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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Der Fehl, daß sie nicht wissen wohin?
In die unerfahrne Seele gegeben.

Ein Räthsel ist Reinentsprungenes. Auch
Der Gesang kaum darf es enthüllen. Denn
Wie du anfiengst, wirst du bleiben,
So viel auch wirket die Noth
Und die Zucht, das Meiste nemlich
Vermag die Geburt
Und der Lichtstral, der
Dem Neugebornen begegnet.
Wo aber ist Einer,
Um frei zu bleiben
Sein Leben lang und des Herzens Wunsch
Allein zu erfüllen, so
Aus himmlischgünstigen Höh'n
Und so aus reinestem Schooße
Glücklich geboren, wie jener.
Drum ist ein Jauchzen sein Wort.
Nicht liebt er, wie andere Kinder
In Wickelbanden zu weinen;
Und wenn, wo die Ufer sich ihm
An die Seite schleichen, die krummen,
Und durstig umwindend ihn,
Den Unbedachten, zu ziehn
Und wohl zu behüten begehren
Im eignen Schlunde, lachend,

Der Fehl, daß ſie nicht wiſſen wohin?
In die unerfahrne Seele gegeben.

Ein Raͤthſel iſt Reinentſprungenes. Auch
Der Geſang kaum darf es enthuͤllen. Denn
Wie du anfiengſt, wirſt du bleiben,
So viel auch wirket die Noth
Und die Zucht, das Meiſte nemlich
Vermag die Geburt
Und der Lichtſtral, der
Dem Neugebornen begegnet.
Wo aber iſt Einer,
Um frei zu bleiben
Sein Leben lang und des Herzens Wunſch
Allein zu erfuͤllen, ſo
Aus himmliſchguͤnſtigen Hoͤh'n
Und ſo aus reineſtem Schooße
Gluͤcklich geboren, wie jener.
Drum iſt ein Jauchzen ſein Wort.
Nicht liebt er, wie andere Kinder
In Wickelbanden zu weinen;
Und wenn, wo die Ufer ſich ihm
An die Seite ſchleichen, die krummen,
Und durſtig umwindend ihn,
Den Unbedachten, zu ziehn
Und wohl zu behuͤten begehren
Im eignen Schlunde, lachend,
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[190/0198] Der Fehl, daß ſie nicht wiſſen wohin? In die unerfahrne Seele gegeben. Ein Raͤthſel iſt Reinentſprungenes. Auch Der Geſang kaum darf es enthuͤllen. Denn Wie du anfiengſt, wirſt du bleiben, So viel auch wirket die Noth Und die Zucht, das Meiſte nemlich Vermag die Geburt Und der Lichtſtral, der Dem Neugebornen begegnet. Wo aber iſt Einer, Um frei zu bleiben Sein Leben lang und des Herzens Wunſch Allein zu erfuͤllen, ſo Aus himmliſchguͤnſtigen Hoͤh'n Und ſo aus reineſtem Schooße Gluͤcklich geboren, wie jener. Drum iſt ein Jauchzen ſein Wort. Nicht liebt er, wie andere Kinder In Wickelbanden zu weinen; Und wenn, wo die Ufer ſich ihm An die Seite ſchleichen, die krummen, Und durſtig umwindend ihn, Den Unbedachten, zu ziehn Und wohl zu behuͤten begehren Im eignen Schlunde, lachend,

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/198>, abgerufen am 21.11.2024.