Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Dann pflag der alte Satanas
Den süssen Herrn zu spielen,
Und wann sie stand, und wann sie sass,
Nach ihrer Brust zu schielen.

Begierig küsst' er ihre Hand,
Als wollt' ers Händchen fressen,
Und konnt' am schwarzen Feuerstrand
Die Schöne nicht vergessen,
Sandt' ihr so manches Billet doux
Durch seinen Hoflakaien,
Schloss kaum die Augenwimper zu,
Und träumte schon vom Freien.
Allein Ismene lachte nur
Des grämlichen Pedanten,
Und suchte sich, bald auf der Flur,
Bald in der Stadt, Amanten.
Sie sah einmal am Wiesenbach,
Wo manches Blümchen keimte,
Leandern, der im Schatten lag,
Und süsse Träume träumte.
Er

Dann pflag der alte Satanas
Den ſüſſen Herrn zu ſpielen,
Und wann ſie ſtand, und wann ſie ſaſs,
Nach ihrer Bruſt zu ſchielen.

Begierig küſst' er ihre Hand,
Als wollt' ers Händchen freſſen,
Und konnt' am ſchwarzen Feuerſtrand
Die Schöne nicht vergeſſen,
Sandt' ihr ſo manches Billet doux
Durch ſeinen Hoflakaien,
Schloſs kaum die Augenwimper zu,
Und träumte ſchon vom Freien.
Allein Ismene lachte nur
Des grämlichen Pedanten,
Und ſuchte ſich, bald auf der Flur,
Bald in der Stadt, Amanten.
Sie ſah einmal am Wieſenbach,
Wo manches Blümchen keimte,
Leandern, der im Schatten lag,
Und ſüſſe Träume träumte.
Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="5">
                <pb facs="#f0149" n="109"/>
                <l>Dann pflag der alte Satanas</l><lb/>
                <l>Den &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en Herrn zu &#x017F;pielen,</l><lb/>
                <l>Und wann &#x017F;ie &#x017F;tand, und wann &#x017F;ie &#x017F;a&#x017F;s,</l><lb/>
                <l>Nach ihrer Bru&#x017F;t zu &#x017F;chielen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>Begierig kü&#x017F;st' er ihre Hand,</l><lb/>
                <l>Als wollt' ers Händchen fre&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Und konnt' am &#x017F;chwarzen Feuer&#x017F;trand</l><lb/>
                <l>Die Schöne nicht verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Sandt' ihr &#x017F;o manches Billet doux</l><lb/>
                <l>Durch &#x017F;einen Hoflakaien,</l><lb/>
                <l>Schlo&#x017F;s kaum die Augenwimper zu,</l><lb/>
                <l>Und träumte &#x017F;chon vom Freien.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="7">
                <l>Allein Ismene lachte nur</l><lb/>
                <l>Des grämlichen Pedanten,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;uchte &#x017F;ich, bald auf der Flur,</l><lb/>
                <l>Bald in der Stadt, Amanten.</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;ah einmal am Wie&#x017F;enbach,</l><lb/>
                <l>Wo manches Blümchen keimte,</l><lb/>
                <l>Leandern, der im Schatten lag,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Träume träumte.</l><lb/>
              </lg>
              <fw place="bottom" type="catch">Er<lb/></fw>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0149] Dann pflag der alte Satanas Den ſüſſen Herrn zu ſpielen, Und wann ſie ſtand, und wann ſie ſaſs, Nach ihrer Bruſt zu ſchielen. Begierig küſst' er ihre Hand, Als wollt' ers Händchen freſſen, Und konnt' am ſchwarzen Feuerſtrand Die Schöne nicht vergeſſen, Sandt' ihr ſo manches Billet doux Durch ſeinen Hoflakaien, Schloſs kaum die Augenwimper zu, Und träumte ſchon vom Freien. Allein Ismene lachte nur Des grämlichen Pedanten, Und ſuchte ſich, bald auf der Flur, Bald in der Stadt, Amanten. Sie ſah einmal am Wieſenbach, Wo manches Blümchen keimte, Leandern, der im Schatten lag, Und ſüſſe Träume träumte. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/149
Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/149>, abgerufen am 18.05.2024.