Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.chen! sehen möcht' ich dich und deine Hände nehmen und an mein Herz sie drüken, dem die Freude nun bald vieleicht zu groß ist! bald! in einer Woche vieleicht ist er befreit, der alte, edle, heilige Pelopones. O dann, du Theure! lehre mich fromm seyn! dann lehre mein überwallend Herz ein Gebet! Ich sollte schweigen, denn was hab' ich gethan? und hätt' ich etwas gethan, wovon ich sprechen möchte, wieviel ist dennoch übrig? Aber was kann ich dafür, daß mein Gedanke schneller ist, wie die Zeit? Ich wollte so gern, es wäre umgekehrt und die Zeit und die That überflöge den Gedanken und der geflügelte Sieg übereilte die Hoffnung selbst. Mein Alabanda blüht, wie ein Bräutigam. Aus jedem seiner Blike lacht die kommende Welt mich an, und daran still' ich noch die Ungedult so ziemlich. Diotima! ich möchte dieses werdende Glük nicht um die schönste Lebenszeit des alten Griechenlands vertauschen, und der kleinste unsrer Siege ist mir lieber, als Marathon und Thermopylä und Platea. Ists nicht wahr? Ist nicht dem Herzen das genesende Leben mehr werth, als das reine, das die Krankheit noch nicht kennt? Erst wenn die Jugend chen! sehen möcht’ ich dich und deine Hände nehmen und an mein Herz sie drüken, dem die Freude nun bald vieleicht zu groß ist! bald! in einer Woche vieleicht ist er befreit, der alte, edle, heilige Pelopones. O dann, du Theure! lehre mich fromm seyn! dann lehre mein überwallend Herz ein Gebet! Ich sollte schweigen, denn was hab’ ich gethan? und hätt’ ich etwas gethan, wovon ich sprechen möchte, wieviel ist dennoch übrig? Aber was kann ich dafür, daß mein Gedanke schneller ist, wie die Zeit? Ich wollte so gern, es wäre umgekehrt und die Zeit und die That überflöge den Gedanken und der geflügelte Sieg übereilte die Hoffnung selbst. Mein Alabanda blüht, wie ein Bräutigam. Aus jedem seiner Blike lacht die kommende Welt mich an, und daran still’ ich noch die Ungedult so ziemlich. Diotima! ich möchte dieses werdende Glük nicht um die schönste Lebenszeit des alten Griechenlands vertauschen, und der kleinste unsrer Siege ist mir lieber, als Marathon und Thermopylä und Platea. Ists nicht wahr? Ist nicht dem Herzen das genesende Leben mehr werth, als das reine, das die Krankheit noch nicht kennt? Erst wenn die Jugend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0041"/> chen! sehen möcht’ ich dich und deine Hände nehmen und an mein Herz sie drüken, dem die Freude nun bald vieleicht zu groß ist! bald! in einer Woche vieleicht ist er befreit, der alte, edle, heilige Pelopones.</p><lb/> <p>O dann, du Theure! lehre mich fromm seyn! dann lehre mein überwallend Herz ein Gebet! Ich sollte schweigen, denn was hab’ ich gethan? und hätt’ ich etwas gethan, wovon ich sprechen möchte, wieviel ist dennoch übrig? Aber was kann ich dafür, daß mein Gedanke schneller ist, wie die Zeit? Ich wollte so gern, es wäre umgekehrt und die Zeit und die That überflöge den Gedanken und der geflügelte Sieg übereilte die Hoffnung selbst.</p><lb/> <p>Mein Alabanda blüht, wie ein Bräutigam. Aus jedem seiner Blike lacht die kommende Welt mich an, und daran still’ ich noch die Ungedult so ziemlich.</p><lb/> <p>Diotima! ich möchte dieses werdende Glük nicht um die schönste Lebenszeit des alten Griechenlands vertauschen, und der kleinste unsrer Siege ist mir lieber, als Marathon und Thermopylä und Platea. Ists nicht wahr? Ist nicht dem Herzen das genesende Leben mehr werth, als das reine, das die Krankheit noch nicht kennt? Erst wenn die Jugend </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
chen! sehen möcht’ ich dich und deine Hände nehmen und an mein Herz sie drüken, dem die Freude nun bald vieleicht zu groß ist! bald! in einer Woche vieleicht ist er befreit, der alte, edle, heilige Pelopones.
O dann, du Theure! lehre mich fromm seyn! dann lehre mein überwallend Herz ein Gebet! Ich sollte schweigen, denn was hab’ ich gethan? und hätt’ ich etwas gethan, wovon ich sprechen möchte, wieviel ist dennoch übrig? Aber was kann ich dafür, daß mein Gedanke schneller ist, wie die Zeit? Ich wollte so gern, es wäre umgekehrt und die Zeit und die That überflöge den Gedanken und der geflügelte Sieg übereilte die Hoffnung selbst.
Mein Alabanda blüht, wie ein Bräutigam. Aus jedem seiner Blike lacht die kommende Welt mich an, und daran still’ ich noch die Ungedult so ziemlich.
Diotima! ich möchte dieses werdende Glük nicht um die schönste Lebenszeit des alten Griechenlands vertauschen, und der kleinste unsrer Siege ist mir lieber, als Marathon und Thermopylä und Platea. Ists nicht wahr? Ist nicht dem Herzen das genesende Leben mehr werth, als das reine, das die Krankheit noch nicht kennt? Erst wenn die Jugend
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(2019-12-12T13:52:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andre Pietsch, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-11-13T13:52:36Z)
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