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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Bei Sunium oft landen, den stummen Pfad
Nach deinen Säulen fragen, Olympion!
Noch eh' der Sturmwind und das Alter
Hin in den Schutt der Athenertempel
Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt;
Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,
Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen
Inseln Ioniens! wo die Meerluft
Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald
Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstock wärmt.
Ach! wo ein goldner Herbst dem armen
Volk' in Gesänge die Seufzer wandelt,
Wenn sein Granatbaum reift, wenn aus grüner
Nacht
Die Pomeranze blinkt, und der Mastirbaum
Von Harze träuft, und Pauck' und Cymbel
Zum labyrinthischen Tanze klingen.
Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch,
Mein Schutzgott einst; doch weicht mir aus treuem
Sinn
Auch da mein Neckar nicht mit seinen
Lieblichen Wiesen und Uferweiden.

Bei Sunium oft landen, den ſtummen Pfad
Nach deinen Saͤulen fragen, Olympion!
Noch eh' der Sturmwind und das Alter
Hin in den Schutt der Athenertempel
Und ihrer Gottesbilder auch dich begraͤbt;
Denn lang ſchon einſam ſtehſt du, o Stolz der Welt,
Die nicht mehr iſt. Und o ihr ſchoͤnen
Inſeln Ioniens! wo die Meerluft
Die heißen Ufer kuͤhlt und den Lorbeerwald
Durchſaͤuſelt, wenn die Sonne den Weinſtock waͤrmt.
Ach! wo ein goldner Herbſt dem armen
Volk' in Geſaͤnge die Seufzer wandelt,
Wenn ſein Granatbaum reift, wenn aus gruͤner
Nacht
Die Pomeranze blinkt, und der Maſtirbaum
Von Harze traͤuft, und Pauck' und Cymbel
Zum labyrinthiſchen Tanze klingen.
Zu euch, ihr Inſeln! bringt mich vielleicht, zu euch,
Mein Schutzgott einſt; doch weicht mir aus treuem
Sinn
Auch da mein Neckar nicht mit ſeinen
Lieblichen Wieſen und Uferweiden.

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[63/0071] Bei Sunium oft landen, den ſtummen Pfad Nach deinen Saͤulen fragen, Olympion! Noch eh' der Sturmwind und das Alter Hin in den Schutt der Athenertempel Und ihrer Gottesbilder auch dich begraͤbt; Denn lang ſchon einſam ſtehſt du, o Stolz der Welt, Die nicht mehr iſt. Und o ihr ſchoͤnen Inſeln Ioniens! wo die Meerluft Die heißen Ufer kuͤhlt und den Lorbeerwald Durchſaͤuſelt, wenn die Sonne den Weinſtock waͤrmt. Ach! wo ein goldner Herbſt dem armen Volk' in Geſaͤnge die Seufzer wandelt, Wenn ſein Granatbaum reift, wenn aus gruͤner Nacht Die Pomeranze blinkt, und der Maſtirbaum Von Harze traͤuft, und Pauck' und Cymbel Zum labyrinthiſchen Tanze klingen. Zu euch, ihr Inſeln! bringt mich vielleicht, zu euch, Mein Schutzgott einſt; doch weicht mir aus treuem Sinn Auch da mein Neckar nicht mit ſeinen Lieblichen Wieſen und Uferweiden.

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/71>, abgerufen am 21.11.2024.