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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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von Gärten.
Theil von dem Wasser des Eckensundes, das sich vor diesem Ort und vor den rothen
Häusern seiner Ziegelbrennerey vorbey um den Stengrotter Wald herumschlängelt,
und darauf ganz aufhört, in dieser Aussicht aber noch weiter in die südliche Waldung
hineinzufließen scheint. Ueber die Gebäude der Ziegelbrennerey hinaus, die vom jen-
seitigen Ufer her über das Wasser und sodann zwischen den Gebüschen und Baumgrup-
pen so malerisch herüberschimmern, erblickt man wieder die Landgegend und endlich ein
drittes Gewässer, das hier die Aussicht schließt, den großen Flensburgischen Meer-
busen oder Holdeneßfähre. So viel schöne Wälder, und zum Theil in einer so ab-
wechselnden Verbindung mit Gewässern, stellen so frische und belebende Gemälde dar,
daß die Einbildungskraft mit Entzücken unter ihnen verweilt. Der Herzenshügel,
der den Genuß dieser herrlichen Aussichten gewährt, verdiente noch zwischen seinen
Bäumen einen Tempel, der Schönheit der Natur gewidmet.

Ehe man in die Anlagen auf der Insel tritt, sieht man, dem Portal des Ein-
gangs gegenüber, einen geraden Gang sich in den Wald hineinziehen, und in eine
kleine Vertiefung sich senkend und dann wieder aufsteigend zu einem Hügel sich hinauf
heben, der ringsumher von Waldbäumen umschattet, und mit einem Sitz versehen ist.
Man schauet von diesem Sitz durch die waldigte Oeffnung auf das weiße Portal, das
etwa zweyhundert Schritte von hier entfernt ist, und aus Gitterwerk von Drath be-
sieht; die Aussicht geht über den mittlern Gang gerade durch die Insel hin. Hinter
dem Sitz laufen einige Spatziergänge im freyen Walde umher, besonders zum Rande
einer anmuthigen Vertiefung hin, woraus sehr schöne gerade Buchen emporsteigen,
an deren Fuß sich ein rauschender Waldbach hinabschlängelt, und tiefer unten sich nach
der Insel wendet, deren nördliche Seite er umfließt, und darauf in den See fällt.

Das Portal scheidet die Halbinsel von dem Walde, der ihre westliche Gränze
macht. Von Osten nach Süden wird sie von dem See bespült. Gegen Norden trennt
sie jener Bach von einer reizenden Wiese, die sich auf einen schönen Wald endigt.

Bey dem Eintritt auf die Insel kommt man auf einen runden mit Tannen ein-
gefaßten Platz, von welchem sich gerade aus eine Durchsicht durch den mittlern Haupt-
gang eröffnet, und auf den See fällt. Dieser Gang ist zuerst dicht mit Tannen be-
setzt. Zur Linken laufen verschiedene Seitenpfade von ihm ab; zur Rechten eröffnet
sich ein schöner kurzer Gang durch den Wald mit der Aussicht auf den See, und wei-
ter hin krümmt sich ein anderer anmuthig zwischen Gebüschen und Bäumen hin.
Die Hauptallee leitet darauf über einen kleinen Damm zwischen Roßkastanien, und
hat zur Seite Kanäle, die aus dem See kommen, und über welche artige Brücken
führen. Die Zwischenplätze zwischen den Kanälen, oder die kleinen Inseln zeigen
zur Linken Blumen in Körben, zur Rechten sind sie mit Tannen, Blumenstücken und

Sträuchern
IV Band. B b

von Gaͤrten.
Theil von dem Waſſer des Eckenſundes, das ſich vor dieſem Ort und vor den rothen
Haͤuſern ſeiner Ziegelbrennerey vorbey um den Stengrotter Wald herumſchlaͤngelt,
und darauf ganz aufhoͤrt, in dieſer Ausſicht aber noch weiter in die ſuͤdliche Waldung
hineinzufließen ſcheint. Ueber die Gebaͤude der Ziegelbrennerey hinaus, die vom jen-
ſeitigen Ufer her uͤber das Waſſer und ſodann zwiſchen den Gebuͤſchen und Baumgrup-
pen ſo maleriſch heruͤberſchimmern, erblickt man wieder die Landgegend und endlich ein
drittes Gewaͤſſer, das hier die Ausſicht ſchließt, den großen Flensburgiſchen Meer-
buſen oder Holdeneßfaͤhre. So viel ſchoͤne Waͤlder, und zum Theil in einer ſo ab-
wechſelnden Verbindung mit Gewaͤſſern, ſtellen ſo friſche und belebende Gemaͤlde dar,
daß die Einbildungskraft mit Entzuͤcken unter ihnen verweilt. Der Herzenshuͤgel,
der den Genuß dieſer herrlichen Ausſichten gewaͤhrt, verdiente noch zwiſchen ſeinen
Baͤumen einen Tempel, der Schoͤnheit der Natur gewidmet.

Ehe man in die Anlagen auf der Inſel tritt, ſieht man, dem Portal des Ein-
gangs gegenuͤber, einen geraden Gang ſich in den Wald hineinziehen, und in eine
kleine Vertiefung ſich ſenkend und dann wieder aufſteigend zu einem Huͤgel ſich hinauf
heben, der ringsumher von Waldbaͤumen umſchattet, und mit einem Sitz verſehen iſt.
Man ſchauet von dieſem Sitz durch die waldigte Oeffnung auf das weiße Portal, das
etwa zweyhundert Schritte von hier entfernt iſt, und aus Gitterwerk von Drath be-
ſieht; die Ausſicht geht uͤber den mittlern Gang gerade durch die Inſel hin. Hinter
dem Sitz laufen einige Spatziergaͤnge im freyen Walde umher, beſonders zum Rande
einer anmuthigen Vertiefung hin, woraus ſehr ſchoͤne gerade Buchen emporſteigen,
an deren Fuß ſich ein rauſchender Waldbach hinabſchlaͤngelt, und tiefer unten ſich nach
der Inſel wendet, deren noͤrdliche Seite er umfließt, und darauf in den See faͤllt.

Das Portal ſcheidet die Halbinſel von dem Walde, der ihre weſtliche Graͤnze
macht. Von Oſten nach Suͤden wird ſie von dem See beſpuͤlt. Gegen Norden trennt
ſie jener Bach von einer reizenden Wieſe, die ſich auf einen ſchoͤnen Wald endigt.

Bey dem Eintritt auf die Inſel kommt man auf einen runden mit Tannen ein-
gefaßten Platz, von welchem ſich gerade aus eine Durchſicht durch den mittlern Haupt-
gang eroͤffnet, und auf den See faͤllt. Dieſer Gang iſt zuerſt dicht mit Tannen be-
ſetzt. Zur Linken laufen verſchiedene Seitenpfade von ihm ab; zur Rechten eroͤffnet
ſich ein ſchoͤner kurzer Gang durch den Wald mit der Ausſicht auf den See, und wei-
ter hin kruͤmmt ſich ein anderer anmuthig zwiſchen Gebuͤſchen und Baͤumen hin.
Die Hauptallee leitet darauf uͤber einen kleinen Damm zwiſchen Roßkaſtanien, und
hat zur Seite Kanaͤle, die aus dem See kommen, und uͤber welche artige Bruͤcken
fuͤhren. Die Zwiſchenplaͤtze zwiſchen den Kanaͤlen, oder die kleinen Inſeln zeigen
zur Linken Blumen in Koͤrben, zur Rechten ſind ſie mit Tannen, Blumenſtuͤcken und

Straͤuchern
IV Band. B b
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[193/0197] von Gaͤrten. Theil von dem Waſſer des Eckenſundes, das ſich vor dieſem Ort und vor den rothen Haͤuſern ſeiner Ziegelbrennerey vorbey um den Stengrotter Wald herumſchlaͤngelt, und darauf ganz aufhoͤrt, in dieſer Ausſicht aber noch weiter in die ſuͤdliche Waldung hineinzufließen ſcheint. Ueber die Gebaͤude der Ziegelbrennerey hinaus, die vom jen- ſeitigen Ufer her uͤber das Waſſer und ſodann zwiſchen den Gebuͤſchen und Baumgrup- pen ſo maleriſch heruͤberſchimmern, erblickt man wieder die Landgegend und endlich ein drittes Gewaͤſſer, das hier die Ausſicht ſchließt, den großen Flensburgiſchen Meer- buſen oder Holdeneßfaͤhre. So viel ſchoͤne Waͤlder, und zum Theil in einer ſo ab- wechſelnden Verbindung mit Gewaͤſſern, ſtellen ſo friſche und belebende Gemaͤlde dar, daß die Einbildungskraft mit Entzuͤcken unter ihnen verweilt. Der Herzenshuͤgel, der den Genuß dieſer herrlichen Ausſichten gewaͤhrt, verdiente noch zwiſchen ſeinen Baͤumen einen Tempel, der Schoͤnheit der Natur gewidmet. Ehe man in die Anlagen auf der Inſel tritt, ſieht man, dem Portal des Ein- gangs gegenuͤber, einen geraden Gang ſich in den Wald hineinziehen, und in eine kleine Vertiefung ſich ſenkend und dann wieder aufſteigend zu einem Huͤgel ſich hinauf heben, der ringsumher von Waldbaͤumen umſchattet, und mit einem Sitz verſehen iſt. Man ſchauet von dieſem Sitz durch die waldigte Oeffnung auf das weiße Portal, das etwa zweyhundert Schritte von hier entfernt iſt, und aus Gitterwerk von Drath be- ſieht; die Ausſicht geht uͤber den mittlern Gang gerade durch die Inſel hin. Hinter dem Sitz laufen einige Spatziergaͤnge im freyen Walde umher, beſonders zum Rande einer anmuthigen Vertiefung hin, woraus ſehr ſchoͤne gerade Buchen emporſteigen, an deren Fuß ſich ein rauſchender Waldbach hinabſchlaͤngelt, und tiefer unten ſich nach der Inſel wendet, deren noͤrdliche Seite er umfließt, und darauf in den See faͤllt. Das Portal ſcheidet die Halbinſel von dem Walde, der ihre weſtliche Graͤnze macht. Von Oſten nach Suͤden wird ſie von dem See beſpuͤlt. Gegen Norden trennt ſie jener Bach von einer reizenden Wieſe, die ſich auf einen ſchoͤnen Wald endigt. Bey dem Eintritt auf die Inſel kommt man auf einen runden mit Tannen ein- gefaßten Platz, von welchem ſich gerade aus eine Durchſicht durch den mittlern Haupt- gang eroͤffnet, und auf den See faͤllt. Dieſer Gang iſt zuerſt dicht mit Tannen be- ſetzt. Zur Linken laufen verſchiedene Seitenpfade von ihm ab; zur Rechten eroͤffnet ſich ein ſchoͤner kurzer Gang durch den Wald mit der Ausſicht auf den See, und wei- ter hin kruͤmmt ſich ein anderer anmuthig zwiſchen Gebuͤſchen und Baͤumen hin. Die Hauptallee leitet darauf uͤber einen kleinen Damm zwiſchen Roßkaſtanien, und hat zur Seite Kanaͤle, die aus dem See kommen, und uͤber welche artige Bruͤcken fuͤhren. Die Zwiſchenplaͤtze zwiſchen den Kanaͤlen, oder die kleinen Inſeln zeigen zur Linken Blumen in Koͤrben, zur Rechten ſind ſie mit Tannen, Blumenſtuͤcken und Straͤuchern IV Band. B b

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/197>, abgerufen am 09.11.2024.