Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.nach dem Charakter der Gegenden. ungeschält. Das Strohdach, das auf unbehobelten Latten befestigt ist, macht zu-gleich inwendig die Decke. Beym Eintritt erblickt man einen Altar mit seinen ge- wöhnlichen Zierrathen. Man sieht hier ein Crucifix, einen Rosenkranz, Marien- bilder, Andachtsbücher; außer diesen ein Ruhebette und einen Stuhl von Holz. Alles kündigt Abgezogenheit von der Welt, Andacht und Armuth an. Durch zwey Fenster schimmert ein dürftiges Licht herein. Ueber der Thüre hängt eine Glocke. Nicht weit vom Eingang liegt ein kleiner Kirchhof, mit verschiedenen Grabmälern und einem noch offenen Grabe, das den frommen Einsiedler, der es sich selbst gegra- ben hat, erwartet. [Abbildung]
Allein Vorstellungen aus dem Einsiedlerleben der römischen Kirche werden un- noch L 3
nach dem Charakter der Gegenden. ungeſchaͤlt. Das Strohdach, das auf unbehobelten Latten befeſtigt iſt, macht zu-gleich inwendig die Decke. Beym Eintritt erblickt man einen Altar mit ſeinen ge- woͤhnlichen Zierrathen. Man ſieht hier ein Crucifix, einen Roſenkranz, Marien- bilder, Andachtsbuͤcher; außer dieſen ein Ruhebette und einen Stuhl von Holz. Alles kuͤndigt Abgezogenheit von der Welt, Andacht und Armuth an. Durch zwey Fenſter ſchimmert ein duͤrftiges Licht herein. Ueber der Thuͤre haͤngt eine Glocke. Nicht weit vom Eingang liegt ein kleiner Kirchhof, mit verſchiedenen Grabmaͤlern und einem noch offenen Grabe, das den frommen Einſiedler, der es ſich ſelbſt gegra- ben hat, erwartet. [Abbildung]
Allein Vorſtellungen aus dem Einſiedlerleben der roͤmiſchen Kirche werden un- noch L 3
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nach dem Charakter der Gegenden.
ungeſchaͤlt. Das Strohdach, das auf unbehobelten Latten befeſtigt iſt, macht zu-
gleich inwendig die Decke. Beym Eintritt erblickt man einen Altar mit ſeinen ge-
woͤhnlichen Zierrathen. Man ſieht hier ein Crucifix, einen Roſenkranz, Marien-
bilder, Andachtsbuͤcher; außer dieſen ein Ruhebette und einen Stuhl von Holz.
Alles kuͤndigt Abgezogenheit von der Welt, Andacht und Armuth an. Durch zwey
Fenſter ſchimmert ein duͤrftiges Licht herein. Ueber der Thuͤre haͤngt eine Glocke.
Nicht weit vom Eingang liegt ein kleiner Kirchhof, mit verſchiedenen Grabmaͤlern
und einem noch offenen Grabe, das den frommen Einſiedler, der es ſich ſelbſt gegra-
ben hat, erwartet.
[Abbildung]
Allein Vorſtellungen aus dem Einſiedlerleben der roͤmiſchen Kirche werden un-
ter den haͤufigern Nachahmungen bald anfangen etwas von ihrer Kraft zu verlieren,
ſo wie den Urnen die wiederholten Nachbildungen eine aͤhnliche Schwaͤchung ihres
Eindrucks drohen. Man muß ſolche nachgeahmte Werke durch Abaͤnderung ihrer
Anordnung und Verzierung mit dem Reiz der Neuheit zu beleben, oder andere Er-
findungen an ihre Stelle zu ſetzen ſuchen. Und dies kann vornehmlich durch neue
Gattungen von Gebaͤuden, zu Denkmaͤlern beſtimmt, erreicht werden. Hier iſt
noch
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