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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
schaft auf Schwetzingen, Manheim, Heidelberg, viele Dörfer und die ganze
Strecke der reizenden Bergstraße.

11.

Bruchsal, die Residenz des Fürsten Bischofs von Speyer, ist durch ihre
vortreffliche Anlage und Bauart bekannt. Das Schloß ist gewiß eines der edelsten
und schönsten Werke in ganz Deutschland. Sein Ansehen, seine Form, seine
Colonnade beym Eingang, worüber ein Altan sich erhebt, die Structur seines Ein-
tritts, die prächtigen Säle, worunter sich der Marmorsaal ganz besonders ausnimmt,
die bequeme Verbindung aller Zimmer, ihre reiche und feine Auszierung, alles ver-
einigt sich, ein herrliches Werk der Architectur und des Geschmacks darzuftellen.
Alle Nebengebäude, wozu auch besonders die Kirche gehört, machen ein treffliches
Ganze aus, in Rücksicht sowohl auf die Verbindungen, als auch auf das äußere
Ansehen. Eine besondre sehr nützliche Einrichtung bey diesem Schlosse besteht darinn,
daß von einem Wasserwerk, die Wasserburg genannt, die auf einer gegenüber lie-
genden Höhe in der Entfernung von einer Viertelstunde angelegt ist, in die Gemächer
sowohl, als auch auf den vordern und hintern Altan, und in die Küche bleyerne
Röhren geleitet sind, die man nur entzapfen darf, um sogleich eine Menge von Was-
ser zu erhalten. Das Wasser, das selbst in die obersten Zimmer unter dem Dach
geführt wird, kann in den Speisesälen zum Trinken und Ausspülen gebraucht wer-
den; vornehmlich aber leistet es seinen Dienst bey einer plötzlichen Feuersgefahr, und
bey entzündenden Gewittern. Diese Einrichtung verdient, wo sie sich anbringen
läßt, bey kostbaren Gebäuden und Schlössern nachgeahmt zu werden. Der Garten
hinter dem Schlosse ist im alten Geschmack angelegt. Außer einigen schattigten
Plätzen zeichnet er sich bloß aus durch Orangerien und Treibereyen, und durch seine
Fruchtbäume aus dem benachbarten Elsas, aus Lothringen und Frankreich.

Die erwähnte Wasserburg ist zugleich eine Wohlthat für die Stadt, wo aus
Mangel an gutem Wasser vormals viele Krankheiten entstanden. Nun führt die
Wasserleitung von einer halben Meile her reines, gesundes und trinkbares Wasser
herbey. Es sammelt sich in der Wasserburg in ein großes Behältniß, das gleich-
sam den Keller des Gebäudes ausmacht, und 1800 Fuder enthält. Von hier
wird es, wie bemerkt ist, durch Röhren nach dem Schlosse und der Stadt hinunter
geleitet, und versorgt hier die öffentlichen Brunnen. Ueber das Bassin erhebt sich
ein starkes Gewölbe, das die Grundlage des Lustgebäudes in der Wasserbürg aus-
macht. Das Gewölbe ist hoch, geräumig und ganz trocken. Um das Wasserbe-
hältniß geht ein Dockengeländer. Man hat hier einen erhellten, angenehmen und

kühlen,
X x 2

Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
ſchaft auf Schwetzingen, Manheim, Heidelberg, viele Doͤrfer und die ganze
Strecke der reizenden Bergſtraße.

11.

Bruchſal, die Reſidenz des Fuͤrſten Biſchofs von Speyer, iſt durch ihre
vortreffliche Anlage und Bauart bekannt. Das Schloß iſt gewiß eines der edelſten
und ſchoͤnſten Werke in ganz Deutſchland. Sein Anſehen, ſeine Form, ſeine
Colonnade beym Eingang, woruͤber ein Altan ſich erhebt, die Structur ſeines Ein-
tritts, die praͤchtigen Saͤle, worunter ſich der Marmorſaal ganz beſonders ausnimmt,
die bequeme Verbindung aller Zimmer, ihre reiche und feine Auszierung, alles ver-
einigt ſich, ein herrliches Werk der Architectur und des Geſchmacks darzuftellen.
Alle Nebengebaͤude, wozu auch beſonders die Kirche gehoͤrt, machen ein treffliches
Ganze aus, in Ruͤckſicht ſowohl auf die Verbindungen, als auch auf das aͤußere
Anſehen. Eine beſondre ſehr nuͤtzliche Einrichtung bey dieſem Schloſſe beſteht darinn,
daß von einem Waſſerwerk, die Waſſerburg genannt, die auf einer gegenuͤber lie-
genden Hoͤhe in der Entfernung von einer Viertelſtunde angelegt iſt, in die Gemaͤcher
ſowohl, als auch auf den vordern und hintern Altan, und in die Kuͤche bleyerne
Roͤhren geleitet ſind, die man nur entzapfen darf, um ſogleich eine Menge von Waſ-
ſer zu erhalten. Das Waſſer, das ſelbſt in die oberſten Zimmer unter dem Dach
gefuͤhrt wird, kann in den Speiſeſaͤlen zum Trinken und Ausſpuͤlen gebraucht wer-
den; vornehmlich aber leiſtet es ſeinen Dienſt bey einer ploͤtzlichen Feuersgefahr, und
bey entzuͤndenden Gewittern. Dieſe Einrichtung verdient, wo ſie ſich anbringen
laͤßt, bey koſtbaren Gebaͤuden und Schloͤſſern nachgeahmt zu werden. Der Garten
hinter dem Schloſſe iſt im alten Geſchmack angelegt. Außer einigen ſchattigten
Plaͤtzen zeichnet er ſich bloß aus durch Orangerien und Treibereyen, und durch ſeine
Fruchtbaͤume aus dem benachbarten Elſas, aus Lothringen und Frankreich.

Die erwaͤhnte Waſſerburg iſt zugleich eine Wohlthat fuͤr die Stadt, wo aus
Mangel an gutem Waſſer vormals viele Krankheiten entſtanden. Nun fuͤhrt die
Waſſerleitung von einer halben Meile her reines, geſundes und trinkbares Waſſer
herbey. Es ſammelt ſich in der Waſſerburg in ein großes Behaͤltniß, das gleich-
ſam den Keller des Gebaͤudes ausmacht, und 1800 Fuder enthaͤlt. Von hier
wird es, wie bemerkt iſt, durch Roͤhren nach dem Schloſſe und der Stadt hinunter
geleitet, und verſorgt hier die oͤffentlichen Brunnen. Ueber das Baſſin erhebt ſich
ein ſtarkes Gewoͤlbe, das die Grundlage des Luſtgebaͤudes in der Waſſerbuͤrg aus-
macht. Das Gewoͤlbe iſt hoch, geraͤumig und ganz trocken. Um das Waſſerbe-
haͤltniß geht ein Dockengelaͤnder. Man hat hier einen erhellten, angenehmen und

kuͤhlen,
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[347/0355] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. ſchaft auf Schwetzingen, Manheim, Heidelberg, viele Doͤrfer und die ganze Strecke der reizenden Bergſtraße. 11. Bruchſal, die Reſidenz des Fuͤrſten Biſchofs von Speyer, iſt durch ihre vortreffliche Anlage und Bauart bekannt. Das Schloß iſt gewiß eines der edelſten und ſchoͤnſten Werke in ganz Deutſchland. Sein Anſehen, ſeine Form, ſeine Colonnade beym Eingang, woruͤber ein Altan ſich erhebt, die Structur ſeines Ein- tritts, die praͤchtigen Saͤle, worunter ſich der Marmorſaal ganz beſonders ausnimmt, die bequeme Verbindung aller Zimmer, ihre reiche und feine Auszierung, alles ver- einigt ſich, ein herrliches Werk der Architectur und des Geſchmacks darzuftellen. Alle Nebengebaͤude, wozu auch beſonders die Kirche gehoͤrt, machen ein treffliches Ganze aus, in Ruͤckſicht ſowohl auf die Verbindungen, als auch auf das aͤußere Anſehen. Eine beſondre ſehr nuͤtzliche Einrichtung bey dieſem Schloſſe beſteht darinn, daß von einem Waſſerwerk, die Waſſerburg genannt, die auf einer gegenuͤber lie- genden Hoͤhe in der Entfernung von einer Viertelſtunde angelegt iſt, in die Gemaͤcher ſowohl, als auch auf den vordern und hintern Altan, und in die Kuͤche bleyerne Roͤhren geleitet ſind, die man nur entzapfen darf, um ſogleich eine Menge von Waſ- ſer zu erhalten. Das Waſſer, das ſelbſt in die oberſten Zimmer unter dem Dach gefuͤhrt wird, kann in den Speiſeſaͤlen zum Trinken und Ausſpuͤlen gebraucht wer- den; vornehmlich aber leiſtet es ſeinen Dienſt bey einer ploͤtzlichen Feuersgefahr, und bey entzuͤndenden Gewittern. Dieſe Einrichtung verdient, wo ſie ſich anbringen laͤßt, bey koſtbaren Gebaͤuden und Schloͤſſern nachgeahmt zu werden. Der Garten hinter dem Schloſſe iſt im alten Geſchmack angelegt. Außer einigen ſchattigten Plaͤtzen zeichnet er ſich bloß aus durch Orangerien und Treibereyen, und durch ſeine Fruchtbaͤume aus dem benachbarten Elſas, aus Lothringen und Frankreich. Die erwaͤhnte Waſſerburg iſt zugleich eine Wohlthat fuͤr die Stadt, wo aus Mangel an gutem Waſſer vormals viele Krankheiten entſtanden. Nun fuͤhrt die Waſſerleitung von einer halben Meile her reines, geſundes und trinkbares Waſſer herbey. Es ſammelt ſich in der Waſſerburg in ein großes Behaͤltniß, das gleich- ſam den Keller des Gebaͤudes ausmacht, und 1800 Fuder enthaͤlt. Von hier wird es, wie bemerkt iſt, durch Roͤhren nach dem Schloſſe und der Stadt hinunter geleitet, und verſorgt hier die oͤffentlichen Brunnen. Ueber das Baſſin erhebt ſich ein ſtarkes Gewoͤlbe, das die Grundlage des Luſtgebaͤudes in der Waſſerbuͤrg aus- macht. Das Gewoͤlbe iſt hoch, geraͤumig und ganz trocken. Um das Waſſerbe- haͤltniß geht ein Dockengelaͤnder. Man hat hier einen erhellten, angenehmen und kuͤhlen, X x 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/355>, abgerufen am 24.11.2024.