Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Achter Abschnitt. Gartenmäßige Verschönerung ganzen Gruppen von ihnen fortlaufen, bald einen großen Baumgarten durchstreichen,wo das Auge sowohl von den mancherley Blüthen, als auch den reifenden Früchten, sehr angenehm unterhalten wird. Auch zwischen den Feldern können ansehnliche Klum- pen von Obstbäumen erscheinen, und in gewissen Entfernungen vom Wege die Aus- sicht erfrischen. Kleine Zäune können sich hier selbst von Fruchtsträuchern bilden, und zuweilen mit neuer Anmuth neben den Lustpfaden hinlaufen. Doch muß alles mehr sorglos hingestreut, als bedächtig angepflanzt scheinen, und sich dem freyen und un- geschmückten Reiz der Landschaft nähern. In den weitern Entfernungen von den Wohngebäuden und den Dörfern sind die Pflanzungen, welche, so überlegt sie auch seyn mögen, doch den Anschein eines natürlichen Entstehens haben, jeder genauen Re- gelmäßigkeit vorzuziehen, und daher hat selbst eine wilde Gruppe von Fruchtbäumen einen Vorzug vor einer Allee, die aus eben diesen Bäumen besteht. Die Natur zeigt oft in der Bildung ihrer wilden Pflanzung so viel Schönheit, daß der Kunst fast nichts zum Zusatz oder zur Abänderung übrig bleibt. Buschigte Umzäunungen der Feldwege ergötzen das Auge auf eine mannichfal- Feldspazierwege müssen besonders zu den angenehmsten Stellen eines Landsitzes halten,
Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung ganzen Gruppen von ihnen fortlaufen, bald einen großen Baumgarten durchſtreichen,wo das Auge ſowohl von den mancherley Bluͤthen, als auch den reifenden Fruͤchten, ſehr angenehm unterhalten wird. Auch zwiſchen den Feldern koͤnnen anſehnliche Klum- pen von Obſtbaͤumen erſcheinen, und in gewiſſen Entfernungen vom Wege die Aus- ſicht erfriſchen. Kleine Zaͤune koͤnnen ſich hier ſelbſt von Fruchtſtraͤuchern bilden, und zuweilen mit neuer Anmuth neben den Luſtpfaden hinlaufen. Doch muß alles mehr ſorglos hingeſtreut, als bedaͤchtig angepflanzt ſcheinen, und ſich dem freyen und un- geſchmuͤckten Reiz der Landſchaft naͤhern. In den weitern Entfernungen von den Wohngebaͤuden und den Doͤrfern ſind die Pflanzungen, welche, ſo uͤberlegt ſie auch ſeyn moͤgen, doch den Anſchein eines natuͤrlichen Entſtehens haben, jeder genauen Re- gelmaͤßigkeit vorzuziehen, und daher hat ſelbſt eine wilde Gruppe von Fruchtbaͤumen einen Vorzug vor einer Allee, die aus eben dieſen Baͤumen beſteht. Die Natur zeigt oft in der Bildung ihrer wilden Pflanzung ſo viel Schoͤnheit, daß der Kunſt faſt nichts zum Zuſatz oder zur Abaͤnderung uͤbrig bleibt. Buſchigte Umzaͤunungen der Feldwege ergoͤtzen das Auge auf eine mannichfal- Feldſpazierwege muͤſſen beſonders zu den angenehmſten Stellen eines Landſitzes halten,
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Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
ganzen Gruppen von ihnen fortlaufen, bald einen großen Baumgarten durchſtreichen,
wo das Auge ſowohl von den mancherley Bluͤthen, als auch den reifenden Fruͤchten,
ſehr angenehm unterhalten wird. Auch zwiſchen den Feldern koͤnnen anſehnliche Klum-
pen von Obſtbaͤumen erſcheinen, und in gewiſſen Entfernungen vom Wege die Aus-
ſicht erfriſchen. Kleine Zaͤune koͤnnen ſich hier ſelbſt von Fruchtſtraͤuchern bilden, und
zuweilen mit neuer Anmuth neben den Luſtpfaden hinlaufen. Doch muß alles mehr
ſorglos hingeſtreut, als bedaͤchtig angepflanzt ſcheinen, und ſich dem freyen und un-
geſchmuͤckten Reiz der Landſchaft naͤhern. In den weitern Entfernungen von den
Wohngebaͤuden und den Doͤrfern ſind die Pflanzungen, welche, ſo uͤberlegt ſie auch
ſeyn moͤgen, doch den Anſchein eines natuͤrlichen Entſtehens haben, jeder genauen Re-
gelmaͤßigkeit vorzuziehen, und daher hat ſelbſt eine wilde Gruppe von Fruchtbaͤumen
einen Vorzug vor einer Allee, die aus eben dieſen Baͤumen beſteht. Die Natur zeigt
oft in der Bildung ihrer wilden Pflanzung ſo viel Schoͤnheit, daß der Kunſt faſt
nichts zum Zuſatz oder zur Abaͤnderung uͤbrig bleibt.
Buſchigte Umzaͤunungen der Feldwege ergoͤtzen das Auge auf eine mannichfal-
tige Art. Im Fruͤhling ſind ganze Stellen dieſer Gebuͤſche von den Bluͤthen des
Schleedorns und des Weißdorns uͤberſchneyt, und den erhoͤheten Rand der Zaͤune
zieren Veilchen, Schluͤſſelblumen, Maßlieben, und die Bluͤthen der Erdbeerpflan-
zen. Im Sommer begruͤßen die wilde Roſe, der Hollunder und das Geißblatt mit
ihren Wohlgeruͤchen den Vorbeygehenden. Und im Herbſt weidet ſich ſein Auge an
den Farben der beerentragenden Straͤucher. Zugleich ſind dieſe Umzaͤunungen der
Aufenthalt vieler Singvoͤgel, die den Weg beleben.
Feldſpazierwege muͤſſen beſonders zu den angenehmſten Stellen eines Landſitzes
umherleiten und ſie mit einander verbinden. Solche Stellen koͤnnen durch ein Ge-
baͤude, durch einen Sitz, durch ein Gelaͤnder am ſteilen Abhang, und durch irgend
ein anderes Merkmal der Bezeichnung dem Auge ankuͤndigen, daß ſie ſich durch ihre
Schoͤnheit uͤber die uͤbrigen Gegenden erheben. Eine Huͤtte, ein Borkhaus, oder ein
anderes laͤndliches Gebaͤude kann zugleich zur Aufnahme einer Geſellſchaft eingerich-
tet werden. Es hoͤrt ſodann auf, blos ein Gegenſtand der Verzierung zu ſeyn; ſelbſt
die Bezeichnung des Orts iſt nicht mehr ſeine einzige Beſtimmung; es wird zugleich
durch ſeinen Nutzen erheblich, indem es bey dem Ueberfall eines Regens ſeinen
Schirm anbietet, und zu geſellſchaftlichen laͤndlichen Ergoͤtzungen dient; und liegt es
in einiger Entfernung von dem Wohnhauſe, ſo behaͤlt es, da es kein beſtaͤndiger Pro-
ſpect iſt, noch einen gewiſſen Reiz der Neuheit, den oft die naͤchſten Plaͤtze, die am
meiſten beſucht werden, allmaͤlig zu verlieren pflegen. Ein ſolches Gebaͤude kann zu-
weilen in einem beſondern Theil die Wohnung eines einzelnen alten Greiſes ent-
halten,
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