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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Achter Abschnitt. Gartenmäßige Verschönerung
oder zwey Stücken schönen Wiesengrundes besteht, und häufig mit Fruchtbäu-
men umkränzt ist. Wir traten in einige Häuser, die alle von Holz gebauet
sind. Reinlichkeit und Gemächlichkeit sind die Hauptabsicht der Besitzer, und
die erste leuchtet überall so ftark hervor, daß es mir ein merkwürdiger Beweis
ist, wie viel dies Volk auf dieses wesentliche Erforderniß hält. Die ununter-
drochene Kette bebaueter Berge, die häufig mit Gehölz bedeckt und mit Höfen
über und über besetzt ist, stellt eine unbeschreiblich schöne Landschaft dar; und
diese Landwohnungen liegen alle auf ihrem ganz eigenen Fleckchen, als wenn es
ihnen der Genius des Geschmacks ausgesucht hätte, um ihnen die vortrefflichste
Wirkung zu geben. Man sieht, daß sie so vielen einzeln von einander unab-
hängigen Familien zugehören, die doch so gesellig, als unabhängig, und nur
zu der Behauptung der gemeinschaftlichen Freyheit verbunden find. Der größte
Theil der Einwohner ist noch der ursprünglichen Einfalt des Hirtenlebens ge-
treu. -- Diese Schilderungen sind von verschiedenen Beobachtern und aus ver-
schiedenen Gegenständen der Schweiz ausgehoben; ich finde darinn eben die
Beodachtungen, die ich an diesen Oertern selbst zu machen das Vergnügen ge-
habt. Eben diese Anmuthigkeit der Lagen, eben diese Reinlichkeit und Bequem-
lichkeit der Landwohnungen, eben dieser Wohlstand ihrer Eigenthümer ist durch
alle Kantons ausgebreitet, und dazu kömmt, daß das ganze Land fast nichts
als einen großen zusammenhangenden Obstgarten darstellt, der in vielen Gegen-
den mit den reichsten Weinbergen abwechselt. Mancher Edelmann in Deutsch-
land
hat keine so gute, nette und anmuthige Wohnung, als der Bauer in der
Schweiz. Die meisten Dorfhäuser sind mit einem großen Vordach versehen,
das weit über den Grund des Gebäudes hervorragt, und Schnee, Regen und
Wind abhält. Die Landwohnungen im Kanton Bern unterscheiden sich durch eine
eigenthümliche Bauart, wie diese Vorstellung zeigt.

Entfernt

Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
oder zwey Stuͤcken ſchoͤnen Wieſengrundes beſteht, und haͤufig mit Fruchtbaͤu-
men umkraͤnzt iſt. Wir traten in einige Haͤuſer, die alle von Holz gebauet
ſind. Reinlichkeit und Gemaͤchlichkeit ſind die Hauptabſicht der Beſitzer, und
die erſte leuchtet uͤberall ſo ftark hervor, daß es mir ein merkwuͤrdiger Beweis
iſt, wie viel dies Volk auf dieſes weſentliche Erforderniß haͤlt. Die ununter-
drochene Kette bebaueter Berge, die haͤufig mit Gehoͤlz bedeckt und mit Hoͤfen
uͤber und uͤber beſetzt iſt, ſtellt eine unbeſchreiblich ſchoͤne Landſchaft dar; und
dieſe Landwohnungen liegen alle auf ihrem ganz eigenen Fleckchen, als wenn es
ihnen der Genius des Geſchmacks ausgeſucht haͤtte, um ihnen die vortrefflichſte
Wirkung zu geben. Man ſieht, daß ſie ſo vielen einzeln von einander unab-
haͤngigen Familien zugehoͤren, die doch ſo geſellig, als unabhaͤngig, und nur
zu der Behauptung der gemeinſchaftlichen Freyheit verbunden find. Der groͤßte
Theil der Einwohner iſt noch der urſpruͤnglichen Einfalt des Hirtenlebens ge-
treu. — Dieſe Schilderungen ſind von verſchiedenen Beobachtern und aus ver-
ſchiedenen Gegenſtaͤnden der Schweiz ausgehoben; ich finde darinn eben die
Beodachtungen, die ich an dieſen Oertern ſelbſt zu machen das Vergnuͤgen ge-
habt. Eben dieſe Anmuthigkeit der Lagen, eben dieſe Reinlichkeit und Bequem-
lichkeit der Landwohnungen, eben dieſer Wohlſtand ihrer Eigenthuͤmer iſt durch
alle Kantons ausgebreitet, und dazu koͤmmt, daß das ganze Land faſt nichts
als einen großen zuſammenhangenden Obſtgarten darſtellt, der in vielen Gegen-
den mit den reichſten Weinbergen abwechſelt. Mancher Edelmann in Deutſch-
land
hat keine ſo gute, nette und anmuthige Wohnung, als der Bauer in der
Schweiz. Die meiſten Dorfhaͤuſer ſind mit einem großen Vordach verſehen,
das weit uͤber den Grund des Gebaͤudes hervorragt, und Schnee, Regen und
Wind abhaͤlt. Die Landwohnungen im Kanton Bern unterſcheiden ſich durch eine
eigenthuͤmliche Bauart, wie dieſe Vorſtellung zeigt.

Entfernt
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[164/0172] Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung oder zwey Stuͤcken ſchoͤnen Wieſengrundes beſteht, und haͤufig mit Fruchtbaͤu- men umkraͤnzt iſt. Wir traten in einige Haͤuſer, die alle von Holz gebauet ſind. Reinlichkeit und Gemaͤchlichkeit ſind die Hauptabſicht der Beſitzer, und die erſte leuchtet uͤberall ſo ftark hervor, daß es mir ein merkwuͤrdiger Beweis iſt, wie viel dies Volk auf dieſes weſentliche Erforderniß haͤlt. Die ununter- drochene Kette bebaueter Berge, die haͤufig mit Gehoͤlz bedeckt und mit Hoͤfen uͤber und uͤber beſetzt iſt, ſtellt eine unbeſchreiblich ſchoͤne Landſchaft dar; und dieſe Landwohnungen liegen alle auf ihrem ganz eigenen Fleckchen, als wenn es ihnen der Genius des Geſchmacks ausgeſucht haͤtte, um ihnen die vortrefflichſte Wirkung zu geben. Man ſieht, daß ſie ſo vielen einzeln von einander unab- haͤngigen Familien zugehoͤren, die doch ſo geſellig, als unabhaͤngig, und nur zu der Behauptung der gemeinſchaftlichen Freyheit verbunden find. Der groͤßte Theil der Einwohner iſt noch der urſpruͤnglichen Einfalt des Hirtenlebens ge- treu. — Dieſe Schilderungen ſind von verſchiedenen Beobachtern und aus ver- ſchiedenen Gegenſtaͤnden der Schweiz ausgehoben; ich finde darinn eben die Beodachtungen, die ich an dieſen Oertern ſelbſt zu machen das Vergnuͤgen ge- habt. Eben dieſe Anmuthigkeit der Lagen, eben dieſe Reinlichkeit und Bequem- lichkeit der Landwohnungen, eben dieſer Wohlſtand ihrer Eigenthuͤmer iſt durch alle Kantons ausgebreitet, und dazu koͤmmt, daß das ganze Land faſt nichts als einen großen zuſammenhangenden Obſtgarten darſtellt, der in vielen Gegen- den mit den reichſten Weinbergen abwechſelt. Mancher Edelmann in Deutſch- land hat keine ſo gute, nette und anmuthige Wohnung, als der Bauer in der Schweiz. Die meiſten Dorfhaͤuſer ſind mit einem großen Vordach verſehen, das weit uͤber den Grund des Gebaͤudes hervorragt, und Schnee, Regen und Wind abhaͤlt. Die Landwohnungen im Kanton Bern unterſcheiden ſich durch eine eigenthuͤmliche Bauart, wie dieſe Vorſtellung zeigt. Entfernt

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/172>, abgerufen am 21.11.2024.