Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.Am 28ten des Octobers. Sie verstehen die Kunst sehr gut, wie es "Die Harmonie unserer Seelenkräfte klingt Am 28ten des Octobers. Sie verſtehen die Kunſt ſehr gut, wie es „Die Harmonie unſerer Seelenkraͤfte klingt <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0011" n="11"/> <div type="letter" n="1"> <dateline>Am 28ten des Octobers.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>ie verſtehen die Kunſt ſehr gut, wie es<lb/> ſcheint, aus den Briefen Jhrer Freunde ſogleich<lb/> die Antwort herzunehmen. Das Ding iſt ſehr<lb/> leicht. Wenn ich es eben ſo machte, und eine<lb/> Stelle Jhres Briefes woͤrtlich Jhnen zuruͤck<lb/> ſchickte, wuͤrden Sie mir es verzeihen?</p><lb/> <p>„Die Harmonie unſerer Seelenkraͤfte klingt<lb/> „im Akkorde, wenn eine andere außer uns die-<lb/> „ſelben Schwingungen macht. Jn dem groſ-<lb/> „ſen Akkorde der Schoͤpfung ſind mehrere un-<lb/> „tergeordnete, die aber alle im Einklange zu-<lb/> „ſammen ſtimmen ſollen, das heißt, ein jeder<lb/> „Ton hat ſeine eigene reine Stimmung fuͤr<lb/> „ſich, toͤnt allein in einfacher Konſonanz, er-<lb/> „hoͤhet aber den Reiz der Harmonie des Gan-<lb/> „zen. Der Menſch gehoͤrt vorzuͤglich zu die-<lb/> „ſem Ganzen, der Stolz kennte ihn vielleicht<lb/> „den dominirenden Ton nennen. Warum<lb/> „iſt denn aber ſeine eigene Stimmung ſo<lb/> „ſehr unrein? iſt die Saite ſo, daß ſie keine<lb/> „Stimmung aushaͤlt? oder ſind es Stuͤmper<lb/> „die daran pfuſchen? — Dies Freund ſagen<lb/> „Sie mir. Jch bin geneigt das Letztere zu<lb/> „behaupten; mein eigenes Geſchlecht kann<lb/> „mir die Beweiſe dazu hergehen. Unſere<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0011]
Am 28ten des Octobers.
Sie verſtehen die Kunſt ſehr gut, wie es
ſcheint, aus den Briefen Jhrer Freunde ſogleich
die Antwort herzunehmen. Das Ding iſt ſehr
leicht. Wenn ich es eben ſo machte, und eine
Stelle Jhres Briefes woͤrtlich Jhnen zuruͤck
ſchickte, wuͤrden Sie mir es verzeihen?
„Die Harmonie unſerer Seelenkraͤfte klingt
„im Akkorde, wenn eine andere außer uns die-
„ſelben Schwingungen macht. Jn dem groſ-
„ſen Akkorde der Schoͤpfung ſind mehrere un-
„tergeordnete, die aber alle im Einklange zu-
„ſammen ſtimmen ſollen, das heißt, ein jeder
„Ton hat ſeine eigene reine Stimmung fuͤr
„ſich, toͤnt allein in einfacher Konſonanz, er-
„hoͤhet aber den Reiz der Harmonie des Gan-
„zen. Der Menſch gehoͤrt vorzuͤglich zu die-
„ſem Ganzen, der Stolz kennte ihn vielleicht
„den dominirenden Ton nennen. Warum
„iſt denn aber ſeine eigene Stimmung ſo
„ſehr unrein? iſt die Saite ſo, daß ſie keine
„Stimmung aushaͤlt? oder ſind es Stuͤmper
„die daran pfuſchen? — Dies Freund ſagen
„Sie mir. Jch bin geneigt das Letztere zu
„behaupten; mein eigenes Geſchlecht kann
„mir die Beweiſe dazu hergehen. Unſere
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |