Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.Am 27sten des Novembers. Jch erfülle Heute mein Versprechen, das Was ich von dieser Art der Modelektüre Am 27ſten des Novembers. Jch erfuͤlle Heute mein Verſprechen, das Was ich von dieſer Art der Modelektuͤre <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023" n="23"/> <div type="letter" n="1"> <dateline> <hi rendition="#b">Am 27ſten des Novembers.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>ch erfuͤlle Heute mein Verſprechen, das<lb/> ich in meinem lezten Briefe gethan habe. Die<lb/> Munterkeit, die unſere muͤndlichen Unterredun-<lb/> gen wuͤrzte, werden Sie freilich hier vermißen,<lb/> dafuͤr wird Sie aber der ununterbrochene Fort-<lb/> gang meiner Gedanken ſchadlos halten. Jhre<lb/> Bemerkungen koͤnnen Sie am Rande machen,<lb/> und ſie mir bei Gelegenheit mittheilen. Sie<lb/> wiſſen daß ich nie meine Behauptungen fuͤr<lb/> untruͤglich ausgebe, ſondern ſie ſelbſt gern auf-<lb/> gebe, wenn ich meinen Jrthum einſehe.</p><lb/> <p>Was ich von dieſer Art der Modelektuͤre<lb/> denke? nicht viel gutes. Jch halte ſolche Gei-<lb/> ſterbuͤcher und Geiſtergeſchichten fuͤr Satiren<lb/> auf den geſunden Menſchenverſtand. Sie wer-<lb/> den dies vielleicht zu hart finden; vergeſſen Sie<lb/> aber einmal den Ausgang des achtzehnten Jahr-<lb/> hunderts, und ſetzen Sie ſich in Gedanken<lb/> hundert Jahre weiter hinaus; leſen Sie dann<lb/> den Wuſt dieſer Schriften, und ich wette dar-<lb/> auf, Sie werden Mitleid mit den armen Vor-<lb/> fahren haben, ſie bedauren daß ihr Verſtand ſo<lb/> weit zuruͤcke war. Sie wuͤrden naͤmlich nicht<lb/> wiſſen ob man ſolche Buͤcher im Ernſt oder<lb/> im Spaße ſchrieb und las. Wuͤrden Sie dann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0023]
Am 27ſten des Novembers.
Jch erfuͤlle Heute mein Verſprechen, das
ich in meinem lezten Briefe gethan habe. Die
Munterkeit, die unſere muͤndlichen Unterredun-
gen wuͤrzte, werden Sie freilich hier vermißen,
dafuͤr wird Sie aber der ununterbrochene Fort-
gang meiner Gedanken ſchadlos halten. Jhre
Bemerkungen koͤnnen Sie am Rande machen,
und ſie mir bei Gelegenheit mittheilen. Sie
wiſſen daß ich nie meine Behauptungen fuͤr
untruͤglich ausgebe, ſondern ſie ſelbſt gern auf-
gebe, wenn ich meinen Jrthum einſehe.
Was ich von dieſer Art der Modelektuͤre
denke? nicht viel gutes. Jch halte ſolche Gei-
ſterbuͤcher und Geiſtergeſchichten fuͤr Satiren
auf den geſunden Menſchenverſtand. Sie wer-
den dies vielleicht zu hart finden; vergeſſen Sie
aber einmal den Ausgang des achtzehnten Jahr-
hunderts, und ſetzen Sie ſich in Gedanken
hundert Jahre weiter hinaus; leſen Sie dann
den Wuſt dieſer Schriften, und ich wette dar-
auf, Sie werden Mitleid mit den armen Vor-
fahren haben, ſie bedauren daß ihr Verſtand ſo
weit zuruͤcke war. Sie wuͤrden naͤmlich nicht
wiſſen ob man ſolche Buͤcher im Ernſt oder
im Spaße ſchrieb und las. Wuͤrden Sie dann
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