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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
der am äußeren Theile des Klosters seine Bequemlichkeiten hat, die mit dem Inner-
lichen keine Gemeinschaft haben sollen. Die Aussicht von der Höhe gegen die dicht
dabey fließende Weichsel ist vortrefflich, nur verursacht die so nahe Nachbarschaft
dieses Flusses viel Schaden an dem untern Theile des Gehölzes, wo alle Jahre wegen
Verabsäumung der nöthigen Dämme große Strecken unterwaschen und mit fortge-
rissen werden, und die hohen mit schönen Bäumen besetzten Ufer in die Tiefe hinab-
stürzen, welches durch einen schicklich angebrachten Einbau, der nicht so viel kosten
könnte, als der Verlust von Holze und Boden beträgt, leicht zu hindern wäre; allein
die frommen Väter, denen man schon seit einigen Jahren von Aufhebung und Ver-
setzung ihres Klosters vorgeredet haben soll, scheinen sich wenig darum zu bekümmern,
da ihr Kloster selbst dabey noch zur Zeit nicht Gefahr läuft.

Ein angenehmer, durch den Wald hin gehender Weg, führet in das eine halbe
Stunde davon gelegene, dem Generalfeldzeugmeister Grafen von Brühl gehörige
Dorf Mlodzin, wo sein verstorbener Vater zur Zeit der vorigen Regierung ein weit-
läuftiges Fasangehege unterhielt, in welchem aber jetzt nur einiges Tannenwildpret
aufbehalten wird. Das Gehölze, welches vom Bielaner Walde ganz abgesondert
liegt, ist sehr angenehm mit einigen Gebäuden versehen, und hat besonders schöne
Alleen von gepflanztem Nadelholze, welche zwischen den Birken und Pappeln, aus
welchen das übrige Holz größtentheils bestehet, hervorstechen; es ist auch eine Quelle
guten Wassers hier. Dieses Gehege hängt durch eine Allee mit einem artigen Land-
hause zusammen, bey welchem ein schöner Fruchtgarten und eine wilde Partie ange-
legt worden, die sich bis an das niedrige Ufer der Weichsel zieht, und worinn
vor zwölf Jahren die ersten italiänischen Pappeln in hiesigen Gegenden ge-
pflanzt wurden, welche die bey uns längst bekannten, und unter andern selbst in
Warschau im kleinen Garten des Stiftes Marieville befindlichen wallachischen
in schnellem Wuchs und dichtem Laube übertreffen und eben so pyramidalisch wachsen.
Hier endigt sich die so oft berührte Höhe gegen die Weichsel und verliert sich nach
und nach in Sandhügeln. Die schöne Aussicht aus dem hiesigen Wirthshause
macht es den Leuten aus der Stadt zu einem angenehmen Aufenthalte. Der jetzige
Besitzer hatte auf einer dem Garten gegenüber, mitten in der Weichsel gelegenen,
großen mit Bäumen bewachsenen Insel, vor einigen Jahren eine Anlage veranstal-
tet, die in einer artigen wilden Promenade, von allerhand ländlichen Gegenständen
unterbrochen, und einer alten den Einsturz drohenden Fischerhütte bestand, deren
Inneres ein schönes Bad und einige Wohnzimmer hatte, wovon jedes in einem an-
dern Geschmack ausgeputzt war. Allein eine Ueberschwemmung zerstörte das Ge-
bäude, so daß diese Insel wieder in ihren vorigen wüsten Zustand verfiel. Man

kann
Q q 2

Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
der am aͤußeren Theile des Kloſters ſeine Bequemlichkeiten hat, die mit dem Inner-
lichen keine Gemeinſchaft haben ſollen. Die Ausſicht von der Hoͤhe gegen die dicht
dabey fließende Weichſel iſt vortrefflich, nur verurſacht die ſo nahe Nachbarſchaft
dieſes Fluſſes viel Schaden an dem untern Theile des Gehoͤlzes, wo alle Jahre wegen
Verabſaͤumung der noͤthigen Daͤmme große Strecken unterwaſchen und mit fortge-
riſſen werden, und die hohen mit ſchoͤnen Baͤumen beſetzten Ufer in die Tiefe hinab-
ſtuͤrzen, welches durch einen ſchicklich angebrachten Einbau, der nicht ſo viel koſten
koͤnnte, als der Verluſt von Holze und Boden betraͤgt, leicht zu hindern waͤre; allein
die frommen Vaͤter, denen man ſchon ſeit einigen Jahren von Aufhebung und Ver-
ſetzung ihres Kloſters vorgeredet haben ſoll, ſcheinen ſich wenig darum zu bekuͤmmern,
da ihr Kloſter ſelbſt dabey noch zur Zeit nicht Gefahr laͤuft.

Ein angenehmer, durch den Wald hin gehender Weg, fuͤhret in das eine halbe
Stunde davon gelegene, dem Generalfeldzeugmeiſter Grafen von Bruͤhl gehoͤrige
Dorf Mlodzin, wo ſein verſtorbener Vater zur Zeit der vorigen Regierung ein weit-
laͤuftiges Faſangehege unterhielt, in welchem aber jetzt nur einiges Tannenwildpret
aufbehalten wird. Das Gehoͤlze, welches vom Bielaner Walde ganz abgeſondert
liegt, iſt ſehr angenehm mit einigen Gebaͤuden verſehen, und hat beſonders ſchoͤne
Alleen von gepflanztem Nadelholze, welche zwiſchen den Birken und Pappeln, aus
welchen das uͤbrige Holz groͤßtentheils beſtehet, hervorſtechen; es iſt auch eine Quelle
guten Waſſers hier. Dieſes Gehege haͤngt durch eine Allee mit einem artigen Land-
hauſe zuſammen, bey welchem ein ſchoͤner Fruchtgarten und eine wilde Partie ange-
legt worden, die ſich bis an das niedrige Ufer der Weichſel zieht, und worinn
vor zwoͤlf Jahren die erſten italiaͤniſchen Pappeln in hieſigen Gegenden ge-
pflanzt wurden, welche die bey uns laͤngſt bekannten, und unter andern ſelbſt in
Warſchau im kleinen Garten des Stiftes Marieville befindlichen wallachiſchen
in ſchnellem Wuchs und dichtem Laube uͤbertreffen und eben ſo pyramidaliſch wachſen.
Hier endigt ſich die ſo oft beruͤhrte Hoͤhe gegen die Weichſel und verliert ſich nach
und nach in Sandhuͤgeln. Die ſchoͤne Ausſicht aus dem hieſigen Wirthshauſe
macht es den Leuten aus der Stadt zu einem angenehmen Aufenthalte. Der jetzige
Beſitzer hatte auf einer dem Garten gegenuͤber, mitten in der Weichſel gelegenen,
großen mit Baͤumen bewachſenen Inſel, vor einigen Jahren eine Anlage veranſtal-
tet, die in einer artigen wilden Promenade, von allerhand laͤndlichen Gegenſtaͤnden
unterbrochen, und einer alten den Einſturz drohenden Fiſcherhuͤtte beſtand, deren
Inneres ein ſchoͤnes Bad und einige Wohnzimmer hatte, wovon jedes in einem an-
dern Geſchmack ausgeputzt war. Allein eine Ueberſchwemmung zerſtoͤrte das Ge-
baͤude, ſo daß dieſe Inſel wieder in ihren vorigen wuͤſten Zuſtand verfiel. Man

kann
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[307/0315] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. der am aͤußeren Theile des Kloſters ſeine Bequemlichkeiten hat, die mit dem Inner- lichen keine Gemeinſchaft haben ſollen. Die Ausſicht von der Hoͤhe gegen die dicht dabey fließende Weichſel iſt vortrefflich, nur verurſacht die ſo nahe Nachbarſchaft dieſes Fluſſes viel Schaden an dem untern Theile des Gehoͤlzes, wo alle Jahre wegen Verabſaͤumung der noͤthigen Daͤmme große Strecken unterwaſchen und mit fortge- riſſen werden, und die hohen mit ſchoͤnen Baͤumen beſetzten Ufer in die Tiefe hinab- ſtuͤrzen, welches durch einen ſchicklich angebrachten Einbau, der nicht ſo viel koſten koͤnnte, als der Verluſt von Holze und Boden betraͤgt, leicht zu hindern waͤre; allein die frommen Vaͤter, denen man ſchon ſeit einigen Jahren von Aufhebung und Ver- ſetzung ihres Kloſters vorgeredet haben ſoll, ſcheinen ſich wenig darum zu bekuͤmmern, da ihr Kloſter ſelbſt dabey noch zur Zeit nicht Gefahr laͤuft. Ein angenehmer, durch den Wald hin gehender Weg, fuͤhret in das eine halbe Stunde davon gelegene, dem Generalfeldzeugmeiſter Grafen von Bruͤhl gehoͤrige Dorf Mlodzin, wo ſein verſtorbener Vater zur Zeit der vorigen Regierung ein weit- laͤuftiges Faſangehege unterhielt, in welchem aber jetzt nur einiges Tannenwildpret aufbehalten wird. Das Gehoͤlze, welches vom Bielaner Walde ganz abgeſondert liegt, iſt ſehr angenehm mit einigen Gebaͤuden verſehen, und hat beſonders ſchoͤne Alleen von gepflanztem Nadelholze, welche zwiſchen den Birken und Pappeln, aus welchen das uͤbrige Holz groͤßtentheils beſtehet, hervorſtechen; es iſt auch eine Quelle guten Waſſers hier. Dieſes Gehege haͤngt durch eine Allee mit einem artigen Land- hauſe zuſammen, bey welchem ein ſchoͤner Fruchtgarten und eine wilde Partie ange- legt worden, die ſich bis an das niedrige Ufer der Weichſel zieht, und worinn vor zwoͤlf Jahren die erſten italiaͤniſchen Pappeln in hieſigen Gegenden ge- pflanzt wurden, welche die bey uns laͤngſt bekannten, und unter andern ſelbſt in Warſchau im kleinen Garten des Stiftes Marieville befindlichen wallachiſchen in ſchnellem Wuchs und dichtem Laube uͤbertreffen und eben ſo pyramidaliſch wachſen. Hier endigt ſich die ſo oft beruͤhrte Hoͤhe gegen die Weichſel und verliert ſich nach und nach in Sandhuͤgeln. Die ſchoͤne Ausſicht aus dem hieſigen Wirthshauſe macht es den Leuten aus der Stadt zu einem angenehmen Aufenthalte. Der jetzige Beſitzer hatte auf einer dem Garten gegenuͤber, mitten in der Weichſel gelegenen, großen mit Baͤumen bewachſenen Inſel, vor einigen Jahren eine Anlage veranſtal- tet, die in einer artigen wilden Promenade, von allerhand laͤndlichen Gegenſtaͤnden unterbrochen, und einer alten den Einſturz drohenden Fiſcherhuͤtte beſtand, deren Inneres ein ſchoͤnes Bad und einige Wohnzimmer hatte, wovon jedes in einem an- dern Geſchmack ausgeputzt war. Allein eine Ueberſchwemmung zerſtoͤrte das Ge- baͤude, ſo daß dieſe Inſel wieder in ihren vorigen wuͤſten Zuſtand verfiel. Man kann Q q 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/315>, abgerufen am 24.11.2024.