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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Für meines Lebens goldnen Morgen
Sey Dank, o Pepromene, dir!
Ein Saitenspiel und süße Sorgen
Und Träum' und Thränen gabst du mir!
Die Flammen und die Stürme schonten
Mein jugendlich Elysium,
Und Ruh' und stille Liebe thronten
In meines Herzens Heiligthum.
Es reife von des Mittags Flamme,
Es reife nur von Kampf und Schmerz
Die Blüth' am grenzenlosen Stamme,
Wie Sprosse Gottes, dieses Herz!
Beflügelt von dem Sturm, erschwinge
Mein Geist des Lebens höchste Lust,
Der Tugend Siegeslust verjünge
Bei kargem Glücke mir die Brust!
Im heiligsten der Stürme falle
Zusammen meine Kerkerwand,
Und herrlicher und freier walle
Mein Geist in's unbekannte Land!
Hier blutet oft der Adler Schwinge;
Auch drüben warte Kampf und Schmerz!
Bis an der Sonnen letzte ringe,
Genährt vom Siege, dieses Herz!

Fuͤr meines Lebens goldnen Morgen
Sey Dank, o Pepromene, dir!
Ein Saitenſpiel und ſuͤße Sorgen
Und Traͤum' und Thraͤnen gabſt du mir!
Die Flammen und die Stuͤrme ſchonten
Mein jugendlich Elyſium,
Und Ruh' und ſtille Liebe thronten
In meines Herzens Heiligthum.
Es reife von des Mittags Flamme,
Es reife nur von Kampf und Schmerz
Die Bluͤth' am grenzenloſen Stamme,
Wie Sproſſe Gottes, dieſes Herz!
Befluͤgelt von dem Sturm, erſchwinge
Mein Geiſt des Lebens hoͤchſte Luſt,
Der Tugend Siegesluſt verjuͤnge
Bei kargem Gluͤcke mir die Bruſt!
Im heiligſten der Stuͤrme falle
Zuſammen meine Kerkerwand,
Und herrlicher und freier walle
Mein Geiſt in's unbekannte Land!
Hier blutet oft der Adler Schwinge;
Auch druͤben warte Kampf und Schmerz!
Bis an der Sonnen letzte ringe,
Genaͤhrt vom Siege, dieſes Herz!

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[4/0012] Fuͤr meines Lebens goldnen Morgen Sey Dank, o Pepromene, dir! Ein Saitenſpiel und ſuͤße Sorgen Und Traͤum' und Thraͤnen gabſt du mir! Die Flammen und die Stuͤrme ſchonten Mein jugendlich Elyſium, Und Ruh' und ſtille Liebe thronten In meines Herzens Heiligthum. Es reife von des Mittags Flamme, Es reife nur von Kampf und Schmerz Die Bluͤth' am grenzenloſen Stamme, Wie Sproſſe Gottes, dieſes Herz! Befluͤgelt von dem Sturm, erſchwinge Mein Geiſt des Lebens hoͤchſte Luſt, Der Tugend Siegesluſt verjuͤnge Bei kargem Gluͤcke mir die Bruſt! Im heiligſten der Stuͤrme falle Zuſammen meine Kerkerwand, Und herrlicher und freier walle Mein Geiſt in's unbekannte Land! Hier blutet oft der Adler Schwinge; Auch druͤben warte Kampf und Schmerz! Bis an der Sonnen letzte ringe, Genaͤhrt vom Siege, dieſes Herz!

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/12>, abgerufen am 21.11.2024.