Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Anhang. Beschreibungen Norden gegen die größten neuen Meister der südlichen Länder, wo die Künste zuerstaufblüheten, aufstellen darf.[Spaltenumbruch] *) Von ihm find vornehmlich folgende Stücke schätzbar. Unten bey der Treppe zwey liegende Sphynxe; vier brennende Vasen auf den Ecken des Geländers; vier Vasen mit den Früchten der Jahreszeiten belegt; eine Vase mit ei- nem Satyrkopfe; und außer diesen noch vier Vasen, welche den verschiedenen Styl der Kunst unter den Völkern zeigen, bey welchen sie im Alterthum am meisten blühe- ten. Die ägyptische Vase ist von schwarzem Marmor mit dem Kopf der Isis und einem Sistrum; das Fußgestell von nordischem Marmor stellet einen Altar vor, der mit Hieroglyphen bezeichnet ist. Die hetrurische Vase zeigt vorne den Kopf des he- trurischen Königs Arminus; sie ist von schwarzem Marmor, das Fußgestell aber von nordischem in Form eines Altars. Die griechische Vase ist mit ihrem Fußge- stell von weißem Marmor; sie ist mit den Bildnissen des Jupiters und der Juno in halb erhobener Arbeit geziert; das Fußgestell ist ein runder Altar. Die römische von weißem Marmor ist eine Zusammensetzung von dem spätern Styl in der Kunst, um die Abweichung der schönen Formen zu zeigen; das Fußgestell ist ein Altar, mit der Inschrift: Marti sacrum, Patriae custodi. Auf den beyden Enden eines mar- mornen Dockengeländers mitten in diesem kleinen Garten liegen zwey schlafende Kinder von weißem Marmor; die Unschuld kann nicht ruhiger schlummern. Am Ende des Gartens liegt die kleine Cascade von nordischem Marmor, felsenförmig gemacht. Das Wasser breitet sich über einen Felsen und gießt sich über einige ausgehauene Tritte hinunter in ein Baßin; in dem Gestein sind Wassergewächse, Fische, Frösche auf eine malerische Art gruppirt; an den Seiten des Baßins stehen Vasen mit Schlangen gedeckt. Hinter diesem Garten liegt unten in der Tiefe ein andrer kleiner Garten, wohin An diesen Garten stößt noch ein Platz mit Fruchtbäumen und Erdbeerbeten be- Ein *) Das herrlichste Werk dieses Künst-
lers und der nordischen Kunst überhaupt ist noch nicht vollendet, das Trauermonu- [Spaltenumbruch] ment Friedrichs V. das unter den königli- chen Begräbnissen der Kirche zu Rothschild errichtet werden soll. Anhang. Beſchreibungen Norden gegen die groͤßten neuen Meiſter der ſuͤdlichen Laͤnder, wo die Kuͤnſte zuerſtaufbluͤheten, aufſtellen darf.[Spaltenumbruch] *) Von ihm find vornehmlich folgende Stuͤcke ſchaͤtzbar. Unten bey der Treppe zwey liegende Sphynxe; vier brennende Vaſen auf den Ecken des Gelaͤnders; vier Vaſen mit den Fruͤchten der Jahreszeiten belegt; eine Vaſe mit ei- nem Satyrkopfe; und außer dieſen noch vier Vaſen, welche den verſchiedenen Styl der Kunſt unter den Voͤlkern zeigen, bey welchen ſie im Alterthum am meiſten bluͤhe- ten. Die aͤgyptiſche Vaſe iſt von ſchwarzem Marmor mit dem Kopf der Iſis und einem Siſtrum; das Fußgeſtell von nordiſchem Marmor ſtellet einen Altar vor, der mit Hieroglyphen bezeichnet iſt. Die hetruriſche Vaſe zeigt vorne den Kopf des he- truriſchen Koͤnigs Arminus; ſie iſt von ſchwarzem Marmor, das Fußgeſtell aber von nordiſchem in Form eines Altars. Die griechiſche Vaſe iſt mit ihrem Fußge- ſtell von weißem Marmor; ſie iſt mit den Bildniſſen des Jupiters und der Juno in halb erhobener Arbeit geziert; das Fußgeſtell iſt ein runder Altar. Die roͤmiſche von weißem Marmor iſt eine Zuſammenſetzung von dem ſpaͤtern Styl in der Kunſt, um die Abweichung der ſchoͤnen Formen zu zeigen; das Fußgeſtell iſt ein Altar, mit der Inſchrift: Marti ſacrum, Patriae cuſtodi. Auf den beyden Enden eines mar- mornen Dockengelaͤnders mitten in dieſem kleinen Garten liegen zwey ſchlafende Kinder von weißem Marmor; die Unſchuld kann nicht ruhiger ſchlummern. Am Ende des Gartens liegt die kleine Caſcade von nordiſchem Marmor, felſenfoͤrmig gemacht. Das Waſſer breitet ſich uͤber einen Felſen und gießt ſich uͤber einige ausgehauene Tritte hinunter in ein Baßin; in dem Geſtein ſind Waſſergewaͤchſe, Fiſche, Froͤſche auf eine maleriſche Art gruppirt; an den Seiten des Baßins ſtehen Vaſen mit Schlangen gedeckt. Hinter dieſem Garten liegt unten in der Tiefe ein andrer kleiner Garten, wohin An dieſen Garten ſtoͤßt noch ein Platz mit Fruchtbaͤumen und Erdbeerbeten be- Ein *) Das herrlichſte Werk dieſes Kuͤnſt-
lers und der nordiſchen Kunſt uͤberhaupt iſt noch nicht vollendet, das Trauermonu- [Spaltenumbruch] ment Friedrichs V. das unter den koͤnigli- chen Begraͤbniſſen der Kirche zu Rothſchild errichtet werden ſoll. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0205" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang. Beſchreibungen</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Norden</hi> gegen die groͤßten neuen Meiſter der ſuͤdlichen Laͤnder, wo die Kuͤnſte zuerſt<lb/> aufbluͤheten, aufſtellen darf.<cb/> <note place="foot" n="*)">Das herrlichſte Werk dieſes Kuͤnſt-<lb/> lers und der nordiſchen Kunſt uͤberhaupt<lb/> iſt noch nicht vollendet, das Trauermonu-<lb/><cb/> ment Friedrichs <hi rendition="#aq">V.</hi> das unter den koͤnigli-<lb/> chen Begraͤbniſſen der Kirche zu Rothſchild<lb/> errichtet werden ſoll.</note> Von ihm find vornehmlich folgende Stuͤcke ſchaͤtzbar.<lb/> Unten bey der Treppe zwey liegende Sphynxe; vier brennende Vaſen auf den Ecken des<lb/> Gelaͤnders; vier Vaſen mit den Fruͤchten der Jahreszeiten belegt; eine Vaſe mit ei-<lb/> nem Satyrkopfe; und außer dieſen noch vier Vaſen, welche den verſchiedenen Styl<lb/> der Kunſt unter den Voͤlkern zeigen, bey welchen ſie im Alterthum am meiſten bluͤhe-<lb/> ten. Die <hi rendition="#fr">aͤgyptiſche</hi> Vaſe iſt von ſchwarzem Marmor mit dem Kopf der <hi rendition="#fr">Iſis</hi> und<lb/> einem Siſtrum; das Fußgeſtell von <hi rendition="#fr">nordiſchem</hi> Marmor ſtellet einen Altar vor, der<lb/> mit Hieroglyphen bezeichnet iſt. Die <hi rendition="#fr">hetruriſche</hi> Vaſe zeigt vorne den Kopf des <hi rendition="#fr">he-<lb/> truriſchen</hi> Koͤnigs <hi rendition="#fr">Arminus;</hi> ſie iſt von ſchwarzem Marmor, das Fußgeſtell aber<lb/> von <hi rendition="#fr">nordiſchem</hi> in Form eines Altars. Die <hi rendition="#fr">griechiſche</hi> Vaſe iſt mit ihrem Fußge-<lb/> ſtell von weißem Marmor; ſie iſt mit den Bildniſſen des <hi rendition="#fr">Jupiters</hi> und der <hi rendition="#fr">Juno</hi><lb/> in halb erhobener Arbeit geziert; das Fußgeſtell iſt ein runder Altar. Die <hi rendition="#fr">roͤmiſche</hi><lb/> von weißem Marmor iſt eine Zuſammenſetzung von dem ſpaͤtern Styl in der Kunſt,<lb/> um die Abweichung der ſchoͤnen Formen zu zeigen; das Fußgeſtell iſt ein Altar, mit<lb/> der Inſchrift: <hi rendition="#aq">Marti ſacrum, Patriae cuſtodi.</hi> Auf den beyden Enden eines mar-<lb/> mornen Dockengelaͤnders mitten in dieſem kleinen Garten liegen zwey ſchlafende Kinder<lb/> von weißem Marmor; die Unſchuld kann nicht ruhiger ſchlummern. Am Ende des<lb/> Gartens liegt die kleine Caſcade von <hi rendition="#fr">nordiſchem</hi> Marmor, felſenfoͤrmig gemacht.<lb/> Das Waſſer breitet ſich uͤber einen Felſen und gießt ſich uͤber einige ausgehauene Tritte<lb/> hinunter in ein Baßin; in dem Geſtein ſind Waſſergewaͤchſe, Fiſche, Froͤſche auf eine<lb/> maleriſche Art gruppirt; an den Seiten des Baßins ſtehen Vaſen mit Schlangen<lb/> gedeckt.</p><lb/> <p>Hinter dieſem Garten liegt unten in der Tiefe ein andrer kleiner Garten, wohin<lb/> eine Treppe mit zwey Gaͤngen hinabfuͤhrt, in deren Mitte ſich eine Niſche mit einem<lb/> Grottenwerk eroͤffnet. In dieſem Garten erhebt ſich ein gemauerter Berg mit vielen<lb/> Abſaͤtzen und Aufgaͤngen, zwiſchen welchen ſich Oeffnungen zeigen; er iſt oben mit ei-<lb/> ner Gruppe Bildhauerarbeit und gruͤnenden Buͤſchen geziert, unten iſt er von einem<lb/> Waſſergraben umgeben, den eine niedrige Hecke umzaͤunt, und woruͤber eine Bruͤcke<lb/> fuͤhrt. Der Berg wird von einer zahlreichen Colonie von Enten bewohnt. Die<lb/> Seiten des Gartens ſind mit Obſtbaͤumen beſetzt.</p><lb/> <p>An dieſen Garten ſtoͤßt noch ein Platz mit Fruchtbaͤumen und Erdbeerbeten be-<lb/> reichert.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0205]
Anhang. Beſchreibungen
Norden gegen die groͤßten neuen Meiſter der ſuͤdlichen Laͤnder, wo die Kuͤnſte zuerſt
aufbluͤheten, aufſtellen darf.
*) Von ihm find vornehmlich folgende Stuͤcke ſchaͤtzbar.
Unten bey der Treppe zwey liegende Sphynxe; vier brennende Vaſen auf den Ecken des
Gelaͤnders; vier Vaſen mit den Fruͤchten der Jahreszeiten belegt; eine Vaſe mit ei-
nem Satyrkopfe; und außer dieſen noch vier Vaſen, welche den verſchiedenen Styl
der Kunſt unter den Voͤlkern zeigen, bey welchen ſie im Alterthum am meiſten bluͤhe-
ten. Die aͤgyptiſche Vaſe iſt von ſchwarzem Marmor mit dem Kopf der Iſis und
einem Siſtrum; das Fußgeſtell von nordiſchem Marmor ſtellet einen Altar vor, der
mit Hieroglyphen bezeichnet iſt. Die hetruriſche Vaſe zeigt vorne den Kopf des he-
truriſchen Koͤnigs Arminus; ſie iſt von ſchwarzem Marmor, das Fußgeſtell aber
von nordiſchem in Form eines Altars. Die griechiſche Vaſe iſt mit ihrem Fußge-
ſtell von weißem Marmor; ſie iſt mit den Bildniſſen des Jupiters und der Juno
in halb erhobener Arbeit geziert; das Fußgeſtell iſt ein runder Altar. Die roͤmiſche
von weißem Marmor iſt eine Zuſammenſetzung von dem ſpaͤtern Styl in der Kunſt,
um die Abweichung der ſchoͤnen Formen zu zeigen; das Fußgeſtell iſt ein Altar, mit
der Inſchrift: Marti ſacrum, Patriae cuſtodi. Auf den beyden Enden eines mar-
mornen Dockengelaͤnders mitten in dieſem kleinen Garten liegen zwey ſchlafende Kinder
von weißem Marmor; die Unſchuld kann nicht ruhiger ſchlummern. Am Ende des
Gartens liegt die kleine Caſcade von nordiſchem Marmor, felſenfoͤrmig gemacht.
Das Waſſer breitet ſich uͤber einen Felſen und gießt ſich uͤber einige ausgehauene Tritte
hinunter in ein Baßin; in dem Geſtein ſind Waſſergewaͤchſe, Fiſche, Froͤſche auf eine
maleriſche Art gruppirt; an den Seiten des Baßins ſtehen Vaſen mit Schlangen
gedeckt.
Hinter dieſem Garten liegt unten in der Tiefe ein andrer kleiner Garten, wohin
eine Treppe mit zwey Gaͤngen hinabfuͤhrt, in deren Mitte ſich eine Niſche mit einem
Grottenwerk eroͤffnet. In dieſem Garten erhebt ſich ein gemauerter Berg mit vielen
Abſaͤtzen und Aufgaͤngen, zwiſchen welchen ſich Oeffnungen zeigen; er iſt oben mit ei-
ner Gruppe Bildhauerarbeit und gruͤnenden Buͤſchen geziert, unten iſt er von einem
Waſſergraben umgeben, den eine niedrige Hecke umzaͤunt, und woruͤber eine Bruͤcke
fuͤhrt. Der Berg wird von einer zahlreichen Colonie von Enten bewohnt. Die
Seiten des Gartens ſind mit Obſtbaͤumen beſetzt.
An dieſen Garten ſtoͤßt noch ein Platz mit Fruchtbaͤumen und Erdbeerbeten be-
reichert.
Ein
*) Das herrlichſte Werk dieſes Kuͤnſt-
lers und der nordiſchen Kunſt uͤberhaupt
iſt noch nicht vollendet, das Trauermonu-
ment Friedrichs V. das unter den koͤnigli-
chen Begraͤbniſſen der Kirche zu Rothſchild
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