Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.So geht es auch in der Schriftstellerei, wo Die Zweige der wahren Gelehrsamkeit über- So geht es auch in der Schriftſtellerei, wo Die Zweige der wahren Gelehrſamkeit uͤber- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0014" n="14"/> <p>So geht es auch in der Schriftſtellerei, wo<lb/> ſich neben den vortreflichen Arbeitern ſo vie-<lb/> le Tageloͤhner eingeſchlichen haben, die ſich nie<lb/> uͤber Kalk und Stroh erheben. Wenn ſie dies<lb/> zum Behuf der Meiſter lieferten: ſo waͤren ſie<lb/> allerdings nuͤtzlich, ja unentbehrlich. Da ſie<lb/> aber fuͤr ſich allein damit beſtehen und das Publi-<lb/> kum in ihre Huͤtten aufnehmen wollen: ſo ſind<lb/> ſie ſchaͤdlich. Jhr Gebaͤude faͤllt, und erdruͤckt<lb/> die darunter hauſen, und ihre Nahrung, die<lb/> ſie darin gaben, vergiftet die, welche entka-<lb/> men. — Die Ausſchweifung in der Schrift-<lb/> ſtellerei wird die Peſt fuͤr die Menſchen. So<lb/> lange ſie der wahren Gelehrſamkeit, und dem<lb/> Menſchenwohl nicht ſchadet, ſo lange noch durch<lb/> dieſe ſchriftſtelleriſchen Taͤndeleien, manches,<lb/> was ſonſt verlohren gienge, und doch nuͤtzlich<lb/> iſt, in Umlauf gebracht wird, ſo lange laͤßt<lb/> ſie ſich der Vernuͤnſtige gefallen. Aber wenn<lb/> er ſtatt dieſes kleinen Nutzens den groͤßten Scha-<lb/> den daraus hervorgehen ſiehet, ſoll er dann<lb/> nicht ſeine Stimme erheben?</p><lb/> <p>Die Zweige der wahren Gelehrſamkeit uͤber-<lb/> ſchatteten ſonſt das Unkraut, das ſich in ihrem<lb/> Schatten naͤhrte, jetzt faͤngt es an zu luxuri-<lb/> ren und will uͤber jene Zweige hinauswachſen.<lb/> Dies iſt in der That zu befuͤrchten, wenn ihm<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0014]
So geht es auch in der Schriftſtellerei, wo
ſich neben den vortreflichen Arbeitern ſo vie-
le Tageloͤhner eingeſchlichen haben, die ſich nie
uͤber Kalk und Stroh erheben. Wenn ſie dies
zum Behuf der Meiſter lieferten: ſo waͤren ſie
allerdings nuͤtzlich, ja unentbehrlich. Da ſie
aber fuͤr ſich allein damit beſtehen und das Publi-
kum in ihre Huͤtten aufnehmen wollen: ſo ſind
ſie ſchaͤdlich. Jhr Gebaͤude faͤllt, und erdruͤckt
die darunter hauſen, und ihre Nahrung, die
ſie darin gaben, vergiftet die, welche entka-
men. — Die Ausſchweifung in der Schrift-
ſtellerei wird die Peſt fuͤr die Menſchen. So
lange ſie der wahren Gelehrſamkeit, und dem
Menſchenwohl nicht ſchadet, ſo lange noch durch
dieſe ſchriftſtelleriſchen Taͤndeleien, manches,
was ſonſt verlohren gienge, und doch nuͤtzlich
iſt, in Umlauf gebracht wird, ſo lange laͤßt
ſie ſich der Vernuͤnſtige gefallen. Aber wenn
er ſtatt dieſes kleinen Nutzens den groͤßten Scha-
den daraus hervorgehen ſiehet, ſoll er dann
nicht ſeine Stimme erheben?
Die Zweige der wahren Gelehrſamkeit uͤber-
ſchatteten ſonſt das Unkraut, das ſich in ihrem
Schatten naͤhrte, jetzt faͤngt es an zu luxuri-
ren und will uͤber jene Zweige hinauswachſen.
Dies iſt in der That zu befuͤrchten, wenn ihm
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