Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.Was nun die Liebe betrift: so erzeugen Die Natur lehrt die Liebe; Verhältnisse, Was nun die Liebe betrift: ſo erzeugen Die Natur lehrt die Liebe; Verhaͤltniſſe, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0137" n="137"/> <p>Was nun die Liebe betrift: ſo erzeugen<lb/> dieſe Buͤcher groͤſtentheils Hirngeſpinſte, wo-<lb/> von der Faden in der ſublunariſchen Welt<lb/> nicht mehr zu finden iſt, auch nie ſo ganz darin<lb/> war. Hier girrt ein Fraͤuen im Thurm ein<lb/> Don Quixotte leiert ſeine Guittara dazu, oder<lb/> klirrt mit dem Sporn; dort raubt ein Abt<lb/> ein Schaͤfchen und betet Paternoſters. Die<lb/> Dinge moͤgen alle wahr, und recht artig zu<lb/> leſen ſeyn, aber warum werden ſie jetzt in ganz<lb/> andern Zeiten und Umſtaͤnden wieder aufgetiſcht?<lb/> zum Vergnuͤgen? oder um die Fehler der Vor-<lb/> zeit aufzudecken und ſie auf die <hi rendition="#fr">jetzigen</hi> zu paſſen<lb/> oder dieſe dadurch zu vermehren? was wird<lb/> dadurch gutes oder nuͤtzliches geſtiftet? Die<lb/> Herrn ſind ſchlechte Mathematiker, ſie haben<lb/> vergeſſen daß ſich ungleiche Triangel nicht<lb/> decken und nicht auf einander paſſen. Es wird<lb/> die Zeit wieder kommen: wo die verliebten<lb/> Poſſen, die uns jetzt auf ſpaniſcher Guittara<lb/> vorgeleiert werden, ihr Gluͤck verliehren wer-<lb/> den.</p><lb/> <p>Die Natur lehrt die Liebe; Verhaͤltniſſe,<lb/> Jntereſſe, Eigenſinn leiten ſie, ob zum Gluͤck<lb/> oder Ungluͤck der jetzigen und zukuͤnftigen Men-<lb/> ſchen? Die Entſcheidung moͤchte ſehr leicht<lb/> ſeyn. Aber auch die Lektuͤre unſerer Frauen-<lb/> zimmer unterdruͤckt nicht ſelten die Natur, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0137]
Was nun die Liebe betrift: ſo erzeugen
dieſe Buͤcher groͤſtentheils Hirngeſpinſte, wo-
von der Faden in der ſublunariſchen Welt
nicht mehr zu finden iſt, auch nie ſo ganz darin
war. Hier girrt ein Fraͤuen im Thurm ein
Don Quixotte leiert ſeine Guittara dazu, oder
klirrt mit dem Sporn; dort raubt ein Abt
ein Schaͤfchen und betet Paternoſters. Die
Dinge moͤgen alle wahr, und recht artig zu
leſen ſeyn, aber warum werden ſie jetzt in ganz
andern Zeiten und Umſtaͤnden wieder aufgetiſcht?
zum Vergnuͤgen? oder um die Fehler der Vor-
zeit aufzudecken und ſie auf die jetzigen zu paſſen
oder dieſe dadurch zu vermehren? was wird
dadurch gutes oder nuͤtzliches geſtiftet? Die
Herrn ſind ſchlechte Mathematiker, ſie haben
vergeſſen daß ſich ungleiche Triangel nicht
decken und nicht auf einander paſſen. Es wird
die Zeit wieder kommen: wo die verliebten
Poſſen, die uns jetzt auf ſpaniſcher Guittara
vorgeleiert werden, ihr Gluͤck verliehren wer-
den.
Die Natur lehrt die Liebe; Verhaͤltniſſe,
Jntereſſe, Eigenſinn leiten ſie, ob zum Gluͤck
oder Ungluͤck der jetzigen und zukuͤnftigen Men-
ſchen? Die Entſcheidung moͤchte ſehr leicht
ſeyn. Aber auch die Lektuͤre unſerer Frauen-
zimmer unterdruͤckt nicht ſelten die Natur, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |