Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.von Landhäusern. entzückt. Der Anblick des Meeres verschwindet, und das Feuer nimmt ganz dieStelle ein, die eben vorher das Wasser füllte. Wenn in einem solchen Augenblick zugleich ein Schiff diese Oeffnung vorüber segelt, und unmittelbar in der brennenden Scheibe zu stehen scheint, so ist dies ein Zauber, der zur lebhaftesten Verwunderung hinreißt. Zufälligkeiten dieser Art sind selten; man darf sie aber bemerken, weil Zu- fälligkeiten, so schnell sie auch vorüberfliehen, einen überaus wichtigen, bald reizenden, bald romantischen, bald majestätischen Theil in landschaftlichen Schönheiten aus- machen. *) Von diesem Sitze wandelt man, unter den Ueberschattungen der hohen und Der Pavillon, zu dem wir zurückkehren, steht auf einer Rasenerhöhung, und Von *) S. 1ster Band, S. 207. 208. F f 3
von Landhaͤuſern. entzuͤckt. Der Anblick des Meeres verſchwindet, und das Feuer nimmt ganz dieStelle ein, die eben vorher das Waſſer fuͤllte. Wenn in einem ſolchen Augenblick zugleich ein Schiff dieſe Oeffnung voruͤber ſegelt, und unmittelbar in der brennenden Scheibe zu ſtehen ſcheint, ſo iſt dies ein Zauber, der zur lebhafteſten Verwunderung hinreißt. Zufaͤlligkeiten dieſer Art ſind ſelten; man darf ſie aber bemerken, weil Zu- faͤlligkeiten, ſo ſchnell ſie auch voruͤberfliehen, einen uͤberaus wichtigen, bald reizenden, bald romantiſchen, bald majeſtaͤtiſchen Theil in landſchaftlichen Schoͤnheiten aus- machen. *) Von dieſem Sitze wandelt man, unter den Ueberſchattungen der hohen und Der Pavillon, zu dem wir zuruͤckkehren, ſteht auf einer Raſenerhoͤhung, und Von *) S. 1ſter Band, S. 207. 208. F f 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Landhaͤuſern.</hi></fw><lb/> entzuͤckt. Der Anblick des Meeres verſchwindet, und das Feuer nimmt ganz die<lb/> Stelle ein, die eben vorher das Waſſer fuͤllte. Wenn in einem ſolchen Augenblick<lb/> zugleich ein Schiff dieſe Oeffnung voruͤber ſegelt, und unmittelbar in der brennenden<lb/> Scheibe zu ſtehen ſcheint, ſo iſt dies ein Zauber, der zur lebhafteſten Verwunderung<lb/> hinreißt. Zufaͤlligkeiten dieſer Art ſind ſelten; man darf ſie aber bemerken, weil Zu-<lb/> faͤlligkeiten, ſo ſchnell ſie auch voruͤberfliehen, einen uͤberaus wichtigen, bald reizenden,<lb/> bald romantiſchen, bald majeſtaͤtiſchen Theil in landſchaftlichen Schoͤnheiten aus-<lb/> machen. <note place="foot" n="*)">S. 1ſter Band, S. 207. 208.</note></p><lb/> <p>Von dieſem Sitze wandelt man, unter den Ueberſchattungen der hohen und<lb/> ſchoͤnen Waldbaͤume, die immer Kuͤhlung herabſaͤuſeln, nach der Gegend des offenen<lb/> Pavillon weiter, und findet vorher unter einer Buche eine Bank, wovon man vor<lb/> ſich in drey ſchattigte Gaͤnge von einander verſchiedene Proſpecte hat. Nahe vor dem<lb/> Pavillon laufen ſchlaͤngelnde Gaͤnge, die von dem jetzigen Beſitzer angeleget worden,<lb/> in einen anliegenden wilden Wald, der ſich zwiſchen Kornfluren fortzieht; er hat ſanfte<lb/> Erhebungen und Senkungen des Bodens, treffliche Baͤume und Gebuͤſche, und aus<lb/> dem Schatten anmuthige Durchſichten, bald auf die Feldgegenden, bald auf das<lb/> Meer hinaus; man wird durch die Abwechſelung der innern und aͤußern Proſpecte,<lb/> und durch das Geraͤuſch der See ergoͤtzt, die faſt immer dem Blicke entzogen iſt, und<lb/> nur in einigen wohl gewaͤhlten Durchſchnitten der dunklen Buͤſche mit einem unerwarte-<lb/> ten Lichte hervorbricht; man wird nicht muͤde, dieſe reizenden Spaziergaͤnge zu verfolgen.</p><lb/> <p>Der Pavillon, zu dem wir zuruͤckkehren, ſteht auf einer Raſenerhoͤhung, und<lb/> macht hier die Graͤnze des Parks. Er hat hinter ſich eine Sammlung von Feldern,<lb/> die mit Getraide und mit Klee beſaͤet ſind, oder zu Weiden dienen, und auf der oͤſtli-<lb/> chen Seite einen Kranz von Waͤldern, worinn die gedachten ſchlaͤngelnden Spazier-<lb/> gaͤnge laufen; und vor ſich die lange Waldallee mit dem Raſen nach dem Hofplatze<lb/> zuruͤck. Etwa in der Mitte hat der Raſen eine Erweiterung in der Runde, und von<lb/> dieſem Platz blickt das Auge in acht verſchiedene Spaziergaͤnge hinein, die bald kuͤr-<lb/> zer, bald laͤnger, bald heiter, bald dunkel ſind, bald am Ausgange freye Durchſich-<lb/> ten eroͤffnen, bald ſich verſchließen. Dieſe Abwechſelung des Hellen und des Finſtern,<lb/> des Offenen und des Verſperrten ſowohl, als auch die Verſchiedenheit der Ruhepunkte,<lb/> worauf das Auge geleitet wird, und wozu zuweilen eine Statuͤe dient, die aus dem<lb/> dunklen Hintergrunde hervorſcheint, mildert wieder auf gewiſſe Weiſe das Einfoͤrmige<lb/> der geraden Linie, welche die Gaͤnge halten. An dem Raſen ſieht man im Fortgange<lb/> noch verſchiedene angenehme Durchſchnitte und Gaͤnge, die ſeitwaͤrts in die Schatten<lb/> des Parks einladen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0240]
von Landhaͤuſern.
entzuͤckt. Der Anblick des Meeres verſchwindet, und das Feuer nimmt ganz die
Stelle ein, die eben vorher das Waſſer fuͤllte. Wenn in einem ſolchen Augenblick
zugleich ein Schiff dieſe Oeffnung voruͤber ſegelt, und unmittelbar in der brennenden
Scheibe zu ſtehen ſcheint, ſo iſt dies ein Zauber, der zur lebhafteſten Verwunderung
hinreißt. Zufaͤlligkeiten dieſer Art ſind ſelten; man darf ſie aber bemerken, weil Zu-
faͤlligkeiten, ſo ſchnell ſie auch voruͤberfliehen, einen uͤberaus wichtigen, bald reizenden,
bald romantiſchen, bald majeſtaͤtiſchen Theil in landſchaftlichen Schoͤnheiten aus-
machen. *)
Von dieſem Sitze wandelt man, unter den Ueberſchattungen der hohen und
ſchoͤnen Waldbaͤume, die immer Kuͤhlung herabſaͤuſeln, nach der Gegend des offenen
Pavillon weiter, und findet vorher unter einer Buche eine Bank, wovon man vor
ſich in drey ſchattigte Gaͤnge von einander verſchiedene Proſpecte hat. Nahe vor dem
Pavillon laufen ſchlaͤngelnde Gaͤnge, die von dem jetzigen Beſitzer angeleget worden,
in einen anliegenden wilden Wald, der ſich zwiſchen Kornfluren fortzieht; er hat ſanfte
Erhebungen und Senkungen des Bodens, treffliche Baͤume und Gebuͤſche, und aus
dem Schatten anmuthige Durchſichten, bald auf die Feldgegenden, bald auf das
Meer hinaus; man wird durch die Abwechſelung der innern und aͤußern Proſpecte,
und durch das Geraͤuſch der See ergoͤtzt, die faſt immer dem Blicke entzogen iſt, und
nur in einigen wohl gewaͤhlten Durchſchnitten der dunklen Buͤſche mit einem unerwarte-
ten Lichte hervorbricht; man wird nicht muͤde, dieſe reizenden Spaziergaͤnge zu verfolgen.
Der Pavillon, zu dem wir zuruͤckkehren, ſteht auf einer Raſenerhoͤhung, und
macht hier die Graͤnze des Parks. Er hat hinter ſich eine Sammlung von Feldern,
die mit Getraide und mit Klee beſaͤet ſind, oder zu Weiden dienen, und auf der oͤſtli-
chen Seite einen Kranz von Waͤldern, worinn die gedachten ſchlaͤngelnden Spazier-
gaͤnge laufen; und vor ſich die lange Waldallee mit dem Raſen nach dem Hofplatze
zuruͤck. Etwa in der Mitte hat der Raſen eine Erweiterung in der Runde, und von
dieſem Platz blickt das Auge in acht verſchiedene Spaziergaͤnge hinein, die bald kuͤr-
zer, bald laͤnger, bald heiter, bald dunkel ſind, bald am Ausgange freye Durchſich-
ten eroͤffnen, bald ſich verſchließen. Dieſe Abwechſelung des Hellen und des Finſtern,
des Offenen und des Verſperrten ſowohl, als auch die Verſchiedenheit der Ruhepunkte,
worauf das Auge geleitet wird, und wozu zuweilen eine Statuͤe dient, die aus dem
dunklen Hintergrunde hervorſcheint, mildert wieder auf gewiſſe Weiſe das Einfoͤrmige
der geraden Linie, welche die Gaͤnge halten. An dem Raſen ſieht man im Fortgange
noch verſchiedene angenehme Durchſchnitte und Gaͤnge, die ſeitwaͤrts in die Schatten
des Parks einladen.
Von
*) S. 1ſter Band, S. 207. 208.
F f 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |