineinzuſtuͤrzen ſcheint; und hinter dem hellen Waſſer ſchwaͤrzen ſich die gro-
ßen Maſſen der Waldung. Von dieſem Platz ſieht man auf allen vier Seiten zwi-
ſchen den Zugaͤngen dunkle Tannenhaine ruhen.

Verfolgt man die Allee zum Waſſer hinab, ſo kommt man gleich zur Rechten
in einen Weg, an dem aͤußern Rande eines von dieſen Tannenhainen hin. Man er-
blickt die Buͤſte Friedrichs IV. in weißem italiaͤniſchen Marmor, auf einem ho-
hen Fußgeſtell von nordiſchem Marmor. Von dieſer Buͤſte, deren weiße Farbe eine
gute Wirkung vor dem Dunkeln der Baͤume macht, fuͤhrt ein gerader Weg hinab in
eine Wildniß von Tannen, zwiſchen welchen die heitern Blaͤtter junger Ahorne trefflich
contraſtiren. Der lange, gerade, dunkle, immer naͤchtliche Weg faͤllt unerwartet auf
eine Partie voll Glanz und Schoͤnheit. Es eroͤffnet ſich ein großer Platz, der ſich von
dem Walde nach dem See hinabſenkt, deſſen helle Maſſen aus der Tiefe heraufſtrahlen.

Der
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[192/0203] Anhang. Beſchreibungen fand einen Koͤnig, der ſie belohnte! Welcher Triumph fuͤr eine Nation, wenn ein Monarch, wie Friedrich V. war, die Bildniſſe ſeiner geliebten Unterthanen vor Seinem taͤglichen Anblick, und ſelbſt mitten in den Scenen Seines Vergnuͤgens auf- zuſtellen wuͤrdigt, wenn Er die Pracht Seines Palaſtes verlaͤßt, um ſich im Thal mit der Vorſtellung ihrer Beſchaͤftigungen und Luſtbarkeiten zu ergoͤtzen, wenn Seine wuͤrdige Koͤniginn Seinen menſchenfreundlichen Schritten folgt, noch jetzt dieſen Schauplatz nordiſcher Tugenden liebt, noch jetzt die ſchaͤtzbare Nationalgeſellſchaft ſich mit neuen Ankoͤmmlingen vermehren laͤßt! Aus dem Normannsthal laͤuft unten eine Lindenallee, hinter welcher allerley einheimiſche Straͤucher mit wohlriechenden Blumen gepflanzt ſind, in die Einhegungs- allee hinab. Vor dem Eingang in das Normannsthal geht die große mittlere Kaſtanien- allee mit ihren ſchoͤnen Staͤmmen und ſich verbreitenden Zweigen queer voruͤber, und laͤuft zur Linken uͤber die ganz nahe aͤußere Hauptallee an dem Abhange des Berges hinab, in die Einhegungsallee. Wendet man ſich rechts in dieſe Kaſtanienallee, ſo kommt man bald zur Linken in einen ſchmalen Pfad. Er iſt windend, abwechſelnd, reizend, und fuͤhrt neben ei- nem Sitze unter einer Eiche in die Partie, in deren Mitte ſich ein ſchoͤnes Luſthaus, in Form eines runden Tempels, von offenem Gitterwerk, erhebt. Die Lage dieſes Gebaͤudes iſt entzuͤckend. Auf beyden Seiten laufen zwo kleine Alleen ab, mit Linden und Lerchenbaͤumen abwechſelnd, wovon die zur Rechten in die mittlere Hauptallee geht. Hinter ſich hat man eine Allee von Linden und Tannen, mit einer Durchſicht bey dem oben liegenden Faſanenhof hinauf; und vorne gerade aus eine herrliche Ausſicht auf den See, in welchen die von oben herablaufende Allee von Linden und Tannen ſich un- mittelbar hineinzuſtuͤrzen ſcheint; und hinter dem hellen Waſſer ſchwaͤrzen ſich die gro- ßen Maſſen der Waldung. Von dieſem Platz ſieht man auf allen vier Seiten zwi- ſchen den Zugaͤngen dunkle Tannenhaine ruhen. Verfolgt man die Allee zum Waſſer hinab, ſo kommt man gleich zur Rechten in einen Weg, an dem aͤußern Rande eines von dieſen Tannenhainen hin. Man er- blickt die Buͤſte Friedrichs IV. in weißem italiaͤniſchen Marmor, auf einem ho- hen Fußgeſtell von nordiſchem Marmor. Von dieſer Buͤſte, deren weiße Farbe eine gute Wirkung vor dem Dunkeln der Baͤume macht, fuͤhrt ein gerader Weg hinab in eine Wildniß von Tannen, zwiſchen welchen die heitern Blaͤtter junger Ahorne trefflich contraſtiren. Der lange, gerade, dunkle, immer naͤchtliche Weg faͤllt unerwartet auf eine Partie voll Glanz und Schoͤnheit. Es eroͤffnet ſich ein großer Platz, der ſich von dem Walde nach dem See hinabſenkt, deſſen helle Maſſen aus der Tiefe heraufſtrahlen. Der

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/203>, abgerufen am 22.11.2024.