Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.
Und die Liebe der Lebenden trag' Ich auf und nieder; was Einem gebricht, Ich bring es vom andern, und binde Beseelend und wandle verjüngend die zögernde Welt Und gleiche Keinem und Allen. So sprach der Uebermüthige. Hermokrates. Das ist noch wenig. Aergers schläft in ihm. Ich kenn' ihn, kenne sie, die überglücklichen Verwöhnten Söhne des Himmels, Die anders nicht, denn ihre Seele, fühlen. Stört einmal sie der Augenblick heraus -- Und leicht zerstörbar sind die Zärtlichen -- Dann stillet nichts sie wieder, brennend Treibt eine Wunde sie, unheilbar gährt Die Brust. Auch er! so still er scheint, So glüht ihm doch, seit ihm das arme Volk Den hohen Geist -- -- Empedokles. Pausanias. Empedokles. -- -- -- -- -- -- O jene Zeit! Ihr Liebeswonnen, da die Seele mir Von Göttern, wie Endymion, geweckt, Die kindlich schlummernde, sich öffnete, Lebendig sie, die Immerjugendlichen,
Und die Liebe der Lebenden trag' Ich auf und nieder; was Einem gebricht, Ich bring es vom andern, und binde Beſeelend und wandle verjuͤngend die zoͤgernde Welt Und gleiche Keinem und Allen. So ſprach der Uebermuͤthige. Hermokrates. Das iſt noch wenig. Aergers ſchlaͤft in ihm. Ich kenn' ihn, kenne ſie, die uͤbergluͤcklichen Verwoͤhnten Soͤhne des Himmels, Die anders nicht, denn ihre Seele, fuͤhlen. Stoͤrt einmal ſie der Augenblick heraus — Und leicht zerſtoͤrbar ſind die Zaͤrtlichen — Dann ſtillet nichts ſie wieder, brennend Treibt eine Wunde ſie, unheilbar gaͤhrt Die Bruſt. Auch er! ſo ſtill er ſcheint, So gluͤht ihm doch, ſeit ihm das arme Volk Den hohen Geiſt — — Empedokles. Pauſanias. Empedokles. — — — — — — O jene Zeit! Ihr Liebeswonnen, da die Seele mir Von Goͤttern, wie Endymion, geweckt, Die kindlich ſchlummernde, ſich oͤffnete, Lebendig ſie, die Immerjugendlichen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#MEK"> <p><pb facs="#f0212" n="204"/> Und die Liebe der Lebenden trag'<lb/> Ich auf und nieder; was Einem gebricht,<lb/> Ich bring es vom andern, und binde<lb/> Beſeelend und wandle verjuͤngend die zoͤgernde<lb/> Welt<lb/> Und gleiche Keinem und Allen.<lb/> So ſprach der Uebermuͤthige.</p> </sp><lb/> <sp who="#HER"> <speaker><hi rendition="#g">Hermokrates</hi>.</speaker><lb/> <p>Das iſt noch wenig. Aergers ſchlaͤft in ihm.<lb/> Ich kenn' ihn, kenne ſie, die uͤbergluͤcklichen<lb/> Verwoͤhnten Soͤhne des Himmels,<lb/> Die anders nicht, denn ihre Seele, fuͤhlen.<lb/> Stoͤrt einmal ſie der Augenblick heraus —<lb/> Und leicht zerſtoͤrbar ſind die Zaͤrtlichen —<lb/> Dann ſtillet nichts ſie wieder, brennend<lb/> Treibt eine Wunde ſie, unheilbar gaͤhrt<lb/> Die Bruſt. Auch er! ſo ſtill er ſcheint,<lb/> So gluͤht ihm doch, ſeit ihm das arme Volk<lb/> Den hohen Geiſt — —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Empedokles</hi>. <hi rendition="#g">Pauſanias</hi>.</p> </sp><lb/> <sp who="#EMP"> <speaker><hi rendition="#g">Empedokles</hi>.</speaker><lb/> <p>— — — — — — O jene Zeit!<lb/> Ihr Liebeswonnen, da die Seele mir<lb/> Von Goͤttern, wie Endymion, geweckt,<lb/> Die kindlich ſchlummernde, ſich oͤffnete,<lb/> Lebendig ſie, die Immerjugendlichen,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [204/0212]
Und die Liebe der Lebenden trag'
Ich auf und nieder; was Einem gebricht,
Ich bring es vom andern, und binde
Beſeelend und wandle verjuͤngend die zoͤgernde
Welt
Und gleiche Keinem und Allen.
So ſprach der Uebermuͤthige.
Hermokrates.
Das iſt noch wenig. Aergers ſchlaͤft in ihm.
Ich kenn' ihn, kenne ſie, die uͤbergluͤcklichen
Verwoͤhnten Soͤhne des Himmels,
Die anders nicht, denn ihre Seele, fuͤhlen.
Stoͤrt einmal ſie der Augenblick heraus —
Und leicht zerſtoͤrbar ſind die Zaͤrtlichen —
Dann ſtillet nichts ſie wieder, brennend
Treibt eine Wunde ſie, unheilbar gaͤhrt
Die Bruſt. Auch er! ſo ſtill er ſcheint,
So gluͤht ihm doch, ſeit ihm das arme Volk
Den hohen Geiſt — —
Empedokles. Pauſanias.
Empedokles.
— — — — — — O jene Zeit!
Ihr Liebeswonnen, da die Seele mir
Von Goͤttern, wie Endymion, geweckt,
Die kindlich ſchlummernde, ſich oͤffnete,
Lebendig ſie, die Immerjugendlichen,
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/212>, abgerufen am 16.02.2025. |