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Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

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ich wandle. So wenig ich mich auch vor dem Tode
fürchte, so gern lebte ich doch noch ein paar Olimpia¬
den, um mit euch Freunden mich des Lebens zu freun,
und um nicht unerhöht mit der grossen Flut hinunterzu¬
fliessen. Doch Gottes Wille geschehe! Sonst lebe ich
hier ganz angenehm. Marienfee hat eine dichtrische
angenehme Lage. Ringsum sind Gehölze und Kornfel¬
der und Wiesen. Aber was hilft mir die schöne Ge¬
gend, da ich sie mit keinem Freunde durchirren kann!
Ich versichere dich, ich bin herzlich traurig, wenn ich
an die Versammlungstage 1) in Göttingen denke, und
mich nach Freunden umsehe, und keinen finde. Bis
Michaelis muss ich hier bleiben. Da ist keine Errettung.
Ich muss nun erst die Kur brauchen, und meiner Gesund¬
heit warten. Es wird ein Glück sein, wenn ich so
viel Geld zusammenscharre, dass ich Michaelis nach
Wandsbeck ziehen kann.2) Vielleicht besuche ich

dich
1) Wir versammelten uns alle Sonnabende, gingen mit
einander ins Feld, sprachen über Wissenschaften und
Empfindungen, und beurtheilten unsere Arbeiten.
2) Er wollte es schon Ostern, und gab mir einen Theil
seiner Bücher mit. Im Julius besuchte er mich auf
acht Tage, und seine Gesundheit schien sich zu bes¬
sern. Michaelis musste ich ihm schon eine Stube in
meiner Wohnung mieten. Aber die Vorsehung ver¬
sagte uns beiden das Glück, wieder vereinigt zu
werden.

ich wandle. So wenig ich mich auch vor dem Tode
fürchte, ſo gern lebte ich doch noch ein paar Olimpia¬
den, um mit euch Freunden mich des Lebens zu freun,
und um nicht unerhöht mit der groſſen Flut hinunterzu¬
flieſſen. Doch Gottes Wille geſchehe! Sonſt lebe ich
hier ganz angenehm. Marienfee hat eine dichtriſche
angenehme Lage. Ringsum ſind Gehölze und Kornfel¬
der und Wieſen. Aber was hilft mir die ſchöne Ge¬
gend, da ich ſie mit keinem Freunde durchirren kann!
Ich verſichere dich, ich bin herzlich traurig, wenn ich
an die Verſammlungstage 1) in Göttingen denke, und
mich nach Freunden umſehe, und keinen finde. Bis
Michaelis muſs ich hier bleiben. Da iſt keine Errettung.
Ich muſs nun erſt die Kur brauchen, und meiner Geſund¬
heit warten. Es wird ein Glück ſein, wenn ich ſo
viel Geld zuſammenſcharre, daſs ich Michaelis nach
Wandsbeck ziehen kann.2) Vielleicht beſuche ich

dich
1) Wir verſammelten uns alle Sonnabende, gingen mit
einander ins Feld, ſprachen über Wiſſenſchaften und
Empfindungen, und beurtheilten unſere Arbeiten.
2) Er wollte es ſchon Oſtern, und gab mir einen Theil
ſeiner Bücher mit. Im Julius beſuchte er mich auf
acht Tage, und ſeine Geſundheit ſchien ſich zu beſ¬
ſern. Michaelis muſste ich ihm ſchon eine Stube in
meiner Wohnung mieten. Aber die Vorſehung ver¬
ſagte uns beiden das Glück, wieder vereinigt zu
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[XXI/0029] ich wandle. So wenig ich mich auch vor dem Tode fürchte, ſo gern lebte ich doch noch ein paar Olimpia¬ den, um mit euch Freunden mich des Lebens zu freun, und um nicht unerhöht mit der groſſen Flut hinunterzu¬ flieſſen. Doch Gottes Wille geſchehe! Sonſt lebe ich hier ganz angenehm. Marienfee hat eine dichtriſche angenehme Lage. Ringsum ſind Gehölze und Kornfel¬ der und Wieſen. Aber was hilft mir die ſchöne Ge¬ gend, da ich ſie mit keinem Freunde durchirren kann! Ich verſichere dich, ich bin herzlich traurig, wenn ich an die Verſammlungstage 1) in Göttingen denke, und mich nach Freunden umſehe, und keinen finde. Bis Michaelis muſs ich hier bleiben. Da iſt keine Errettung. Ich muſs nun erſt die Kur brauchen, und meiner Geſund¬ heit warten. Es wird ein Glück ſein, wenn ich ſo viel Geld zuſammenſcharre, daſs ich Michaelis nach Wandsbeck ziehen kann. 2) Vielleicht beſuche ich dich 1) Wir verſammelten uns alle Sonnabende, gingen mit einander ins Feld, ſprachen über Wiſſenſchaften und Empfindungen, und beurtheilten unſere Arbeiten. 2) Er wollte es ſchon Oſtern, und gab mir einen Theil ſeiner Bücher mit. Im Julius beſuchte er mich auf acht Tage, und ſeine Geſundheit ſchien ſich zu beſ¬ ſern. Michaelis muſste ich ihm ſchon eine Stube in meiner Wohnung mieten. Aber die Vorſehung ver¬ ſagte uns beiden das Glück, wieder vereinigt zu werden.

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Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/29>, abgerufen am 03.12.2024.