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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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von Gärten.
Wiesen und Gebüschen; bald wird es in der Ferne auf einen interessanten Gegenstand
geleitet, auf die Meyerey, ein sehr artiges Gebäude, dessen weißer Anstrich noch mehr
seine Wirkung zwischen dem Dunkeln des Waldes hebt, oder auf die stolzen Thürme
von Hamburg, diese kühnen Obelisken der gothischen Baukunst, die hier einzeln,
dort in einer Gruppe von sechs bis sieben erscheinen, die sich alle durch eine schmale
Oeffnung der Bäume drängen, und dem Spatziergänger nach zwey bis drey Schritten
wieder verschwunden sind. Etwa in der Mitte des Platzes nach dem Tempel hinauf
genießt man an einem runden mit Roßkastanien umkränzten Wasserstück einen treffli-
chen Anblick dieser Thürme, indem drey, die gleichsam das Wappen der Stadt vor-
stellen, dicht an einander wie Pfeiler aufsteigen und den Himmel zu stützen scheinen.
Eine seltene Zufälligkeit der Lage, die angenehme Ueberraschungen veranlaßt. Allein
man fühlt zugleich lebhafter die glücklichen Vorzüge des Landes, die reinere Luft, die
Freyheit, die Ruhe, bey der Wiedererinnerung des Dampfs und des ermüdenden
Getümmels, die man in der volkreichen Stadt verließ. Weiter hinauf erblickt man
nur einen Thurm, der einsam vor der Oeffnung des Waldes steht; und noch mehr
verschwindet die Vorstellung der Stadt, indem man auf der entgegengesetzten Seite,
zwischen den offenen Waldgängen hindurch, über das Feld und die Wiese hin den
dunkeln Ellernwald, und hier vor seinem Eingange eine Gruppe von drey großen Zel-
ten ruhen, dort aus seinem buschigten Vorgrund das weiße Obdach eines zirkelförmi-
gen Sitzes hervorragen sieht. Außer diesen Aussichten wird man bey dem Hinauf-
gang zu dem offenen Tempel bald von einem runden Sonnenweiser, bald beym Wasser-
stücke von einer artigen Gruppe von vier Kindern, die ein Becken tragen, woraus
sich das Wasser über sie hin ergießt, bald von den schönen Figuren von zwey Tritonen
in weißem italienischen Marmor, die in dem Bassin vor dem Tempel liegen, an-
gelockt.

Wenn man von diesem Tempel nach dem Wohngebäude zurück wieder einen
trefflichen Prospect genossen hat, geht man links auf einem schlängelnden Pfad fast an
der Außenlinie des Waldes zu einem schönen mit Vergoldung gezierten Pavillon, der
auf beyden Seiten mit zwey Kabinetten durch fortlaufendes Gitterwerk, wovon Bänke
heraustreten, verbunden ist. Der Pavillon hat einen heitern sehr anmuthig verzier-
ten Saal, mit der freyen herrlichen Aussicht auf die Städte Hamburg und Altona
hin. Er gewährt nicht allein in den Morgenstunden die milden Erquickungen des
Lichts, sondern ergötzt auch durch einen anliegenden Auftritt, den man ganz nahe vor
sich aus den Fenstern erblickt. Dieser Auftritt besteht in einer Weide, worauf man
eine schöne Heerde von weißen Kühen umherirren sieht, die durch ihren Anblick, durch
ihr frohes Gebrüll und das Geläute ihrer Schellen ein neues Leben in diese Gegenden

des

von Gaͤrten.
Wieſen und Gebuͤſchen; bald wird es in der Ferne auf einen intereſſanten Gegenſtand
geleitet, auf die Meyerey, ein ſehr artiges Gebaͤude, deſſen weißer Anſtrich noch mehr
ſeine Wirkung zwiſchen dem Dunkeln des Waldes hebt, oder auf die ſtolzen Thuͤrme
von Hamburg, dieſe kuͤhnen Obelisken der gothiſchen Baukunſt, die hier einzeln,
dort in einer Gruppe von ſechs bis ſieben erſcheinen, die ſich alle durch eine ſchmale
Oeffnung der Baͤume draͤngen, und dem Spatziergaͤnger nach zwey bis drey Schritten
wieder verſchwunden ſind. Etwa in der Mitte des Platzes nach dem Tempel hinauf
genießt man an einem runden mit Roßkaſtanien umkraͤnzten Waſſerſtuͤck einen treffli-
chen Anblick dieſer Thuͤrme, indem drey, die gleichſam das Wappen der Stadt vor-
ſtellen, dicht an einander wie Pfeiler aufſteigen und den Himmel zu ſtuͤtzen ſcheinen.
Eine ſeltene Zufaͤlligkeit der Lage, die angenehme Ueberraſchungen veranlaßt. Allein
man fuͤhlt zugleich lebhafter die gluͤcklichen Vorzuͤge des Landes, die reinere Luft, die
Freyheit, die Ruhe, bey der Wiedererinnerung des Dampfs und des ermuͤdenden
Getuͤmmels, die man in der volkreichen Stadt verließ. Weiter hinauf erblickt man
nur einen Thurm, der einſam vor der Oeffnung des Waldes ſteht; und noch mehr
verſchwindet die Vorſtellung der Stadt, indem man auf der entgegengeſetzten Seite,
zwiſchen den offenen Waldgaͤngen hindurch, uͤber das Feld und die Wieſe hin den
dunkeln Ellernwald, und hier vor ſeinem Eingange eine Gruppe von drey großen Zel-
ten ruhen, dort aus ſeinem buſchigten Vorgrund das weiße Obdach eines zirkelfoͤrmi-
gen Sitzes hervorragen ſieht. Außer dieſen Ausſichten wird man bey dem Hinauf-
gang zu dem offenen Tempel bald von einem runden Sonnenweiſer, bald beym Waſſer-
ſtuͤcke von einer artigen Gruppe von vier Kindern, die ein Becken tragen, woraus
ſich das Waſſer uͤber ſie hin ergießt, bald von den ſchoͤnen Figuren von zwey Tritonen
in weißem italieniſchen Marmor, die in dem Baſſin vor dem Tempel liegen, an-
gelockt.

Wenn man von dieſem Tempel nach dem Wohngebaͤude zuruͤck wieder einen
trefflichen Proſpect genoſſen hat, geht man links auf einem ſchlaͤngelnden Pfad faſt an
der Außenlinie des Waldes zu einem ſchoͤnen mit Vergoldung gezierten Pavillon, der
auf beyden Seiten mit zwey Kabinetten durch fortlaufendes Gitterwerk, wovon Baͤnke
heraustreten, verbunden iſt. Der Pavillon hat einen heitern ſehr anmuthig verzier-
ten Saal, mit der freyen herrlichen Ausſicht auf die Staͤdte Hamburg und Altona
hin. Er gewaͤhrt nicht allein in den Morgenſtunden die milden Erquickungen des
Lichts, ſondern ergoͤtzt auch durch einen anliegenden Auftritt, den man ganz nahe vor
ſich aus den Fenſtern erblickt. Dieſer Auftritt beſteht in einer Weide, worauf man
eine ſchoͤne Heerde von weißen Kuͤhen umherirren ſieht, die durch ihren Anblick, durch
ihr frohes Gebruͤll und das Gelaͤute ihrer Schellen ein neues Leben in dieſe Gegenden

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[215/0219] von Gaͤrten. Wieſen und Gebuͤſchen; bald wird es in der Ferne auf einen intereſſanten Gegenſtand geleitet, auf die Meyerey, ein ſehr artiges Gebaͤude, deſſen weißer Anſtrich noch mehr ſeine Wirkung zwiſchen dem Dunkeln des Waldes hebt, oder auf die ſtolzen Thuͤrme von Hamburg, dieſe kuͤhnen Obelisken der gothiſchen Baukunſt, die hier einzeln, dort in einer Gruppe von ſechs bis ſieben erſcheinen, die ſich alle durch eine ſchmale Oeffnung der Baͤume draͤngen, und dem Spatziergaͤnger nach zwey bis drey Schritten wieder verſchwunden ſind. Etwa in der Mitte des Platzes nach dem Tempel hinauf genießt man an einem runden mit Roßkaſtanien umkraͤnzten Waſſerſtuͤck einen treffli- chen Anblick dieſer Thuͤrme, indem drey, die gleichſam das Wappen der Stadt vor- ſtellen, dicht an einander wie Pfeiler aufſteigen und den Himmel zu ſtuͤtzen ſcheinen. Eine ſeltene Zufaͤlligkeit der Lage, die angenehme Ueberraſchungen veranlaßt. Allein man fuͤhlt zugleich lebhafter die gluͤcklichen Vorzuͤge des Landes, die reinere Luft, die Freyheit, die Ruhe, bey der Wiedererinnerung des Dampfs und des ermuͤdenden Getuͤmmels, die man in der volkreichen Stadt verließ. Weiter hinauf erblickt man nur einen Thurm, der einſam vor der Oeffnung des Waldes ſteht; und noch mehr verſchwindet die Vorſtellung der Stadt, indem man auf der entgegengeſetzten Seite, zwiſchen den offenen Waldgaͤngen hindurch, uͤber das Feld und die Wieſe hin den dunkeln Ellernwald, und hier vor ſeinem Eingange eine Gruppe von drey großen Zel- ten ruhen, dort aus ſeinem buſchigten Vorgrund das weiße Obdach eines zirkelfoͤrmi- gen Sitzes hervorragen ſieht. Außer dieſen Ausſichten wird man bey dem Hinauf- gang zu dem offenen Tempel bald von einem runden Sonnenweiſer, bald beym Waſſer- ſtuͤcke von einer artigen Gruppe von vier Kindern, die ein Becken tragen, woraus ſich das Waſſer uͤber ſie hin ergießt, bald von den ſchoͤnen Figuren von zwey Tritonen in weißem italieniſchen Marmor, die in dem Baſſin vor dem Tempel liegen, an- gelockt. Wenn man von dieſem Tempel nach dem Wohngebaͤude zuruͤck wieder einen trefflichen Proſpect genoſſen hat, geht man links auf einem ſchlaͤngelnden Pfad faſt an der Außenlinie des Waldes zu einem ſchoͤnen mit Vergoldung gezierten Pavillon, der auf beyden Seiten mit zwey Kabinetten durch fortlaufendes Gitterwerk, wovon Baͤnke heraustreten, verbunden iſt. Der Pavillon hat einen heitern ſehr anmuthig verzier- ten Saal, mit der freyen herrlichen Ausſicht auf die Staͤdte Hamburg und Altona hin. Er gewaͤhrt nicht allein in den Morgenſtunden die milden Erquickungen des Lichts, ſondern ergoͤtzt auch durch einen anliegenden Auftritt, den man ganz nahe vor ſich aus den Fenſtern erblickt. Dieſer Auftritt beſteht in einer Weide, worauf man eine ſchoͤne Heerde von weißen Kuͤhen umherirren ſieht, die durch ihren Anblick, durch ihr frohes Gebruͤll und das Gelaͤute ihrer Schellen ein neues Leben in dieſe Gegenden des

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/219>, abgerufen am 24.11.2024.