Das Innerliche der Mühle, zu welcher man durch einen Steg und eine alte Frey- treppe kommt, bestehet in einem artigen Zimmer.
Ohnweit davon in einem Gehölze findet man Ruinen eines alten auf einem Berge liegenden Schlosses und einer gewölbten eingestürzten Brücke, welche von dem Berge zu einem andern führt, auf dem noch ein alter Thurm stehet. Neben diesen Ruinen sind etliche Hütten angebauet, und das Ganze macht eine angenehme Theaterscene vor einem gegenüber liegenden freyen Rasenplatz mit Erhöhungen für die Zuschauer. Den Beschluß macht endlich eine am Ufer des Kanals gelegene Eremi- tage, von welcher der darinnen wohnende Cremit die Stelle eines Aufsehers vertritt. Ein Theil des Waldes ist zu einer Menagerie für allerhand fremdes Federvieh einge- richtet, und ein anderer zum Vergnügen des Publicums mit einem guten Wirths- hause versehen, wobey eine Strecke todten Sandes durch Anpflanzung eines Wei- dengehölzes urbar gemacht worden. Es wird alle Jahre mit Anpflanzungen dieser sonst kahlen Gegenden fortgefahren, wie denn vor kurzem eine große Maulbeerplan- tage daselbst angelegt worden. Der übrige Theil der zu Powonsk gehörigen Gründe gegen Wawriszew zu, ist an verschiedene Personen von ihrem Hofe ver- theilt worden, welche sich artige Häuser, Wirthschaftsgebäude und Gärten daselbst angelegt haben; dieser Bezirk ist nach der Fürstinn Namen Isabellenstadt genennet worden.
Der Weg nach der Stadt, welche von hier eine kleine halbe Stunde entfernt ist, gehet durch eine Allee, worinn der Hr. Doctor John, Leibarzt der Fürstinn Czartoryska, verwittweten Großkanzlerinn von Litthauen, ein sehr artiges Gar- tenhaus erbauet hat, das um so viel mehr hervorsticht, da es in dieser Gegend das einzige regelmäßige Gebäude ist; dabey ist auch ein großer Fruchtgarten angelegt. Alle diese bisher berührte Gegenden liegen in einem Bezirk von zwey Meilen, und zwischen dem Bielaner Walde und Powonsk; mitten innen liegt die churfürstl. sächsische Besitzung Mariemont genannt, welche aus einem vortrefflichen Eichen- walde, mit abwechselnden Höhen und Tiefen, Wiesen und Aeckern, besteht, der bey der vorigen Regierung mit einer hohen Bretwand eingeschlossen war und zur Wolfs- jagd diente. An dem einen Ende des Waldes, auf einer Anhöhe, steht ein vier- eckigtes Jagdhaus mit einem großen Saale und einigen Zimmern; ohnweit davon ein paar kleinere Gebäude für die Aufseher.
Sonst war dieser angenehme Ort der am meisten besuchte Spaziergang der Warschauer Einwohner hohen und niedern Standes; seitdem aber vor etlichen Jahren der vorige Hofmarschall Herr von Rzewuski denselben auf Lebenszeit vom sächsischen Hofe gepachtet, ist er vor jedem verschlossen, der nicht besondere Er-
laubniß
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Das Innerliche der Muͤhle, zu welcher man durch einen Steg und eine alte Frey- treppe kommt, beſtehet in einem artigen Zimmer.
Ohnweit davon in einem Gehoͤlze findet man Ruinen eines alten auf einem Berge liegenden Schloſſes und einer gewoͤlbten eingeſtuͤrzten Bruͤcke, welche von dem Berge zu einem andern fuͤhrt, auf dem noch ein alter Thurm ſtehet. Neben dieſen Ruinen ſind etliche Huͤtten angebauet, und das Ganze macht eine angenehme Theaterſcene vor einem gegenuͤber liegenden freyen Raſenplatz mit Erhoͤhungen fuͤr die Zuſchauer. Den Beſchluß macht endlich eine am Ufer des Kanals gelegene Eremi- tage, von welcher der darinnen wohnende Cremit die Stelle eines Aufſehers vertritt. Ein Theil des Waldes iſt zu einer Menagerie fuͤr allerhand fremdes Federvieh einge- richtet, und ein anderer zum Vergnuͤgen des Publicums mit einem guten Wirths- hauſe verſehen, wobey eine Strecke todten Sandes durch Anpflanzung eines Wei- dengehoͤlzes urbar gemacht worden. Es wird alle Jahre mit Anpflanzungen dieſer ſonſt kahlen Gegenden fortgefahren, wie denn vor kurzem eine große Maulbeerplan- tage daſelbſt angelegt worden. Der uͤbrige Theil der zu Powonsk gehoͤrigen Gruͤnde gegen Wawriszew zu, iſt an verſchiedene Perſonen von ihrem Hofe ver- theilt worden, welche ſich artige Haͤuſer, Wirthſchaftsgebaͤude und Gaͤrten daſelbſt angelegt haben; dieſer Bezirk iſt nach der Fuͤrſtinn Namen Iſabellenſtadt genennet worden.
Der Weg nach der Stadt, welche von hier eine kleine halbe Stunde entfernt iſt, gehet durch eine Allee, worinn der Hr. Doctor John, Leibarzt der Fuͤrſtinn Czartoryska, verwittweten Großkanzlerinn von Litthauen, ein ſehr artiges Gar- tenhaus erbauet hat, das um ſo viel mehr hervorſticht, da es in dieſer Gegend das einzige regelmaͤßige Gebaͤude iſt; dabey iſt auch ein großer Fruchtgarten angelegt. Alle dieſe bisher beruͤhrte Gegenden liegen in einem Bezirk von zwey Meilen, und zwiſchen dem Bielaner Walde und Powonsk; mitten innen liegt die churfuͤrſtl. ſaͤchſiſche Beſitzung Mariemont genannt, welche aus einem vortrefflichen Eichen- walde, mit abwechſelnden Hoͤhen und Tiefen, Wieſen und Aeckern, beſteht, der bey der vorigen Regierung mit einer hohen Bretwand eingeſchloſſen war und zur Wolfs- jagd diente. An dem einen Ende des Waldes, auf einer Anhoͤhe, ſteht ein vier- eckigtes Jagdhaus mit einem großen Saale und einigen Zimmern; ohnweit davon ein paar kleinere Gebaͤude fuͤr die Aufſeher.
Sonſt war dieſer angenehme Ort der am meiſten beſuchte Spaziergang der Warſchauer Einwohner hohen und niedern Standes; ſeitdem aber vor etlichen Jahren der vorige Hofmarſchall Herr von Rzewuski denſelben auf Lebenszeit vom ſaͤchſiſchen Hofe gepachtet, iſt er vor jedem verſchloſſen, der nicht beſondere Er-
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Das Innerliche der Muͤhle, zu welcher man durch einen Steg und eine alte Frey-
treppe kommt, beſtehet in einem artigen Zimmer.
Ohnweit davon in einem Gehoͤlze findet man Ruinen eines alten auf einem
Berge liegenden Schloſſes und einer gewoͤlbten eingeſtuͤrzten Bruͤcke, welche von
dem Berge zu einem andern fuͤhrt, auf dem noch ein alter Thurm ſtehet. Neben
dieſen Ruinen ſind etliche Huͤtten angebauet, und das Ganze macht eine angenehme
Theaterſcene vor einem gegenuͤber liegenden freyen Raſenplatz mit Erhoͤhungen fuͤr die
Zuſchauer. Den Beſchluß macht endlich eine am Ufer des Kanals gelegene Eremi-
tage, von welcher der darinnen wohnende Cremit die Stelle eines Aufſehers vertritt.
Ein Theil des Waldes iſt zu einer Menagerie fuͤr allerhand fremdes Federvieh einge-
richtet, und ein anderer zum Vergnuͤgen des Publicums mit einem guten Wirths-
hauſe verſehen, wobey eine Strecke todten Sandes durch Anpflanzung eines Wei-
dengehoͤlzes urbar gemacht worden. Es wird alle Jahre mit Anpflanzungen dieſer
ſonſt kahlen Gegenden fortgefahren, wie denn vor kurzem eine große Maulbeerplan-
tage daſelbſt angelegt worden. Der uͤbrige Theil der zu Powonsk gehoͤrigen
Gruͤnde gegen Wawriszew zu, iſt an verſchiedene Perſonen von ihrem Hofe ver-
theilt worden, welche ſich artige Haͤuſer, Wirthſchaftsgebaͤude und Gaͤrten daſelbſt
angelegt haben; dieſer Bezirk iſt nach der Fuͤrſtinn Namen Iſabellenſtadt genennet
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Der Weg nach der Stadt, welche von hier eine kleine halbe Stunde entfernt
iſt, gehet durch eine Allee, worinn der Hr. Doctor John, Leibarzt der Fuͤrſtinn
Czartoryska, verwittweten Großkanzlerinn von Litthauen, ein ſehr artiges Gar-
tenhaus erbauet hat, das um ſo viel mehr hervorſticht, da es in dieſer Gegend das
einzige regelmaͤßige Gebaͤude iſt; dabey iſt auch ein großer Fruchtgarten angelegt.
Alle dieſe bisher beruͤhrte Gegenden liegen in einem Bezirk von zwey Meilen, und
zwiſchen dem Bielaner Walde und Powonsk; mitten innen liegt die churfuͤrſtl.
ſaͤchſiſche Beſitzung Mariemont genannt, welche aus einem vortrefflichen Eichen-
walde, mit abwechſelnden Hoͤhen und Tiefen, Wieſen und Aeckern, beſteht, der bey
der vorigen Regierung mit einer hohen Bretwand eingeſchloſſen war und zur Wolfs-
jagd diente. An dem einen Ende des Waldes, auf einer Anhoͤhe, ſteht ein vier-
eckigtes Jagdhaus mit einem großen Saale und einigen Zimmern; ohnweit davon
ein paar kleinere Gebaͤude fuͤr die Aufſeher.
Sonſt war dieſer angenehme Ort der am meiſten beſuchte Spaziergang der
Warſchauer Einwohner hohen und niedern Standes; ſeitdem aber vor etlichen
Jahren der vorige Hofmarſchall Herr von Rzewuski denſelben auf Lebenszeit vom
ſaͤchſiſchen Hofe gepachtet, iſt er vor jedem verſchloſſen, der nicht beſondere Er-
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/318>, abgerufen am 26.06.2024.
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