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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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"Ein Trefflicher
"Ist dein geworden, Tochter! sprach er jetzt,
"Und dein, o Sohn! dieß heiligliebend Weib.
"Ein freudig Wunder, daß die alten Augen
"Mir übergehen, seyd ihr mir, und blüht,
"Wie eine seltne Blume mir, ihr Beyden!
"Denn nicht gelingt es immerhin den Menschen,
"Das Ihrige zu finden. Großes Glück
"Zu tragen und zu opfern giebt der Gott
"Den Einen, weniger gegeben ist
"Den Andern; aber hoffend leben sie.
"Zwey Genien geleiten auf und ab
"Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank.
"Mit Einsamen und Armen wandelt jene,
"Die Immerwache; dieser führt aus Wonne
"Die Glücklichen des Weges freundlich weiter,
"Vor bösem Schiksal sie bewahrend. Oft,
"Wenn er entfloh, erheben sich zu sehr
"Die Freudigen, und rächend traf sie bald
"Das ungebetne Weh.
"Doch gerne theilt
"Das freie Herz von seinen Freuden aus,
"Der Sonne gleich, die liebend ihre Stralen
"An ihrem Tag' aus goldner Fülle giebt;
„Ein Trefflicher
„Iſt dein geworden, Tochter! ſprach er jetzt,
„Und dein, o Sohn! dieß heiligliebend Weib.
„Ein freudig Wunder, daß die alten Augen
„Mir uͤbergehen, ſeyd ihr mir, und bluͤht,
„Wie eine ſeltne Blume mir, ihr Beyden!
„Denn nicht gelingt es immerhin den Menſchen,
„Das Ihrige zu finden. Großes Gluͤck
„Zu tragen und zu opfern giebt der Gott
„Den Einen, weniger gegeben iſt
„Den Andern; aber hoffend leben ſie.
„Zwey Genien geleiten auf und ab
„Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank.
„Mit Einſamen und Armen wandelt jene,
„Die Immerwache; dieſer fuͤhrt aus Wonne
„Die Gluͤcklichen des Weges freundlich weiter,
„Vor boͤſem Schikſal ſie bewahrend. Oft,
„Wenn er entfloh, erheben ſich zu ſehr
„Die Freudigen, und raͤchend traf ſie bald
„Das ungebetne Weh.
„Doch gerne theilt
„Das freie Herz von ſeinen Freuden aus,
„Der Sonne gleich, die liebend ihre Stralen
„An ihrem Tag' aus goldner Fuͤlle giebt;
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[111/0119] „Ein Trefflicher „Iſt dein geworden, Tochter! ſprach er jetzt, „Und dein, o Sohn! dieß heiligliebend Weib. „Ein freudig Wunder, daß die alten Augen „Mir uͤbergehen, ſeyd ihr mir, und bluͤht, „Wie eine ſeltne Blume mir, ihr Beyden! „Denn nicht gelingt es immerhin den Menſchen, „Das Ihrige zu finden. Großes Gluͤck „Zu tragen und zu opfern giebt der Gott „Den Einen, weniger gegeben iſt „Den Andern; aber hoffend leben ſie. „Zwey Genien geleiten auf und ab „Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank. „Mit Einſamen und Armen wandelt jene, „Die Immerwache; dieſer fuͤhrt aus Wonne „Die Gluͤcklichen des Weges freundlich weiter, „Vor boͤſem Schikſal ſie bewahrend. Oft, „Wenn er entfloh, erheben ſich zu ſehr „Die Freudigen, und raͤchend traf ſie bald „Das ungebetne Weh. „Doch gerne theilt „Das freie Herz von ſeinen Freuden aus, „Der Sonne gleich, die liebend ihre Stralen „An ihrem Tag' aus goldner Fuͤlle giebt;

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/119>, abgerufen am 24.11.2024.