Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Achter Abschn. Gartenmäßige Verschönerung Abnehmens der Blätter werden sie nicht allein niedrig gehalten, sondern sind auchfast immer laublos; sie dienen eben so wenig zur Beschattung, als sie dem Auge einen erfrischenden Anblick darstellen. Die Landstraßen in der fruchtbaren und schönen Grafschaft Hanau gehören Eine der merkwürdigsten Landstraßen ist die von Frankfurt am Mayn nach dahin-
Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung Abnehmens der Blaͤtter werden ſie nicht allein niedrig gehalten, ſondern ſind auchfaſt immer laublos; ſie dienen eben ſo wenig zur Beſchattung, als ſie dem Auge einen erfriſchenden Anblick darſtellen. Die Landſtraßen in der fruchtbaren und ſchoͤnen Grafſchaft Hanau gehoͤren Eine der merkwuͤrdigſten Landſtraßen iſt die von Frankfurt am Mayn nach dahin-
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Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
Abnehmens der Blaͤtter werden ſie nicht allein niedrig gehalten, ſondern ſind auch
faſt immer laublos; ſie dienen eben ſo wenig zur Beſchattung, als ſie dem Auge
einen erfriſchenden Anblick darſtellen.
Die Landſtraßen in der fruchtbaren und ſchoͤnen Grafſchaft Hanau gehoͤren
zu den beſten, die man nur ſehen kann. Sie ſind ſo eben gebauet, und werden ſo
ſorgfaͤltig unterhalten, daß man ſie vollkommen mit der vortrefflichen Straße ver-
gleichen kann, die von Kopenhagen nach Friedensburg fuͤhrt. Die Obſtbaͤume,
womit einige Straßen eingefaßt ſind, beſonders die Wallnußbaͤume geben zugleich
eine nuͤtzliche Verzierung; unter den Fruchtbaͤumen ſind dieſe, nebſt den aͤchten
Kaſtanienbaͤumen, wegen der Beſchattung wohl die ſchicklichſten zur Beſetzung
oͤffentlicher Wege. Einige andre Straßen dieſes Gebiets ſind mit Linden und Roß-
kaſtanien bepflanzt.
Eine der merkwuͤrdigſten Landſtraßen iſt die von Frankfurt am Mayn nach
Maynz. Sie iſt eine der beſten gebaueten Straßen, ſo feſt, ſo eben, daß man
die vier Meilen in weniger als vier Stunden leicht hinunterrollt. Rings umher ver-
breiten ſich die Landſchaften in eine weite Ebene, voll Fruchtbarkeit und reich an
ſchoͤnen Doͤrfern, die ſich im Maynziſchen ſo trefflich auszeichnen; zur Rechten
ſchwellen in der Ferne der Graͤnze Berge empor. Hinter Hoͤchſt iſt die Straße an
verſchiedenen Stellen mit Obſtbaͤumen, vornehmlich mit ziemlich erwachſenen Wall-
nußbaͤumen, bepflanzt, unter deren Schatten man hinfaͤhrt. Nichts iſt reizender,
als die Hoͤhe, wo man auf einmal den Mayn und den Rhein erblickt, die in einiger
Entfernung von einander daher ſtroͤmen und ſich beyde Maynz naͤhern, wo ſie ſich
vereinigen. Dieſe ehrwuͤrdige Stadt hebt ſich hier zugleich mit ihrem praͤchtigen Dom,
mit ihren vielen Kirchen, Thuͤrmen und Palaͤſten dem Auge ſtolz entgegen; und hinter
ihr, wo der mit dem Mayn erweiterte Rhein ſich hinabwaͤlzt, glaͤnzt eine der herr-
lichſten Landſchaften mit weit dahin daͤmmernden Bergen. Bey dieſem Anblick ſchwellt
der Geiſt zu einer hohen Wonne empor. Man kann ſich den beruͤhmteſten Hauptſtaͤdten
naͤhern, ohne etwas von dieſem neuen und erhebenden Gefuͤhl wahrzunehmen. Der
Dom mit ſeinen Thuͤrmen bis in die Spitze von rothen Sandſteinen erbauet, die
großen Maſſen der vielen Kirchen umher, worunter die der Anguſtiner, des St.
Peter und des Ignatius zu den edelſten und praͤchtigſten Gebaͤuden dieſer Art ge-
hoͤren, die Vorſtellungen von Andacht und Buͤßungen, die ſich durch die Menge der
Kloͤſter, der Kreuze, der Bilder der Heiligen am Wege, der Seele aufdringen,
dazwiſchen der Reiz von lieblichen Weinfeldern, von Obſtwaͤldern und Gemuͤsfluren,
die ſich immer vermehren, das maͤchtige ſtuͤrmeriſche Fortſtroͤmen des ſtolzen Rheins,
der ſeinen ſchwaͤchern beſcheidenen Bruder, den Mayn, gleichſam am Arm mit ſich
dahin-
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