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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
2.

Seit einiger Zeit beginnen die Vornehmen in Schottland, mit einer nützli-
chen Nacheiferung nicht allein Landhäuser in einem bessern Stil, als ihre alten
Schlösser zeigen, sondern auch neue Pflanzungen anzulegen. Diese Unternehmun-
gen verdienen nach dem, was bereits über Schottland *) bemerkt ist, hier noch
einige Anzeige.

In der Landschaft Berwik zu Lees hat der Baronet Pringle einen Landsitz,
den er nicht nur mit vielem Geschmack angelegt, sondern auch mit vielen landwirth-
schaftlichen Verbesserungen zum Muster für die ganze Nachbarschaft umgeben hat.
Die Vorderseite des Gebäudes hat vier corinthische Pfeiler, und in den Flügeln
sind die Küchen und Wohnungen der Bedienten angebracht. Gegen die Nord-
winde ist es durch die angelegten Pflanzungen gesichert, und auf der Südseite hat
man den schönen Prospect einer großen Brücke und der Tweed. Am westlichen
Ende des Wiesengrundes, der hin und wieder kleine Gebüsche hat, steht ein offener
jonischer Tempel, von dem man ebenfalls eine reizende Aussicht über die Tweed
und die umliegenden Gegenden genießt.

In East-Lothian ist Broxmuth, der angenehme Landsitz des Herzogs Rox-
bourgh,
merkwürdig. Das Gebäude liegt in einem weitläuftigen Parke, der
gegen die See zu außerordentlich angepflanzt ist. In eben dieser Landschaft hat sich
der Marquis von Tweedale zu Yester durch ungemein weitläuftige Pflanzungen
von schottischen Kiefern, die vielen andern Edelleuten ein Beyspiel einer wichtigen
Verbesserung gegeben, verdient gemacht. Das Landhaus ist schön und ansehnlich.
Ein kleiner schneller Fluß läuft bey dem Hause vorbey, und macht durch sein Geräusch
in dem Park, der weitläuftig ist, die Scenen sehr ländlich und angenehm. Die
Ställe, die Wagenscheuer, das Hünerhaus und andre Gebäude liegen in einiger
Entfernung vom Wohnhause im Park, welches bey allen vornehmen Landhäusern in
Schottland üblich ist.

Eine der ersten Merkwürdigkeiten in der Landschaft West-Lothian ist Hope-
tonhouse,
der Landsitz des Grafen von Hopeton. Das Haus steht auf einer rei-
zenden Ebene am Ufer des Flusses. Es war anfänglich ein freystehendes viereckig-
tes Gebäude; vor einiger Zeit aber hat man Seitengebäude hinzugefügt, und sie
mit dem mittlern durch Colonnaden verbunden, die dem Ganzen ein prächtiges An-
sehen geben. Die Vorderseite hat korinthische Säulen. Man hat aus ihr die
schönsten Prospecte von Land und Meer, und eine Strecke von 40 (engl.) Meilen

von
*) 1ster B. S. 70 -- 71. 4ter B. S. 110 -- 111. 118 -- 120.
Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
2.

Seit einiger Zeit beginnen die Vornehmen in Schottland, mit einer nuͤtzli-
chen Nacheiferung nicht allein Landhaͤuſer in einem beſſern Stil, als ihre alten
Schloͤſſer zeigen, ſondern auch neue Pflanzungen anzulegen. Dieſe Unternehmun-
gen verdienen nach dem, was bereits uͤber Schottland *) bemerkt iſt, hier noch
einige Anzeige.

In der Landſchaft Berwik zu Lees hat der Baronet Pringle einen Landſitz,
den er nicht nur mit vielem Geſchmack angelegt, ſondern auch mit vielen landwirth-
ſchaftlichen Verbeſſerungen zum Muſter fuͤr die ganze Nachbarſchaft umgeben hat.
Die Vorderſeite des Gebaͤudes hat vier corinthiſche Pfeiler, und in den Fluͤgeln
ſind die Kuͤchen und Wohnungen der Bedienten angebracht. Gegen die Nord-
winde iſt es durch die angelegten Pflanzungen geſichert, und auf der Suͤdſeite hat
man den ſchoͤnen Proſpect einer großen Bruͤcke und der Tweed. Am weſtlichen
Ende des Wieſengrundes, der hin und wieder kleine Gebuͤſche hat, ſteht ein offener
joniſcher Tempel, von dem man ebenfalls eine reizende Ausſicht uͤber die Tweed
und die umliegenden Gegenden genießt.

In Eaſt-Lothian iſt Broxmuth, der angenehme Landſitz des Herzogs Rox-
bourgh,
merkwuͤrdig. Das Gebaͤude liegt in einem weitlaͤuftigen Parke, der
gegen die See zu außerordentlich angepflanzt iſt. In eben dieſer Landſchaft hat ſich
der Marquis von Tweedale zu Yeſter durch ungemein weitlaͤuftige Pflanzungen
von ſchottiſchen Kiefern, die vielen andern Edelleuten ein Beyſpiel einer wichtigen
Verbeſſerung gegeben, verdient gemacht. Das Landhaus iſt ſchoͤn und anſehnlich.
Ein kleiner ſchneller Fluß laͤuft bey dem Hauſe vorbey, und macht durch ſein Geraͤuſch
in dem Park, der weitlaͤuftig iſt, die Scenen ſehr laͤndlich und angenehm. Die
Staͤlle, die Wagenſcheuer, das Huͤnerhaus und andre Gebaͤude liegen in einiger
Entfernung vom Wohnhauſe im Park, welches bey allen vornehmen Landhaͤuſern in
Schottland uͤblich iſt.

Eine der erſten Merkwuͤrdigkeiten in der Landſchaft Weſt-Lothian iſt Hope-
tonhouſe,
der Landſitz des Grafen von Hopeton. Das Haus ſteht auf einer rei-
zenden Ebene am Ufer des Fluſſes. Es war anfaͤnglich ein freyſtehendes viereckig-
tes Gebaͤude; vor einiger Zeit aber hat man Seitengebaͤude hinzugefuͤgt, und ſie
mit dem mittlern durch Colonnaden verbunden, die dem Ganzen ein praͤchtiges An-
ſehen geben. Die Vorderſeite hat korinthiſche Saͤulen. Man hat aus ihr die
ſchoͤnſten Proſpecte von Land und Meer, und eine Strecke von 40 (engl.) Meilen

von
*) 1ſter B. S. 70 — 71. 4ter B. S. 110 — 111. 118 — 120.
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[279/0287] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. 2. Seit einiger Zeit beginnen die Vornehmen in Schottland, mit einer nuͤtzli- chen Nacheiferung nicht allein Landhaͤuſer in einem beſſern Stil, als ihre alten Schloͤſſer zeigen, ſondern auch neue Pflanzungen anzulegen. Dieſe Unternehmun- gen verdienen nach dem, was bereits uͤber Schottland *) bemerkt iſt, hier noch einige Anzeige. In der Landſchaft Berwik zu Lees hat der Baronet Pringle einen Landſitz, den er nicht nur mit vielem Geſchmack angelegt, ſondern auch mit vielen landwirth- ſchaftlichen Verbeſſerungen zum Muſter fuͤr die ganze Nachbarſchaft umgeben hat. Die Vorderſeite des Gebaͤudes hat vier corinthiſche Pfeiler, und in den Fluͤgeln ſind die Kuͤchen und Wohnungen der Bedienten angebracht. Gegen die Nord- winde iſt es durch die angelegten Pflanzungen geſichert, und auf der Suͤdſeite hat man den ſchoͤnen Proſpect einer großen Bruͤcke und der Tweed. Am weſtlichen Ende des Wieſengrundes, der hin und wieder kleine Gebuͤſche hat, ſteht ein offener joniſcher Tempel, von dem man ebenfalls eine reizende Ausſicht uͤber die Tweed und die umliegenden Gegenden genießt. In Eaſt-Lothian iſt Broxmuth, der angenehme Landſitz des Herzogs Rox- bourgh, merkwuͤrdig. Das Gebaͤude liegt in einem weitlaͤuftigen Parke, der gegen die See zu außerordentlich angepflanzt iſt. In eben dieſer Landſchaft hat ſich der Marquis von Tweedale zu Yeſter durch ungemein weitlaͤuftige Pflanzungen von ſchottiſchen Kiefern, die vielen andern Edelleuten ein Beyſpiel einer wichtigen Verbeſſerung gegeben, verdient gemacht. Das Landhaus iſt ſchoͤn und anſehnlich. Ein kleiner ſchneller Fluß laͤuft bey dem Hauſe vorbey, und macht durch ſein Geraͤuſch in dem Park, der weitlaͤuftig iſt, die Scenen ſehr laͤndlich und angenehm. Die Staͤlle, die Wagenſcheuer, das Huͤnerhaus und andre Gebaͤude liegen in einiger Entfernung vom Wohnhauſe im Park, welches bey allen vornehmen Landhaͤuſern in Schottland uͤblich iſt. Eine der erſten Merkwuͤrdigkeiten in der Landſchaft Weſt-Lothian iſt Hope- tonhouſe, der Landſitz des Grafen von Hopeton. Das Haus ſteht auf einer rei- zenden Ebene am Ufer des Fluſſes. Es war anfaͤnglich ein freyſtehendes viereckig- tes Gebaͤude; vor einiger Zeit aber hat man Seitengebaͤude hinzugefuͤgt, und ſie mit dem mittlern durch Colonnaden verbunden, die dem Ganzen ein praͤchtiges An- ſehen geben. Die Vorderſeite hat korinthiſche Saͤulen. Man hat aus ihr die ſchoͤnſten Proſpecte von Land und Meer, und eine Strecke von 40 (engl.) Meilen von *) 1ſter B. S. 70 — 71. 4ter B. S. 110 — 111. 118 — 120.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/287>, abgerufen am 26.11.2024.