Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.legten alle bei uns an. Es wohnten zwei oder drei Consuln bei ans, Häuser wurden gebaut, Speicher errichtet, Fabriken gegründet, und es gab viel Treiben und Verkehr. Allein es kam noch Anderes dazu, was eben so sehr zog als der gute Hafen und eigentlich auch eben so offenkundig war. Wir hatten dazumal die Accise im Lande, und, da bei uns fast so viel Geschäfte gemacht wurden, wie sonst nur in Seestädten, begreiflicherweise auch im Ort. Und das war eine verdammte Einrichtung, streng und hart über alle Maßen; sie vertheuerte die doch nothwendigen Waaren ins Unerschwingliche und brachte uns in ihren Officianten eine Menschenklasse ins Land, die von vornherein wenig beliebt war und sich überdies noch mit aller Mühe verhaßt zu machen suchte. Die Folge dieser neumodischen Einrichtungen war ein unerhörter Schmuggel, denn entbehren konnte und wollte man die Waaren durchaus nicht, und die Zölle bezahlen wollte man noch viel weniger. So florirte der Schmuggel, und dazu war unser Ort der bequemste von der Welt, weil er ringsum offen war und, was sich einmal darin befand, dann ziemlich ungestört in alle Lande gehen konnte. Der Hafen war, wie gesagt, gut und tief, die Küste meilenweit schier unbewohnt und mit vielen guten Landungsplätzen versehen. So hatten denn die Beamten bei uns einen kaum erschwinglichen Dienst, Tag für Tag und Nacht für Nacht, und fast immer vergebens, denn schmuggeln that bei uns mit Ausnahme ihrer selbst legten alle bei uns an. Es wohnten zwei oder drei Consuln bei ans, Häuser wurden gebaut, Speicher errichtet, Fabriken gegründet, und es gab viel Treiben und Verkehr. Allein es kam noch Anderes dazu, was eben so sehr zog als der gute Hafen und eigentlich auch eben so offenkundig war. Wir hatten dazumal die Accise im Lande, und, da bei uns fast so viel Geschäfte gemacht wurden, wie sonst nur in Seestädten, begreiflicherweise auch im Ort. Und das war eine verdammte Einrichtung, streng und hart über alle Maßen; sie vertheuerte die doch nothwendigen Waaren ins Unerschwingliche und brachte uns in ihren Officianten eine Menschenklasse ins Land, die von vornherein wenig beliebt war und sich überdies noch mit aller Mühe verhaßt zu machen suchte. Die Folge dieser neumodischen Einrichtungen war ein unerhörter Schmuggel, denn entbehren konnte und wollte man die Waaren durchaus nicht, und die Zölle bezahlen wollte man noch viel weniger. So florirte der Schmuggel, und dazu war unser Ort der bequemste von der Welt, weil er ringsum offen war und, was sich einmal darin befand, dann ziemlich ungestört in alle Lande gehen konnte. Der Hafen war, wie gesagt, gut und tief, die Küste meilenweit schier unbewohnt und mit vielen guten Landungsplätzen versehen. So hatten denn die Beamten bei uns einen kaum erschwinglichen Dienst, Tag für Tag und Nacht für Nacht, und fast immer vergebens, denn schmuggeln that bei uns mit Ausnahme ihrer selbst <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0012"/> legten alle bei uns an. Es wohnten zwei oder drei Consuln bei ans, Häuser wurden gebaut, Speicher errichtet, Fabriken gegründet, und es gab viel Treiben und Verkehr. Allein es kam noch Anderes dazu, was eben so sehr zog als der gute Hafen und eigentlich auch eben so offenkundig war.</p><lb/> <p>Wir hatten dazumal die Accise im Lande, und, da bei uns fast so viel Geschäfte gemacht wurden, wie sonst nur in Seestädten, begreiflicherweise auch im Ort. Und das war eine verdammte Einrichtung, streng und hart über alle Maßen; sie vertheuerte die doch nothwendigen Waaren ins Unerschwingliche und brachte uns in ihren Officianten eine Menschenklasse ins Land, die von vornherein wenig beliebt war und sich überdies noch mit aller Mühe verhaßt zu machen suchte. Die Folge dieser neumodischen Einrichtungen war ein unerhörter Schmuggel, denn entbehren konnte und wollte man die Waaren durchaus nicht, und die Zölle bezahlen wollte man noch viel weniger. So florirte der Schmuggel, und dazu war unser Ort der bequemste von der Welt, weil er ringsum offen war und, was sich einmal darin befand, dann ziemlich ungestört in alle Lande gehen konnte. Der Hafen war, wie gesagt, gut und tief, die Küste meilenweit schier unbewohnt und mit vielen guten Landungsplätzen versehen. So hatten denn die Beamten bei uns einen kaum erschwinglichen Dienst, Tag für Tag und Nacht für Nacht, und fast immer vergebens, denn schmuggeln that bei uns mit Ausnahme ihrer selbst<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
legten alle bei uns an. Es wohnten zwei oder drei Consuln bei ans, Häuser wurden gebaut, Speicher errichtet, Fabriken gegründet, und es gab viel Treiben und Verkehr. Allein es kam noch Anderes dazu, was eben so sehr zog als der gute Hafen und eigentlich auch eben so offenkundig war.
Wir hatten dazumal die Accise im Lande, und, da bei uns fast so viel Geschäfte gemacht wurden, wie sonst nur in Seestädten, begreiflicherweise auch im Ort. Und das war eine verdammte Einrichtung, streng und hart über alle Maßen; sie vertheuerte die doch nothwendigen Waaren ins Unerschwingliche und brachte uns in ihren Officianten eine Menschenklasse ins Land, die von vornherein wenig beliebt war und sich überdies noch mit aller Mühe verhaßt zu machen suchte. Die Folge dieser neumodischen Einrichtungen war ein unerhörter Schmuggel, denn entbehren konnte und wollte man die Waaren durchaus nicht, und die Zölle bezahlen wollte man noch viel weniger. So florirte der Schmuggel, und dazu war unser Ort der bequemste von der Welt, weil er ringsum offen war und, was sich einmal darin befand, dann ziemlich ungestört in alle Lande gehen konnte. Der Hafen war, wie gesagt, gut und tief, die Küste meilenweit schier unbewohnt und mit vielen guten Landungsplätzen versehen. So hatten denn die Beamten bei uns einen kaum erschwinglichen Dienst, Tag für Tag und Nacht für Nacht, und fast immer vergebens, denn schmuggeln that bei uns mit Ausnahme ihrer selbst
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/12>, abgerufen am 16.07.2024. |