Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Emilie vor ihrem Brauttag. Emilie an Klara. Ich bin im Walde mit dem Vater draus Gewesen, diesen Abend, auf dem Pfade, Du kennest ihn, vom vor'gen Frühlinge. Es blühten wilde Rosen nebenan, Und von der Felswand überschattet' uns Der Eichenbüsche sonnenhelles Grün; Und oben durch der Buchen Dunkel quillt Das klare flüchtige Gewässer nieder. Wie oft, du Liebe! stand ich dort und sah Ihm nach aus seiner Bäume Dämmerung Hinunter in die Ferne, wo zum Bach Es wird, zum Strome, sehnte mich mit ihm Hinaus -- wer weiß wohin? Das hast du oft Mir vorgeworfen, daß ich immerhin Abwesend bin mit meinem Sinne, hast Mir's oft gesagt, ich habe bei den Menschen Emilie vor ihrem Brauttag. Emilie an Klara. Ich bin im Walde mit dem Vater draus Geweſen, dieſen Abend, auf dem Pfade, Du kenneſt ihn, vom vor'gen Fruͤhlinge. Es bluͤhten wilde Roſen nebenan, Und von der Felswand uͤberſchattet' uns Der Eichenbuͤſche ſonnenhelles Gruͤn; Und oben durch der Buchen Dunkel quillt Das klare fluͤchtige Gewaͤſſer nieder. Wie oft, du Liebe! ſtand ich dort und ſah Ihm nach aus ſeiner Baͤume Daͤmmerung Hinunter in die Ferne, wo zum Bach Es wird, zum Strome, ſehnte mich mit ihm Hinaus — wer weiß wohin? Das haſt du oft Mir vorgeworfen, daß ich immerhin Abweſend bin mit meinem Sinne, haſt Mir's oft geſagt, ich habe bei den Menſchen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0095" n="87"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Emilie<lb/> vor ihrem Brauttag</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Emilie an Klara</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich bin im Walde mit dem Vater draus</l><lb/> <l>Geweſen, dieſen Abend, auf dem Pfade,</l><lb/> <l>Du kenneſt ihn, vom vor'gen Fruͤhlinge.</l><lb/> <l>Es bluͤhten wilde Roſen nebenan,</l><lb/> <l>Und von der Felswand uͤberſchattet' uns</l><lb/> <l>Der Eichenbuͤſche ſonnenhelles Gruͤn;</l><lb/> <l>Und oben durch der Buchen Dunkel quillt</l><lb/> <l>Das klare fluͤchtige Gewaͤſſer nieder.</l><lb/> <l>Wie oft, du Liebe! ſtand ich dort und ſah</l><lb/> <l>Ihm nach aus ſeiner Baͤume Daͤmmerung</l><lb/> <l>Hinunter in die Ferne, wo zum Bach</l><lb/> <l>Es wird, zum Strome, ſehnte mich mit ihm</l><lb/> <l>Hinaus — wer weiß wohin?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das haſt du oft</l><lb/> <l>Mir vorgeworfen, daß ich immerhin</l><lb/> <l>Abweſend bin mit meinem Sinne, haſt</l><lb/> <l>Mir's oft geſagt, ich habe bei den Menſchen</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
Emilie
vor ihrem Brauttag.
Emilie an Klara.
Ich bin im Walde mit dem Vater draus
Geweſen, dieſen Abend, auf dem Pfade,
Du kenneſt ihn, vom vor'gen Fruͤhlinge.
Es bluͤhten wilde Roſen nebenan,
Und von der Felswand uͤberſchattet' uns
Der Eichenbuͤſche ſonnenhelles Gruͤn;
Und oben durch der Buchen Dunkel quillt
Das klare fluͤchtige Gewaͤſſer nieder.
Wie oft, du Liebe! ſtand ich dort und ſah
Ihm nach aus ſeiner Baͤume Daͤmmerung
Hinunter in die Ferne, wo zum Bach
Es wird, zum Strome, ſehnte mich mit ihm
Hinaus — wer weiß wohin?
Das haſt du oft
Mir vorgeworfen, daß ich immerhin
Abweſend bin mit meinem Sinne, haſt
Mir's oft geſagt, ich habe bei den Menſchen
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