Von hier kommt man durch ein angenehmes, beschattetes Thal im untern Theil des Gehölzes, und endlich durch eine vierfache Allee auf die Landstraße, welche nach Willanow führt, das eine Viertelstunde davon entfernt ist. Diese glücklichen Gefilde zeichnen sich so, wie alle weitläuftigen Besitzungen des fürstl. Czartoryski- schen Hauses, durch schöne Dörfer, treffliche Aecker, Wiesen und Alleen, unter allen andern hiesiges Landes aus, und man spürt überall die Frucht einer weisen Ver- waltung, und die glücklichen Folgen von den unermüdeten Bemühungen des verstor- benen Fürsten, Ordnung und Wohlstand unter seinen Unterthanen zu verbreiten, und, was so selten anzutreffen, wahre fürstliche Größe, mit guter Wirthschaft zu vereinigen, wozu er sich größtentheils deutscher Männer in den vornehmsten Posten bedienete.
Zu dem mitten in diesen gesegneten Gegenden gelegenen Lustschlosse Willanow, führen von allen Seiten breite Alleen, die sich in dem vor ihm liegenden großen mit alten Linden besetzten Platze enden, der mit vielen kleinen Wohngebäuden, einem großen Wirthshause und einer Kirche umgeben ist. Das Schloß selbst hat das Ansehen eines vor kurzem errichteten Gebäudes, ob solches gleich beynahe hundert Jahr stehet; so sehr ist jederzeit auf die Erhaltung desselben gesehen worden. Es gleicht völlig den italiänischen Villen, ist auch größtentheils das Werk eines ita- liänischen Baumeisters; und ob gleich bey genauer Untersuchung sich viele Fehler gegen den reinen Geschmack zeigen, so ist es doch im Ganzen genommen ein schönes Werk, werth von Königen bewohnt zu werden, wie Johann, aus dem Sobies- kischen Hause, sich solches dazu erbauet hat, auch darinnen gestorben ist. Der König August der II. hat es auch zum Bewohnen besessen. Es bestehet in einem Hauptgebäude von zwey Stockwerken, mit zween daran liegenden Flügeln, und ist mit korinthischen anstoßenden Säulen und Pilastern verziert, zwischen welche Sta- tuen, Büsten, und Basreliefs angebracht sind. Das Dach ist meist platt, mit Kupfer gedeckt und durch eine Balustrade versteckt, auf welcher Statuen und Vasen stehen. Diese Statuen sind mehr als mittelmäßig, besonders eine Flora auf der Hofseite sehr schön. Die am Untertheile des Gebäudes in Nischen angebrachten Statuen und Büsten aber, größtentheils Krüpel, die Basreliefs aber leidlich. Der mittlere Theil des Hauptgebäudes ist ein Stockwerk höher, als das übrige, und enthält einen Billardsaal; an den beyden Enden des Hauptgebäudes stehen zwey mit Kupfer bekleidete Thürme. Zwey große geräumige Höfe, mit Gebäuden ein- geschlossen, und ein ansehnliches Portal mit Basreliefs und Statuen geziert, dienen zum Eingange. Die innerliche Einrichtung und Meublirung ist dem Aeußerlichen angemessen, groß und kostbar, in dem vor 50 Jahren herrschenden Geschmack;
alle
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Von hier kommt man durch ein angenehmes, beſchattetes Thal im untern Theil des Gehoͤlzes, und endlich durch eine vierfache Allee auf die Landſtraße, welche nach Willanow fuͤhrt, das eine Viertelſtunde davon entfernt iſt. Dieſe gluͤcklichen Gefilde zeichnen ſich ſo, wie alle weitlaͤuftigen Beſitzungen des fuͤrſtl. Czartoryski- ſchen Hauſes, durch ſchoͤne Doͤrfer, treffliche Aecker, Wieſen und Alleen, unter allen andern hieſiges Landes aus, und man ſpuͤrt uͤberall die Frucht einer weiſen Ver- waltung, und die gluͤcklichen Folgen von den unermuͤdeten Bemuͤhungen des verſtor- benen Fuͤrſten, Ordnung und Wohlſtand unter ſeinen Unterthanen zu verbreiten, und, was ſo ſelten anzutreffen, wahre fuͤrſtliche Groͤße, mit guter Wirthſchaft zu vereinigen, wozu er ſich groͤßtentheils deutſcher Maͤnner in den vornehmſten Poſten bedienete.
Zu dem mitten in dieſen geſegneten Gegenden gelegenen Luſtſchloſſe Willanow, fuͤhren von allen Seiten breite Alleen, die ſich in dem vor ihm liegenden großen mit alten Linden beſetzten Platze enden, der mit vielen kleinen Wohngebaͤuden, einem großen Wirthshauſe und einer Kirche umgeben iſt. Das Schloß ſelbſt hat das Anſehen eines vor kurzem errichteten Gebaͤudes, ob ſolches gleich beynahe hundert Jahr ſtehet; ſo ſehr iſt jederzeit auf die Erhaltung deſſelben geſehen worden. Es gleicht voͤllig den italiaͤniſchen Villen, iſt auch groͤßtentheils das Werk eines ita- liaͤniſchen Baumeiſters; und ob gleich bey genauer Unterſuchung ſich viele Fehler gegen den reinen Geſchmack zeigen, ſo iſt es doch im Ganzen genommen ein ſchoͤnes Werk, werth von Koͤnigen bewohnt zu werden, wie Johann, aus dem Sobies- kiſchen Hauſe, ſich ſolches dazu erbauet hat, auch darinnen geſtorben iſt. Der Koͤnig Auguſt der II. hat es auch zum Bewohnen beſeſſen. Es beſtehet in einem Hauptgebaͤude von zwey Stockwerken, mit zween daran liegenden Fluͤgeln, und iſt mit korinthiſchen anſtoßenden Saͤulen und Pilaſtern verziert, zwiſchen welche Sta- tuen, Buͤſten, und Basreliefs angebracht ſind. Das Dach iſt meiſt platt, mit Kupfer gedeckt und durch eine Baluſtrade verſteckt, auf welcher Statuen und Vaſen ſtehen. Dieſe Statuen ſind mehr als mittelmaͤßig, beſonders eine Flora auf der Hofſeite ſehr ſchoͤn. Die am Untertheile des Gebaͤudes in Niſchen angebrachten Statuen und Buͤſten aber, groͤßtentheils Kruͤpel, die Basreliefs aber leidlich. Der mittlere Theil des Hauptgebaͤudes iſt ein Stockwerk hoͤher, als das uͤbrige, und enthaͤlt einen Billardſaal; an den beyden Enden des Hauptgebaͤudes ſtehen zwey mit Kupfer bekleidete Thuͤrme. Zwey große geraͤumige Hoͤfe, mit Gebaͤuden ein- geſchloſſen, und ein anſehnliches Portal mit Basreliefs und Statuen geziert, dienen zum Eingange. Die innerliche Einrichtung und Meublirung iſt dem Aeußerlichen angemeſſen, groß und koſtbar, in dem vor 50 Jahren herrſchenden Geſchmack;
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Von hier kommt man durch ein angenehmes, beſchattetes Thal im untern
Theil des Gehoͤlzes, und endlich durch eine vierfache Allee auf die Landſtraße, welche
nach Willanow fuͤhrt, das eine Viertelſtunde davon entfernt iſt. Dieſe gluͤcklichen
Gefilde zeichnen ſich ſo, wie alle weitlaͤuftigen Beſitzungen des fuͤrſtl. Czartoryski-
ſchen Hauſes, durch ſchoͤne Doͤrfer, treffliche Aecker, Wieſen und Alleen, unter
allen andern hieſiges Landes aus, und man ſpuͤrt uͤberall die Frucht einer weiſen Ver-
waltung, und die gluͤcklichen Folgen von den unermuͤdeten Bemuͤhungen des verſtor-
benen Fuͤrſten, Ordnung und Wohlſtand unter ſeinen Unterthanen zu verbreiten,
und, was ſo ſelten anzutreffen, wahre fuͤrſtliche Groͤße, mit guter Wirthſchaft zu
vereinigen, wozu er ſich groͤßtentheils deutſcher Maͤnner in den vornehmſten Poſten
bedienete.
Zu dem mitten in dieſen geſegneten Gegenden gelegenen Luſtſchloſſe Willanow,
fuͤhren von allen Seiten breite Alleen, die ſich in dem vor ihm liegenden großen mit
alten Linden beſetzten Platze enden, der mit vielen kleinen Wohngebaͤuden, einem
großen Wirthshauſe und einer Kirche umgeben iſt. Das Schloß ſelbſt hat das
Anſehen eines vor kurzem errichteten Gebaͤudes, ob ſolches gleich beynahe hundert
Jahr ſtehet; ſo ſehr iſt jederzeit auf die Erhaltung deſſelben geſehen worden. Es
gleicht voͤllig den italiaͤniſchen Villen, iſt auch groͤßtentheils das Werk eines ita-
liaͤniſchen Baumeiſters; und ob gleich bey genauer Unterſuchung ſich viele Fehler
gegen den reinen Geſchmack zeigen, ſo iſt es doch im Ganzen genommen ein ſchoͤnes
Werk, werth von Koͤnigen bewohnt zu werden, wie Johann, aus dem Sobies-
kiſchen Hauſe, ſich ſolches dazu erbauet hat, auch darinnen geſtorben iſt. Der
Koͤnig Auguſt der II. hat es auch zum Bewohnen beſeſſen. Es beſtehet in einem
Hauptgebaͤude von zwey Stockwerken, mit zween daran liegenden Fluͤgeln, und iſt
mit korinthiſchen anſtoßenden Saͤulen und Pilaſtern verziert, zwiſchen welche Sta-
tuen, Buͤſten, und Basreliefs angebracht ſind. Das Dach iſt meiſt platt, mit
Kupfer gedeckt und durch eine Baluſtrade verſteckt, auf welcher Statuen und Vaſen
ſtehen. Dieſe Statuen ſind mehr als mittelmaͤßig, beſonders eine Flora auf der
Hofſeite ſehr ſchoͤn. Die am Untertheile des Gebaͤudes in Niſchen angebrachten
Statuen und Buͤſten aber, groͤßtentheils Kruͤpel, die Basreliefs aber leidlich.
Der mittlere Theil des Hauptgebaͤudes iſt ein Stockwerk hoͤher, als das uͤbrige, und
enthaͤlt einen Billardſaal; an den beyden Enden des Hauptgebaͤudes ſtehen zwey
mit Kupfer bekleidete Thuͤrme. Zwey große geraͤumige Hoͤfe, mit Gebaͤuden ein-
geſchloſſen, und ein anſehnliches Portal mit Basreliefs und Statuen geziert, dienen
zum Eingange. Die innerliche Einrichtung und Meublirung iſt dem Aeußerlichen
angemeſſen, groß und koſtbar, in dem vor 50 Jahren herrſchenden Geſchmack;
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/312>, abgerufen am 16.06.2024.
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