Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Achter Abschn. Gartenmäßige Verschönerung ihm durch die Richtungen des Weges und durch kluge Bepflanzung mit Baum-gruppen und Gebüschen. Wenn die Bepflanzung, anstatt der Bäume, mit Zäunen abwechselt, so Noch sollte man auf Mittel sinnen, Denkmäler und Bäume an den Land- mit
Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung ihm durch die Richtungen des Weges und durch kluge Bepflanzung mit Baum-gruppen und Gebuͤſchen. Wenn die Bepflanzung, anſtatt der Baͤume, mit Zaͤunen abwechſelt, ſo Noch ſollte man auf Mittel ſinnen, Denkmaͤler und Baͤume an den Land- mit
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Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
ihm durch die Richtungen des Weges und durch kluge Bepflanzung mit Baum-
gruppen und Gebuͤſchen.
Wenn die Bepflanzung, anſtatt der Baͤume, mit Zaͤunen abwechſelt, ſo
muͤſſen dieſe klein und niedrig gehalten werden, um weder der Luft den Zugang,
noch dem Auge die Ausſicht zu verſchließen. Die mit Hecken eingeſchloſſenen Redder,
oder enge eingezaͤunte Landſtraßen, die man in Niederſachſen ſo haͤufig findet,
machen gerade das Gegentheil von dieſer Anmerkung. Sie ermuͤden durch beſtaͤn-
dige Verſchließung, und verlaͤngern den Weg durch Langeweile. Indem die hohen
Gebuͤſche der Sonne und den Winden den Eingang verſperren, ſo muͤſſen die Wege,
zumal in einem ſo fetten Boden und unter einem ſo feuchten Klima, faſt immer
unbrauchbar ſeyn. Sie ſind nicht mit der noͤthigen Erhoͤhung in der Mitte, wo-
durch die Feuchtigkeit abfließen koͤnnte, angelegt, ſind bald ausgefahren, tief und
voll Loͤcher. Verbeſſerungen werden ohne merklichen Nutzen verſchwendet, wenn
die Urſachen der Verſchlimmerung nicht gehoben werden. Oft iſt das, was Ver-
beſſerung ſeyn ſoll, nur Verſchlimmerung; dahin gehoͤrt die Ausfuͤllung der Tiefen
mit Holz, das bald vermodert und die Loͤcher ſowohl durch das Ruͤtteln der Wagen,
als auch durch ſeine Verweſung vergroͤßert. Eben dieſe Redder waren vormals
geliebte Schlupfwinkel der Raͤuber. Und noch immer legt man ſie an, weil ſie
von dem alten Vorurtheil, das fuͤr die Stimme der Vernunſt zu taub iſt, beguͤn-
ſtigt werden.
Noch ſollte man auf Mittel ſinnen, Denkmaͤler und Baͤume an den Land-
ſtraßen vor aller Verletzung der Bosheit oder des Muthwillens zu ſichern. Beſtra-
fung von der Obrigkeit iſt zwar zum Theil von einiger Wirkung, aber immer ein
trauriges und oft unzulaͤngliches Mittel. Wichtiger waͤre es, gerade auf die Den-
kungsart des großen Haufens durch moraliſche Kraft zu wirken, und ihm eine ſo
erhebende Meynung von ſolchen oͤffentlichen Gegenſtaͤnden einzufloͤßen, daß er ſie mit
einer Art von Ehrfurcht fuͤr heilig anſehen lernte. Man muͤßte gleich bey der Erzie-
hung der Jugend anfangen, und ſie fruͤhzeitig zur dankbaren Achtung gegen gemein-
nuͤtzige Anſtalten gewoͤhnen. Die Prediger muͤßten dieſe Geſinnung durch Gruͤnde
in ihrem oͤffentlichen Unterricht unterſtuͤtzen. Den muthwilligen Schaͤnder eines
Baums oder eines Kunſtwerks muͤßte die Verachtung der Geſellſchaft verfolgen, ſein
Name muͤßte in feyerlichen Zuſammenkuͤnften oͤffentlich genennet werden, als der
Name eines Frevlers, der ſich an einem Heiligthum, das nicht ihm, das dem
Publicum zugehoͤrt, vergriffen haͤtte. Ohne Zweifel waͤre die Vereinigung dieſer
Mittel wirkſamer, als Beſtrafungen an Geld oder mit Gefaͤngniß. Anſtalten, die
fuͤr die Sicherheit oder fuͤr das Vergnuͤgen der buͤrgerlichen Geſellſchaft gemacht ſind,
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