Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.I. Louisenlund.*) Die Freygebigkeit der Natur und der Fleiß des Geschmacks haben sich hier verei- Louisenlund hat bis itzt mehr von der Hand der Natur und von der Aufmerk- Die Nähe des Wassers, das der Prinz mit einer besondern Zuneigung liebt, Seiten *) [Spaltenumbruch]
Ein Sommersitz, zwey Meilen von
Schleswig, Sr. Durchl. dem Prinzen Carl, Landgrafen zu Hessen-Cassel, königl. dänischen General-Feldmarschall, und [Spaltenumbruch] Statthalter der Herzogthümer Schleswig und Hollstein etc. etc. zugehörig. Er führt den Namen von der Gemahlinn des Prinzen. I. Louiſenlund.*) Die Freygebigkeit der Natur und der Fleiß des Geſchmacks haben ſich hier verei- Louiſenlund hat bis itzt mehr von der Hand der Natur und von der Aufmerk- Die Naͤhe des Waſſers, das der Prinz mit einer beſondern Zuneigung liebt, Seiten *) [Spaltenumbruch]
Ein Sommerſitz, zwey Meilen von
Schleswig, Sr. Durchl. dem Prinzen Carl, Landgrafen zu Heſſen-Caſſel, koͤnigl. daͤniſchen General-Feldmarſchall, und [Spaltenumbruch] Statthalter der Herzogthuͤmer Schleswig und Hollſtein ꝛc. ꝛc. zugehoͤrig. Er fuͤhrt den Namen von der Gemahlinn des Prinzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0179" n="175"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/><hi rendition="#g">Louiſenlund</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)"><cb/> Ein Sommerſitz, zwey Meilen von<lb/> Schleswig, Sr. Durchl. dem Prinzen<lb/> Carl, Landgrafen zu Heſſen-Caſſel, koͤnigl.<lb/> daͤniſchen General-Feldmarſchall, und<lb/><cb/> Statthalter der Herzogthuͤmer Schleswig<lb/> und Hollſtein ꝛc. ꝛc. zugehoͤrig. Er fuͤhrt<lb/> den Namen von der Gemahlinn des<lb/> Prinzen.</note> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Freygebigkeit der Natur und der Fleiß des Geſchmacks haben ſich hier verei-<lb/> nigt, um den Sommeraufenthalt eines Fuͤrſten zu ſchmuͤcken, der, Seiner<lb/> eigenen Verdienſte unbewußt, voll offener freyer Gefuͤhle fuͤr jedes Gute, das die<lb/> Menſchheit ziert, an dem Arme einer der edelſten Prinzeſſinnen des <hi rendition="#fr">daͤniſchen</hi> Hau-<lb/> ſes, und umringt von den Scherzen Seiner kleinen liebenswuͤrdigen Familie, alle<lb/> Freuden des Landes mit der Maͤßigkeit und Stille eines gluͤcklichen Privatlebens zu<lb/> genießen weiß. Man ſieht hier kein leeres Gepraͤnge, kein betaͤubendes Gefolge.<lb/> Aber deſto mehr herrſcht hier Liebe der Natur, Heiterkeit der Blicke, die ſich aus<lb/> ihrem Anſchauen bildet, und die ganze Freundlichkeit der Empfindungen, die Frey-<lb/> heit, Zaͤrtlichkeit und Guͤte der Seele einfloͤßen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Louiſenlund</hi> hat bis itzt mehr von der Hand der Natur und von der Aufmerk-<lb/> ſamkeit, die ſie zu ihrer eigenen Verſchoͤnerung leitete, als von der Baukunſt gewon-<lb/> nen. Das Gebaͤude, worinn bisher die fuͤrſtliche Familie wohnt, hat blos das be-<lb/> ſcheidne Anſehen einer Privatwohnung. Es ruhet in der Niedrigung einer Anhoͤhe,<lb/> und hat aus ſeiner Vorderſeite die Ausſicht auf die etwa hundert Schritte entfernt vor-<lb/> bey fließende <hi rendition="#fr">Schley</hi>, und auf die jenſeits ſich verbreitende Landſchaft. Dieſes Ge-<lb/> waͤſſer, das nicht weit von <hi rendition="#fr">Kappeln</hi> ſich aus dem <hi rendition="#fr">baltiſchen</hi> Meere in das Herzog-<lb/> thum <hi rendition="#fr">Schleswig</hi> auf einige Meilen hineinzieht, und, wiewohl ein Arm der <hi rendition="#fr">Oſtſee</hi>,<lb/> einen breiten, ſich anmuthig zwiſchen den uͤberaus fruchtbaren Landſchaften <hi rendition="#fr">Angeln</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Schwanſee</hi> dahin ſchlaͤngelnden Fluß bildet, waͤlzt ſich hier in einer anſehnlichen<lb/> Flaͤche. Es iſt mit Schiffen und kleinen Fahrzeugen belebt, und enthaͤlt einen Ue-<lb/> berfluß von mancherley Fiſchen. Eine artig gebaute Jagd ruhet vor der Terraſſe,<lb/> die ſich in der Laͤnge vor dem Wohngebaͤude am Rande der <hi rendition="#fr">Schley</hi> hinzieht, und in<lb/> einigen Abſaͤtzen, mit Baͤumen bepflanzt, kuͤhle Spatziergaͤnge anbietet. Man ſteigt<lb/> hier ein, um nach <hi rendition="#fr">Schleswig</hi> zu ſegeln.</p><lb/> <p>Die Naͤhe des Waſſers, das der Prinz mit einer beſondern Zuneigung liebt,<lb/> faͤchelt die Wohnung mit der Kuͤhlung erfriſchender Winde. Ein mit Linden auf den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Seiten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0179]
I.
Louiſenlund. *)
Die Freygebigkeit der Natur und der Fleiß des Geſchmacks haben ſich hier verei-
nigt, um den Sommeraufenthalt eines Fuͤrſten zu ſchmuͤcken, der, Seiner
eigenen Verdienſte unbewußt, voll offener freyer Gefuͤhle fuͤr jedes Gute, das die
Menſchheit ziert, an dem Arme einer der edelſten Prinzeſſinnen des daͤniſchen Hau-
ſes, und umringt von den Scherzen Seiner kleinen liebenswuͤrdigen Familie, alle
Freuden des Landes mit der Maͤßigkeit und Stille eines gluͤcklichen Privatlebens zu
genießen weiß. Man ſieht hier kein leeres Gepraͤnge, kein betaͤubendes Gefolge.
Aber deſto mehr herrſcht hier Liebe der Natur, Heiterkeit der Blicke, die ſich aus
ihrem Anſchauen bildet, und die ganze Freundlichkeit der Empfindungen, die Frey-
heit, Zaͤrtlichkeit und Guͤte der Seele einfloͤßen.
Louiſenlund hat bis itzt mehr von der Hand der Natur und von der Aufmerk-
ſamkeit, die ſie zu ihrer eigenen Verſchoͤnerung leitete, als von der Baukunſt gewon-
nen. Das Gebaͤude, worinn bisher die fuͤrſtliche Familie wohnt, hat blos das be-
ſcheidne Anſehen einer Privatwohnung. Es ruhet in der Niedrigung einer Anhoͤhe,
und hat aus ſeiner Vorderſeite die Ausſicht auf die etwa hundert Schritte entfernt vor-
bey fließende Schley, und auf die jenſeits ſich verbreitende Landſchaft. Dieſes Ge-
waͤſſer, das nicht weit von Kappeln ſich aus dem baltiſchen Meere in das Herzog-
thum Schleswig auf einige Meilen hineinzieht, und, wiewohl ein Arm der Oſtſee,
einen breiten, ſich anmuthig zwiſchen den uͤberaus fruchtbaren Landſchaften Angeln
und Schwanſee dahin ſchlaͤngelnden Fluß bildet, waͤlzt ſich hier in einer anſehnlichen
Flaͤche. Es iſt mit Schiffen und kleinen Fahrzeugen belebt, und enthaͤlt einen Ue-
berfluß von mancherley Fiſchen. Eine artig gebaute Jagd ruhet vor der Terraſſe,
die ſich in der Laͤnge vor dem Wohngebaͤude am Rande der Schley hinzieht, und in
einigen Abſaͤtzen, mit Baͤumen bepflanzt, kuͤhle Spatziergaͤnge anbietet. Man ſteigt
hier ein, um nach Schleswig zu ſegeln.
Die Naͤhe des Waſſers, das der Prinz mit einer beſondern Zuneigung liebt,
faͤchelt die Wohnung mit der Kuͤhlung erfriſchender Winde. Ein mit Linden auf den
Seiten
*)
Ein Sommerſitz, zwey Meilen von
Schleswig, Sr. Durchl. dem Prinzen
Carl, Landgrafen zu Heſſen-Caſſel, koͤnigl.
daͤniſchen General-Feldmarſchall, und
Statthalter der Herzogthuͤmer Schleswig
und Hollſtein ꝛc. ꝛc. zugehoͤrig. Er fuͤhrt
den Namen von der Gemahlinn des
Prinzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |