Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Zweyter Abschn. Bestimmung des Begriffs vom Garten. Diese Bemerkungen, die sich bey einiger Ueberlegung von selbst anbieten, leiten Demnach, so viel besonders charakterisirte Gegenden es giebt, oder so viel Ge- Dies giebt nun auch den Unterschied an, der sich zwischen einem Garten und [Abbildung]
*) S. 1sten B. S. 145. 155. 156.
Zweyter Abſchn. Beſtimmung des Begriffs vom Garten. Dieſe Bemerkungen, die ſich bey einiger Ueberlegung von ſelbſt anbieten, leiten Demnach, ſo viel beſonders charakteriſirte Gegenden es giebt, oder ſo viel Ge- Dies giebt nun auch den Unterſchied an, der ſich zwiſchen einem Garten und [Abbildung]
*) S. 1ſten B. S. 145. 155. 156.
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Zweyter Abſchn. Beſtimmung des Begriffs vom Garten.
Dieſe Bemerkungen, die ſich bey einiger Ueberlegung von ſelbſt anbieten, leiten
uns zu dem Begriff vom Garten. Er kann nichts anders ſeyn, als eine von der
Kunſt *) nachgebildete Gegend, zur Verſtaͤrkung ihrer natuͤrlichen Wirkung.
Demnach, ſo viel beſonders charakteriſirte Gegenden es giebt, oder ſo viel Ge-
genden ſich zu einem beſtimmten Charakter ausbilden laſſen, ſo viel beſondre einfache
Gaͤrten duͤrfen wir unterſcheiden. Alles, was zur feſtern Beſtimmung und zur Ver-
ſtaͤrkung der natuͤrlichen Wirkung einer Gegend beytraͤgt, das gehoͤrt in das Gebiet
der Gartenkunſt; alles aber, was dieſe Wirkung ſtoͤrt, ſchwaͤcht, unterbricht, unge-
wiß macht, iſt von ihrer Graͤnze zu verbannen.
Dies giebt nun auch den Unterſchied an, der ſich zwiſchen einem Garten und
einer blos natuͤrlichen Gegend befindet. Da die Natur in der Bildung ihrer Land-
ſchaften, bey ſo vielen hoͤhern Zwecken, nicht allezeit auf eine genaue und ſorgfaͤltige
Beſtimmung der verſchiedenen Charaktere der Gegenden ſich einſchraͤnken kann; ſo
entſpringt zuweilen daraus eine Art von Verwilderung und Vermiſchung, die zwar in
das Ganze ihrer großen Gemaͤlde wohl einſtimmt, aber weniger in kleinern Raͤumen
gefaͤllt, wo das Auge in ſeinem Urtheil nicht zerſtreut, noch geblendet wird. Eine
Gegend kann daher bluͤhend, reizend, entzuͤckend ſeyn. Allein ihr Charakter iſt nicht
immer rein, noch beſtimmt genug; nicht immer aus der großen Maſſe hervorſpringend
genug; auch fehlt ihrer Rohigkeit alle Milde, alle Verſchoͤnerung, welche die Cultur
mittheilt, alle Verſtaͤrkung ihrer Eindruͤcke, die von Genie und Geſchmack durch die
Kuͤnſte der Bearbeitung, der Anpflanzung und der Bebauung bewirkt wird.
[Abbildung]
*) S. 1ſten B. S. 145. 155. 156.
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