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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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hingehn und auch diß begraben? Soll ich ruhelos und ohne Ziel hinaus, von einer Fremde in die andre? Hab' ich darum lieben gelernt?

O nein! du Erste und du Lezte! Mein warst du, du wirst die Meine bleiben.

Hyperion an Bellarmin.

Ich saß mit Alabanda auf einem Hügel der Gegend, in lieblichwärmender Sonn', und um uns spielte der Wind mit abgefallenem Laube. Das Land war stumm; nur hie und da ertönt' im Wald' ein stürzender Baum, vom Landmann gefällt, und neben uns murmelte der vergängliche Regenbach hinab ins ruhige Meer.

Ich war so ziemlich sorglos; ich hoffte, nun meine Diotima bald zu sehn, nun bald mit ihr in stillem Glüke zu leben. Alabanda hatte die Zweifel alle mir ausgeredet; so sicher war er selbst hierüber. Auch er war heiter; nur in andrem Sinne. Die Zukunft hatte keine Macht mehr über ihn. O ich wußt' es nicht; er war am Ende seiner Freuden, sah mit allen seinen Rechten an die Welt, mit seiner ganzen siegrischen Natur sich unnüz, wirkungslos und einsam, und das lies er so ge-

hingehn und auch diß begraben? Soll ich ruhelos und ohne Ziel hinaus, von einer Fremde in die andre? Hab’ ich darum lieben gelernt?

O nein! du Erste und du Lezte! Mein warst du, du wirst die Meine bleiben.

Hyperion an Bellarmin.

Ich saß mit Alabanda auf einem Hügel der Gegend, in lieblichwärmender Sonn’, und um uns spielte der Wind mit abgefallenem Laube. Das Land war stumm; nur hie und da ertönt’ im Wald’ ein stürzender Baum, vom Landmann gefällt, und neben uns murmelte der vergängliche Regenbach hinab ins ruhige Meer.

Ich war so ziemlich sorglos; ich hoffte, nun meine Diotima bald zu sehn, nun bald mit ihr in stillem Glüke zu leben. Alabanda hatte die Zweifel alle mir ausgeredet; so sicher war er selbst hierüber. Auch er war heiter; nur in andrem Sinne. Die Zukunft hatte keine Macht mehr über ihn. O ich wußt’ es nicht; er war am Ende seiner Freuden, sah mit allen seinen Rechten an die Welt, mit seiner ganzen siegrischen Natur sich unnüz, wirkungslos und einsam, und das lies er so ge-

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[0079] hingehn und auch diß begraben? Soll ich ruhelos und ohne Ziel hinaus, von einer Fremde in die andre? Hab’ ich darum lieben gelernt? O nein! du Erste und du Lezte! Mein warst du, du wirst die Meine bleiben. Hyperion an Bellarmin. Ich saß mit Alabanda auf einem Hügel der Gegend, in lieblichwärmender Sonn’, und um uns spielte der Wind mit abgefallenem Laube. Das Land war stumm; nur hie und da ertönt’ im Wald’ ein stürzender Baum, vom Landmann gefällt, und neben uns murmelte der vergängliche Regenbach hinab ins ruhige Meer. Ich war so ziemlich sorglos; ich hoffte, nun meine Diotima bald zu sehn, nun bald mit ihr in stillem Glüke zu leben. Alabanda hatte die Zweifel alle mir ausgeredet; so sicher war er selbst hierüber. Auch er war heiter; nur in andrem Sinne. Die Zukunft hatte keine Macht mehr über ihn. O ich wußt’ es nicht; er war am Ende seiner Freuden, sah mit allen seinen Rechten an die Welt, mit seiner ganzen siegrischen Natur sich unnüz, wirkungslos und einsam, und das lies er so ge-

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/79>, abgerufen am 26.11.2024.