Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.nach dem verschiedenen Charakter ihrer Besitzer. wieder bey einer steinernen Brücke von drey Bogen, die über einen Arm des Seesgebaut ist. Von dieser Brücke und etwas weiter linker Hand sieht man eine Menge naher und ferner Gegenstände, die des Pinsels eines Claude Lorraine würdig sind. Von hier geht man am Raude des Gehölzes bey dem Tempel der Ceres von dori- scher Ordnung, dessen Säulengang gegen den See liegt, vorbey, durch einen be- deckten Gang nach einem kleinen ländlichen Orangeriehause, mit Blumenfluren und wohlriechenden Sträuchern vor dem Eingang; und von hier führt ein Fußsteig wie- der nach dem Thorweg, durch den man in diese Anlage gekommen war. Man fährt durch den Park, um den Alfredsthurm zu sehen. Dies Gebäude Donnington-Castle. *) Der Platz um das Wohnhaus ist mit vielem Geschmack eingerichtet. Es liegt gel *) In Berkshire. F 2
nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer. wieder bey einer ſteinernen Bruͤcke von drey Bogen, die uͤber einen Arm des Seesgebaut iſt. Von dieſer Bruͤcke und etwas weiter linker Hand ſieht man eine Menge naher und ferner Gegenſtaͤnde, die des Pinſels eines Claude Lorraine wuͤrdig ſind. Von hier geht man am Raude des Gehoͤlzes bey dem Tempel der Ceres von dori- ſcher Ordnung, deſſen Saͤulengang gegen den See liegt, vorbey, durch einen be- deckten Gang nach einem kleinen laͤndlichen Orangeriehauſe, mit Blumenfluren und wohlriechenden Straͤuchern vor dem Eingang; und von hier fuͤhrt ein Fußſteig wie- der nach dem Thorweg, durch den man in dieſe Anlage gekommen war. Man faͤhrt durch den Park, um den Alfredsthurm zu ſehen. Dies Gebaͤude Donnington-Caſtle. *) Der Platz um das Wohnhaus iſt mit vielem Geſchmack eingerichtet. Es liegt gel *) In Berkſhire. F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer.</hi></fw><lb/> wieder bey einer ſteinernen Bruͤcke von drey Bogen, die uͤber einen Arm des Sees<lb/> gebaut iſt. Von dieſer Bruͤcke und etwas weiter linker Hand ſieht man eine Menge<lb/> naher und ferner Gegenſtaͤnde, die des Pinſels eines <hi rendition="#fr">Claude Lorraine</hi> wuͤrdig ſind.<lb/> Von hier geht man am Raude des Gehoͤlzes bey dem Tempel der <hi rendition="#fr">Ceres</hi> von <hi rendition="#fr">dori-<lb/> ſcher</hi> Ordnung, deſſen Saͤulengang gegen den See liegt, vorbey, durch einen be-<lb/> deckten Gang nach einem kleinen laͤndlichen Orangeriehauſe, mit Blumenfluren und<lb/> wohlriechenden Straͤuchern vor dem Eingang; und von hier fuͤhrt ein Fußſteig wie-<lb/> der nach dem Thorweg, durch den man in dieſe Anlage gekommen war.</p><lb/> <p>Man faͤhrt durch den Park, um den Alfredsthurm zu ſehen. Dies Gebaͤude<lb/> iſt zum Andenken eines Sieges errichtet, den dieſer große Koͤnig hier erfochten haben<lb/> ſoll. Man gelangt zuerſt an ein kleines Gebaͤude im <hi rendition="#fr">gothiſchen</hi> Geſchmack, das<lb/> Kloſter genannt, das eine romantiſche Lage hat. Man koͤmmt weiter, auf einem<lb/> ſich ſchlaͤngelnden Wege, auf eine ſehr lange Terraſſe, von welcher ſich dem Auge<lb/> eine ungemein weite Ausſicht uͤber die umliegende Gegend darſtellt. Am Ende der-<lb/> ſelben ſteht der Alfredsthurm, auf einer vorſpringenden mit Kiefern bepflanzten An-<lb/> hoͤhe. Es iſt ein großes dreyeckigtes Gebaͤude von weißen Ziegelſteinen, 155 Fuß<lb/> hoch. Auf jeder Ecke iſt ein Thurm, und in einem eine Windeltreppe, die zu dem<lb/> oben befindlichen kleinen Zimmer fuͤhrt, das groß genug iſt, um Teleſcope darinn<lb/> zu haben. Man muß uͤber den weiten Umfang des Laudes, das ſich in der Ausſicht<lb/> verbreitet, erſtaunen. Inwendig iſt das Gebaͤude oben offen. Sein Hauptzweck<lb/> iſt, daß es einen Geſichtspunkt abgeben ſoll, und dieſer iſt in der That ſehr edel. Es<lb/> hat gar keine Verzierungen, ausgenommen <hi rendition="#fr">Alfreds</hi> Statue in einer Niſche uͤber<lb/> dem Eingang, und beſteht aus nichts als hohen Mauern mit den hervorſpringenden<lb/> Thuͤrmen. Die Verhaͤltniſſe ſind aber ſo gut, daß man nicht leicht ein Gebaͤude<lb/> ſehen wird, worinn ſo viel Simplicitaͤt mit wahrer Groͤße verbunden iſt.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Donnington-Caſtle</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)">In Berkſhire.</note> </head><lb/> <p>Der Platz um das Wohnhaus iſt mit vielem Geſchmack eingerichtet. Es liegt<lb/> auf einer Anhoͤhe und hat hinter ſich einen Huͤgel mit Waldung. Um das Haus<lb/> herum iſt ein ſchoͤner großer Raſenplatz, der ſich zum Waſſer hinabſenkt. Ein be-<lb/> traͤchtlicher durch die Kunſt noch breiter gemachter Fluß laͤuft darneben mit ſanfter<lb/> Kruͤmmung vorbey. In ihm liegen drey bis vier Inſeln, wovon eine dick mit Buſch-<lb/> werk bepflanzt, und der Aufenthalt von Schwaͤnen und allerley wildem Waſſergefluͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gel</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer.
wieder bey einer ſteinernen Bruͤcke von drey Bogen, die uͤber einen Arm des Sees
gebaut iſt. Von dieſer Bruͤcke und etwas weiter linker Hand ſieht man eine Menge
naher und ferner Gegenſtaͤnde, die des Pinſels eines Claude Lorraine wuͤrdig ſind.
Von hier geht man am Raude des Gehoͤlzes bey dem Tempel der Ceres von dori-
ſcher Ordnung, deſſen Saͤulengang gegen den See liegt, vorbey, durch einen be-
deckten Gang nach einem kleinen laͤndlichen Orangeriehauſe, mit Blumenfluren und
wohlriechenden Straͤuchern vor dem Eingang; und von hier fuͤhrt ein Fußſteig wie-
der nach dem Thorweg, durch den man in dieſe Anlage gekommen war.
Man faͤhrt durch den Park, um den Alfredsthurm zu ſehen. Dies Gebaͤude
iſt zum Andenken eines Sieges errichtet, den dieſer große Koͤnig hier erfochten haben
ſoll. Man gelangt zuerſt an ein kleines Gebaͤude im gothiſchen Geſchmack, das
Kloſter genannt, das eine romantiſche Lage hat. Man koͤmmt weiter, auf einem
ſich ſchlaͤngelnden Wege, auf eine ſehr lange Terraſſe, von welcher ſich dem Auge
eine ungemein weite Ausſicht uͤber die umliegende Gegend darſtellt. Am Ende der-
ſelben ſteht der Alfredsthurm, auf einer vorſpringenden mit Kiefern bepflanzten An-
hoͤhe. Es iſt ein großes dreyeckigtes Gebaͤude von weißen Ziegelſteinen, 155 Fuß
hoch. Auf jeder Ecke iſt ein Thurm, und in einem eine Windeltreppe, die zu dem
oben befindlichen kleinen Zimmer fuͤhrt, das groß genug iſt, um Teleſcope darinn
zu haben. Man muß uͤber den weiten Umfang des Laudes, das ſich in der Ausſicht
verbreitet, erſtaunen. Inwendig iſt das Gebaͤude oben offen. Sein Hauptzweck
iſt, daß es einen Geſichtspunkt abgeben ſoll, und dieſer iſt in der That ſehr edel. Es
hat gar keine Verzierungen, ausgenommen Alfreds Statue in einer Niſche uͤber
dem Eingang, und beſteht aus nichts als hohen Mauern mit den hervorſpringenden
Thuͤrmen. Die Verhaͤltniſſe ſind aber ſo gut, daß man nicht leicht ein Gebaͤude
ſehen wird, worinn ſo viel Simplicitaͤt mit wahrer Groͤße verbunden iſt.
Donnington-Caſtle. *)
Der Platz um das Wohnhaus iſt mit vielem Geſchmack eingerichtet. Es liegt
auf einer Anhoͤhe und hat hinter ſich einen Huͤgel mit Waldung. Um das Haus
herum iſt ein ſchoͤner großer Raſenplatz, der ſich zum Waſſer hinabſenkt. Ein be-
traͤchtlicher durch die Kunſt noch breiter gemachter Fluß laͤuft darneben mit ſanfter
Kruͤmmung vorbey. In ihm liegen drey bis vier Inſeln, wovon eine dick mit Buſch-
werk bepflanzt, und der Aufenthalt von Schwaͤnen und allerley wildem Waſſergefluͤ-
gel
*) In Berkſhire.
F 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |