Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber die Männer des Volks, die Heroenenkel,
sie walten
Helleren Auges jetzt, die Götterlieblinge denken
Des beschiedenen Glücks, es zähmen die Kinder
Athenes
Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jetzt
nicht.
Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der
Wüste noch einmal
Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft
gleich,
Und den Jäger erschreckt, kehrt jetzt im Glanze
der Waffen,
Bei der Herrscher Gebot furchtbargesammelt den
Wilden
Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch
einmal.
Und entbrannter beginnt's; wie Paare ringender
Männer,
Fassen die Schiffe sich an, in die Woge taumelt
das Steuer,
Unter den Streitern bricht der Boden und Schif-
fer und Schiff sinkt.

Aber in schwindelnden Traum vom Liede des Ta-
ges gesungen,

Aber die Maͤnner des Volks, die Heroenenkel,
ſie walten
Helleren Auges jetzt, die Goͤtterlieblinge denken
Des beſchiedenen Gluͤcks, es zaͤhmen die Kinder
Athenes
Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jetzt
nicht.
Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der
Wuͤſte noch einmal
Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft
gleich,
Und den Jaͤger erſchreckt, kehrt jetzt im Glanze
der Waffen,
Bei der Herrſcher Gebot furchtbargeſammelt den
Wilden
Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch
einmal.
Und entbrannter beginnt's; wie Paare ringender
Maͤnner,
Faſſen die Schiffe ſich an, in die Woge taumelt
das Steuer,
Unter den Streitern bricht der Boden und Schif-
fer und Schiff ſinkt.

Aber in ſchwindelnden Traum vom Liede des Ta-
ges geſungen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0175" n="167"/>
            <l>Aber die Ma&#x0364;nner des Volks, die Heroenenkel,</l><lb/>
            <l>&#x017F;ie walten</l><lb/>
            <l>Helleren Auges jetzt, die Go&#x0364;tterlieblinge denken</l><lb/>
            <l>Des be&#x017F;chiedenen Glu&#x0364;cks, es za&#x0364;hmen die Kinder</l><lb/>
            <l>Athenes</l><lb/>
            <l>Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jetzt</l><lb/>
            <l>nicht.</l><lb/>
            <l>Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;&#x017F;te noch einmal</l><lb/>
            <l>Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft</l><lb/>
            <l>gleich,</l><lb/>
            <l>Und den Ja&#x0364;ger er&#x017F;chreckt, kehrt jetzt im Glanze</l><lb/>
            <l>der Waffen,</l><lb/>
            <l>Bei der Herr&#x017F;cher Gebot furchtbarge&#x017F;ammelt den</l><lb/>
            <l>Wilden</l><lb/>
            <l>Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch</l><lb/>
            <l>einmal.</l><lb/>
            <l>Und entbrannter beginnt's; wie Paare ringender</l><lb/>
            <l>Ma&#x0364;nner,</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;&#x017F;en die Schiffe &#x017F;ich an, in die Woge taumelt</l><lb/>
            <l>das Steuer,</l><lb/>
            <l>Unter den Streitern bricht der Boden und Schif-</l><lb/>
            <l>fer und Schiff &#x017F;inkt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Aber in &#x017F;chwindelnden Traum vom Liede des Ta-</l><lb/>
            <l>ges ge&#x017F;ungen,</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0175] Aber die Maͤnner des Volks, die Heroenenkel, ſie walten Helleren Auges jetzt, die Goͤtterlieblinge denken Des beſchiedenen Gluͤcks, es zaͤhmen die Kinder Athenes Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jetzt nicht. Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der Wuͤſte noch einmal Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft gleich, Und den Jaͤger erſchreckt, kehrt jetzt im Glanze der Waffen, Bei der Herrſcher Gebot furchtbargeſammelt den Wilden Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch einmal. Und entbrannter beginnt's; wie Paare ringender Maͤnner, Faſſen die Schiffe ſich an, in die Woge taumelt das Steuer, Unter den Streitern bricht der Boden und Schif- fer und Schiff ſinkt. Aber in ſchwindelnden Traum vom Liede des Ta- ges geſungen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/175
Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/175>, abgerufen am 17.05.2024.