Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Mir grünten sonst die Lauben, es leuchteten Die Blumen, wie die eignen Augen, mir, Nicht ferne war das Angesicht der Lieben, und leuchtete mir, und droben Und um die Wälder sah ich die Fittige Des Himmels fliegen, da ich ein Jüngling war; Nun sitz' ich still allein, von einer Stunde zur anderen, und Gestalten Aus Lieb und Leid der helleren Tage schafft, Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich, Und ferne lausch' ich hin, ob nicht ein Freundlicher Retter vielleicht mir komme. Dann hör' ich oft den Wagen des Donneres Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt Und ihm das Haus bebt, und der Boden Unter ihm dröhnt, und der Berg es nachhallt. Den Retter hör' ich dann in der Nacht, ich hör' Ihn tödtend, den Befreier, belebend ihn, Den Donnerer, vom Untergang zum Orient eilen und ihm nach tönt ihr, Mir gruͤnten ſonſt die Lauben, es leuchteten Die Blumen, wie die eignen Augen, mir, Nicht ferne war das Angeſicht der Lieben, und leuchtete mir, und droben Und um die Waͤlder ſah ich die Fittige Des Himmels fliegen, da ich ein Juͤngling war; Nun ſitz' ich ſtill allein, von einer Stunde zur anderen, und Geſtalten Aus Lieb und Leid der helleren Tage ſchafft, Zur eignen Freude nun mein Gedanke ſich, Und ferne lauſch' ich hin, ob nicht ein Freundlicher Retter vielleicht mir komme. Dann hoͤr' ich oft den Wagen des Donneres Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt Und ihm das Haus bebt, und der Boden Unter ihm droͤhnt, und der Berg es nachhallt. Den Retter hoͤr' ich dann in der Nacht, ich hoͤr' Ihn toͤdtend, den Befreier, belebend ihn, Den Donnerer, vom Untergang zum Orient eilen und ihm nach toͤnt ihr, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0035" n="27"/> <lg n="4"> <l>Mir gruͤnten ſonſt die Lauben, es leuchteten</l><lb/> <l>Die Blumen, wie die eignen Augen, mir,</l><lb/> <l>Nicht ferne war das Angeſicht der</l><lb/> <l>Lieben, und leuchtete mir, und droben</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und um die Waͤlder ſah ich die Fittige</l><lb/> <l>Des Himmels fliegen, da ich ein Juͤngling war;</l><lb/> <l>Nun ſitz' ich ſtill allein, von einer</l><lb/> <l>Stunde zur anderen, und Geſtalten</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Aus Lieb und Leid der helleren Tage ſchafft,</l><lb/> <l>Zur eignen Freude nun mein Gedanke ſich,</l><lb/> <l>Und ferne lauſch' ich hin, ob nicht ein</l><lb/> <l>Freundlicher Retter vielleicht mir komme.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Dann hoͤr' ich oft den Wagen des Donneres</l><lb/> <l>Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt</l><lb/> <l>Und ihm das Haus bebt, und der Boden</l><lb/> <l>Unter ihm droͤhnt, und der Berg es nachhallt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Den Retter hoͤr' ich dann in der Nacht, ich hoͤr'</l><lb/> <l>Ihn toͤdtend, den Befreier, belebend ihn,</l><lb/> <l>Den Donnerer, vom Untergang zum</l><lb/> <l>Orient eilen und ihm nach toͤnt ihr,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
Mir gruͤnten ſonſt die Lauben, es leuchteten
Die Blumen, wie die eignen Augen, mir,
Nicht ferne war das Angeſicht der
Lieben, und leuchtete mir, und droben
Und um die Waͤlder ſah ich die Fittige
Des Himmels fliegen, da ich ein Juͤngling war;
Nun ſitz' ich ſtill allein, von einer
Stunde zur anderen, und Geſtalten
Aus Lieb und Leid der helleren Tage ſchafft,
Zur eignen Freude nun mein Gedanke ſich,
Und ferne lauſch' ich hin, ob nicht ein
Freundlicher Retter vielleicht mir komme.
Dann hoͤr' ich oft den Wagen des Donneres
Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt
Und ihm das Haus bebt, und der Boden
Unter ihm droͤhnt, und der Berg es nachhallt.
Den Retter hoͤr' ich dann in der Nacht, ich hoͤr'
Ihn toͤdtend, den Befreier, belebend ihn,
Den Donnerer, vom Untergang zum
Orient eilen und ihm nach toͤnt ihr,
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