Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Quellen hattest Du ihm, hattest dem Flüchtigen
Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
All' ihm nach, und es bebte
Aus den Wellen ihr lieblich Bild.
Aber schwer in das Thal hieng die gigantische
Schicksalskundige Burg, nieder bis auf den Grund
Von den Wettern gerissen;
Doch die ewige Sonne goß
Ihr verjüngendes Licht über das alternde
Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Epheu; freundliche Wälder
Rauschten über die Burg herab.
Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal,
An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold,
Deine fröhlichen Gassen
Unter duftenden Gärten ruhn.


Hölderlins Gedichte. 5
Quellen hatteſt Du ihm, hatteſt dem Fluͤchtigen
Kuͤhle Schatten geſchenkt, und die Geſtade ſahn
All' ihm nach, und es bebte
Aus den Wellen ihr lieblich Bild.
Aber ſchwer in das Thal hieng die gigantiſche
Schickſalskundige Burg, nieder bis auf den Grund
Von den Wettern geriſſen;
Doch die ewige Sonne goß
Ihr verjuͤngendes Licht uͤber das alternde
Rieſenbild, und umher gruͤnte lebendiger
Epheu; freundliche Waͤlder
Rauſchten uͤber die Burg herab.
Straͤuche bluͤhten herab, bis wo im heitern Thal,
An den Huͤgel gelehnt, oder dem Ufer hold,
Deine froͤhlichen Gaſſen
Unter duftenden Gaͤrten ruhn.


Hoͤlderlins Gedichte. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0073" n="65"/>
          <lg n="5">
            <l>Quellen hatte&#x017F;t Du ihm, hatte&#x017F;t dem Flu&#x0364;chtigen</l><lb/>
            <l>Ku&#x0364;hle Schatten ge&#x017F;chenkt, und die Ge&#x017F;tade &#x017F;ahn</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">All' ihm nach, und es bebte</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Aus den Wellen ihr lieblich Bild.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Aber &#x017F;chwer in das Thal hieng die giganti&#x017F;che</l><lb/>
            <l>Schick&#x017F;alskundige Burg, nieder bis auf den Grund</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Von den Wettern geri&#x017F;&#x017F;en;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Doch die ewige Sonne goß</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Ihr verju&#x0364;ngendes Licht u&#x0364;ber das alternde</l><lb/>
            <l>Rie&#x017F;enbild, und umher gru&#x0364;nte lebendiger</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Epheu; freundliche Wa&#x0364;lder</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Rau&#x017F;chten u&#x0364;ber die Burg herab.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Stra&#x0364;uche blu&#x0364;hten herab, bis wo im heitern Thal,</l><lb/>
            <l>An den Hu&#x0364;gel gelehnt, oder dem Ufer hold,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Deine fro&#x0364;hlichen Ga&#x017F;&#x017F;en</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Unter duftenden Ga&#x0364;rten ruhn.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <l/>
        </lg>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">Ho&#x0364;lderlins Gedichte. 5</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0073] Quellen hatteſt Du ihm, hatteſt dem Fluͤchtigen Kuͤhle Schatten geſchenkt, und die Geſtade ſahn All' ihm nach, und es bebte Aus den Wellen ihr lieblich Bild. Aber ſchwer in das Thal hieng die gigantiſche Schickſalskundige Burg, nieder bis auf den Grund Von den Wettern geriſſen; Doch die ewige Sonne goß Ihr verjuͤngendes Licht uͤber das alternde Rieſenbild, und umher gruͤnte lebendiger Epheu; freundliche Waͤlder Rauſchten uͤber die Burg herab. Straͤuche bluͤhten herab, bis wo im heitern Thal, An den Huͤgel gelehnt, oder dem Ufer hold, Deine froͤhlichen Gaſſen Unter duftenden Gaͤrten ruhn. Hoͤlderlins Gedichte. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/73
Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/73>, abgerufen am 21.11.2024.