Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.und vergißt das gute Buch selbst. -- Ueber- Die Gleichgültigkeit gegen die Religion und vergißt das gute Buch ſelbſt. — Ueber- Die Gleichguͤltigkeit gegen die Religion <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="58"/> und vergißt das gute Buch ſelbſt. — Ueber-<lb/> dem erweitert ſich jetzt der politiſche Horlzont<lb/> ein Bischen uͤber die Graͤnzen hinaus, und<lb/> umfaßt Myopſe und Presbyten, die gewoͤhnlich<lb/> beide gleich fremd darin ſind, und denen das<lb/> — <hi rendition="#fr">ſich orientiren,</hi> aͤußerſt ſchwer wird; ihre<lb/> Kryſtallinſen ſind von verſchiedener Natur,<lb/> und doch haben ſie ſich einerlei Gegenſtand zur<lb/> Beſchauung gewaͤhlt. Mancher ſonſt gelehrte<lb/> Mann verlaͤſt ſein Fach, worin er Meiſter ſeyn<lb/> konnte, um in einer fremden Werkſtatt zu ſtuͤm-<lb/> pern. Es iſt einmal Mode, und uͤber den<lb/> Geſchmack der Dilettanten laͤßt ſich kein Reichs-<lb/> geſez geben.</p><lb/> <p>Die Gleichguͤltigkeit gegen die Religion<lb/> hat mehrere Urſachen, ich rechne aber auch<lb/> die Modelektuͤre dazu, die alle ernſthaftere Schrif-<lb/> ten verdrengt und ſie auf den Tiſch der alten<lb/> Weiber und podagriſtiſchen Maͤnner ſchiebt.<lb/> Ausnahmen giebt es freilich uͤberall, aber ſie<lb/> beweiſen ſo wenig etwas als Beiſpiele. Wenn<lb/> in einem Buche keine religioͤſen, keine feſten<lb/> Grundſaͤtze herrſchen: ſo koͤnnen ſie auch nicht<lb/> dadurch erzeugt werden. Die Begriffe der Re-<lb/> ligion aͤußern ſich immer deutlich in dem politi-<lb/> ſchen Horizont, deſſen Erweiterung oder<lb/> Einſchraͤnkung von ihnen vorzuͤglich mit ab-<lb/> haͤngt. Die Spekulation der Modeſchriftſteller<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0058]
und vergißt das gute Buch ſelbſt. — Ueber-
dem erweitert ſich jetzt der politiſche Horlzont
ein Bischen uͤber die Graͤnzen hinaus, und
umfaßt Myopſe und Presbyten, die gewoͤhnlich
beide gleich fremd darin ſind, und denen das
— ſich orientiren, aͤußerſt ſchwer wird; ihre
Kryſtallinſen ſind von verſchiedener Natur,
und doch haben ſie ſich einerlei Gegenſtand zur
Beſchauung gewaͤhlt. Mancher ſonſt gelehrte
Mann verlaͤſt ſein Fach, worin er Meiſter ſeyn
konnte, um in einer fremden Werkſtatt zu ſtuͤm-
pern. Es iſt einmal Mode, und uͤber den
Geſchmack der Dilettanten laͤßt ſich kein Reichs-
geſez geben.
Die Gleichguͤltigkeit gegen die Religion
hat mehrere Urſachen, ich rechne aber auch
die Modelektuͤre dazu, die alle ernſthaftere Schrif-
ten verdrengt und ſie auf den Tiſch der alten
Weiber und podagriſtiſchen Maͤnner ſchiebt.
Ausnahmen giebt es freilich uͤberall, aber ſie
beweiſen ſo wenig etwas als Beiſpiele. Wenn
in einem Buche keine religioͤſen, keine feſten
Grundſaͤtze herrſchen: ſo koͤnnen ſie auch nicht
dadurch erzeugt werden. Die Begriffe der Re-
ligion aͤußern ſich immer deutlich in dem politi-
ſchen Horizont, deſſen Erweiterung oder
Einſchraͤnkung von ihnen vorzuͤglich mit ab-
haͤngt. Die Spekulation der Modeſchriftſteller
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