Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.nichts für ihn zu thun ist, oder, wenn du alles wissen willst, weil eine Leidenschaft am Herzen ihm nagt, und weist du auch für wen? für Diotima, die er noch im Leben glaubt, vermählt mit mir und glüklich - armer Alabanda! nun gehört sie dir und mir! Er fuhr nach Osten hinaus und ich, ich schiffe nach Nordwest, weil es die Gelegenheit so haben will. - Und nun lebt wohl, ihr Alle! all' ihr Theuern, die ihr mir am Herzen gelegen, Freunde meiner Jugend und ihr Eltern und ihr lieben Griechen all', ihr Leidenden! Ihr Lüfte, die ihr mich genährt, in zarter Kindheit, und ihr dunkeln Lorbeerwälder und ihr Uferfelsen und ihr majestätischen Gewässer, die ihr Großes ahnen meinen Geist gelehrt - und ach! ihr Trauerbilder, ihr, wo meine Schwermuth anhub, heilige Mauern, womit die Heldenstädte sich umgürtet und ihr alten Thore, die manch schöner Wanderer durchzog, ihr Tempelsäulen und du Schutt der Götter! und du, o Diotima! und ihr Thäler meiner Liebe, und ihr Bäche, die ihr sonst die seelige Gestalt gesehn, ihr Bäume, wo sie sich erheitert, ihr Frühlinge, wo sie gelebt, die Holde mit den Blumen, scheidet, scheidet nichts für ihn zu thun ist, oder, wenn du alles wissen willst, weil eine Leidenschaft am Herzen ihm nagt, und weist du auch für wen? für Diotima, die er noch im Leben glaubt, vermählt mit mir und glüklich – armer Alabanda! nun gehört sie dir und mir! Er fuhr nach Osten hinaus und ich, ich schiffe nach Nordwest, weil es die Gelegenheit so haben will. – Und nun lebt wohl, ihr Alle! all’ ihr Theuern, die ihr mir am Herzen gelegen, Freunde meiner Jugend und ihr Eltern und ihr lieben Griechen all’, ihr Leidenden! Ihr Lüfte, die ihr mich genährt, in zarter Kindheit, und ihr dunkeln Lorbeerwälder und ihr Uferfelsen und ihr majestätischen Gewässer, die ihr Großes ahnen meinen Geist gelehrt – und ach! ihr Trauerbilder, ihr, wo meine Schwermuth anhub, heilige Mauern, womit die Heldenstädte sich umgürtet und ihr alten Thore, die manch schöner Wanderer durchzog, ihr Tempelsäulen und du Schutt der Götter! und du, o Diotima! und ihr Thäler meiner Liebe, und ihr Bäche, die ihr sonst die seelige Gestalt gesehn, ihr Bäume, wo sie sich erheitert, ihr Frühlinge, wo sie gelebt, die Holde mit den Blumen, scheidet, scheidet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0111"/> nichts für ihn zu thun ist, oder, wenn du alles wissen willst, weil eine Leidenschaft am Herzen ihm nagt, und weist du auch für wen? für Diotima, die er noch im Leben glaubt, vermählt mit mir und glüklich – armer Alabanda! nun gehört sie dir und mir!</p><lb/> <p>Er fuhr nach Osten hinaus und ich, ich schiffe nach Nordwest, weil es die Gelegenheit so haben will. –</p><lb/> <p>Und nun lebt wohl, ihr Alle! all’ ihr Theuern, die ihr mir am Herzen gelegen, Freunde meiner Jugend und ihr Eltern und ihr lieben Griechen all’, ihr Leidenden!</p><lb/> <p>Ihr Lüfte, die ihr mich genährt, in zarter Kindheit, und ihr dunkeln Lorbeerwälder und ihr Uferfelsen und ihr majestätischen Gewässer, die ihr Großes ahnen meinen Geist gelehrt – und ach! ihr Trauerbilder, ihr, wo meine Schwermuth anhub, heilige Mauern, womit die Heldenstädte sich umgürtet und ihr alten Thore, die manch schöner Wanderer durchzog, ihr Tempelsäulen und du Schutt der Götter! und du, o Diotima! und ihr Thäler meiner Liebe, und ihr Bäche, die ihr sonst die seelige Gestalt gesehn, ihr Bäume, wo sie sich erheitert, ihr Frühlinge, wo sie gelebt, die Holde mit den Blumen, scheidet, scheidet </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
nichts für ihn zu thun ist, oder, wenn du alles wissen willst, weil eine Leidenschaft am Herzen ihm nagt, und weist du auch für wen? für Diotima, die er noch im Leben glaubt, vermählt mit mir und glüklich – armer Alabanda! nun gehört sie dir und mir!
Er fuhr nach Osten hinaus und ich, ich schiffe nach Nordwest, weil es die Gelegenheit so haben will. –
Und nun lebt wohl, ihr Alle! all’ ihr Theuern, die ihr mir am Herzen gelegen, Freunde meiner Jugend und ihr Eltern und ihr lieben Griechen all’, ihr Leidenden!
Ihr Lüfte, die ihr mich genährt, in zarter Kindheit, und ihr dunkeln Lorbeerwälder und ihr Uferfelsen und ihr majestätischen Gewässer, die ihr Großes ahnen meinen Geist gelehrt – und ach! ihr Trauerbilder, ihr, wo meine Schwermuth anhub, heilige Mauern, womit die Heldenstädte sich umgürtet und ihr alten Thore, die manch schöner Wanderer durchzog, ihr Tempelsäulen und du Schutt der Götter! und du, o Diotima! und ihr Thäler meiner Liebe, und ihr Bäche, die ihr sonst die seelige Gestalt gesehn, ihr Bäume, wo sie sich erheitert, ihr Frühlinge, wo sie gelebt, die Holde mit den Blumen, scheidet, scheidet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/111 |
Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/111>, abgerufen am 16.02.2025. |