Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.
Fig. 36 keine spiralförmige Anordnung der Gruppen statt, da
C und D in der Symmetrieebene des Tetraeders liegen, welche
normal zu A B und mithin auch zu P ist.

Anders verhalten sich die in Fig. 37 und 38 dargestellten
Tetraeder. Sie besitzen beide in der Richtung P eine spiral-
förmige Anordnung der Gruppen und wir bemerken, dass, wenn
in Fig. 37 die Gruppen in einer rechtsseitigen Schraubenlinie in
der Richtung P angeordnet sind, dieselben Gruppen in Fig. 38
in derselben Richtung in linksseitiger Schraubenlinie auf einan-
der folgen.

Wenn man sich den polarisirten Lichtstrahl in ein so ge-
staltetes Molecül in irgend einer Richtung eintretend vorstellt,
so kann man denselben in drei Componenten nach den drei
zu einander senkrecht angenommenen Axen zerlegen. Nur die
Componente, welche sich in der Richtung P bewegt, kann
betreffs der Lage der Polarisationsebene eine Aenderung er-
leiden, welche in einer Drehung nach rechts oder nach links
besteht.

Wenn in der Richtung P die Gruppen in rechtsseitiger
Schraubenlinie angeordnet sind, so ist dies auch in der ent-
gegengesetzten Richtung -- P der Fall, so dass ein polarisirter
Lichtstrahl, welcher eine beliebige Richtung gegen P hat, stets
in demselben Sinne gedreht erscheint.

Das Molecül, welches in Fig. 37 dargestellt ist, ist isomer
dem in Fig. 38 dargestellten. Das letztere wird sich beim Durch-
gange des polarisirten Lichtstrahles in vollkommen entgegen-
gesetzter Weise verhalten, so dass, wenn im ersten Fall eine
Drehung der Polarisationsebene nach rechts bewirkt wird, im
zweiten Falle eine gleich grosse Drehung nach links eintritt.

In dem Falle also, wo an ein Kohlenstoffatom vier von ein-
ander verschiedene Atome oder Atomcomplexe angelagert sind,
lässt unsere Hypothese die Möglichkeit optischer Activität der
betreffenden Combination erwarten. Die beiden möglichen Iso-
meren werden gleich grosses aber dem Zeichen nach entgegen-
gesetztes Drehungsvermögen besitzen.

Dritter Abschnitt.
Fig. 36 keine spiralförmige Anordnung der Gruppen statt, da
C und D in der Symmetrieebene des Tetraëders liegen, welche
normal zu A B und mithin auch zu P ist.

Anders verhalten sich die in Fig. 37 und 38 dargestellten
Tetraëder. Sie besitzen beide in der Richtung P eine spiral-
förmige Anordnung der Gruppen und wir bemerken, dass, wenn
in Fig. 37 die Gruppen in einer rechtsseitigen Schraubenlinie in
der Richtung P angeordnet sind, dieselben Gruppen in Fig. 38
in derselben Richtung in linksseitiger Schraubenlinie auf einan-
der folgen.

Wenn man sich den polarisirten Lichtstrahl in ein so ge-
staltetes Molecül in irgend einer Richtung eintretend vorstellt,
so kann man denselben in drei Componenten nach den drei
zu einander senkrecht angenommenen Axen zerlegen. Nur die
Componente, welche sich in der Richtung P bewegt, kann
betreffs der Lage der Polarisationsebene eine Aenderung er-
leiden, welche in einer Drehung nach rechts oder nach links
besteht.

Wenn in der Richtung P die Gruppen in rechtsseitiger
Schraubenlinie angeordnet sind, so ist dies auch in der ent-
gegengesetzten Richtung — P der Fall, so dass ein polarisirter
Lichtstrahl, welcher eine beliebige Richtung gegen P hat, stets
in demselben Sinne gedreht erscheint.

Das Molecül, welches in Fig. 37 dargestellt ist, ist isomer
dem in Fig. 38 dargestellten. Das letztere wird sich beim Durch-
gange des polarisirten Lichtstrahles in vollkommen entgegen-
gesetzter Weise verhalten, so dass, wenn im ersten Fall eine
Drehung der Polarisationsebene nach rechts bewirkt wird, im
zweiten Falle eine gleich grosse Drehung nach links eintritt.

In dem Falle also, wo an ein Kohlenstoffatom vier von ein-
ander verschiedene Atome oder Atomcomplexe angelagert sind,
lässt unsere Hypothese die Möglichkeit optischer Activität der
betreffenden Combination erwarten. Die beiden möglichen Iso-
meren werden gleich grosses aber dem Zeichen nach entgegen-
gesetztes Drehungsvermögen besitzen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="36"/><fw place="top" type="header">Dritter Abschnitt.</fw><lb/>
Fig. 36 keine spiralförmige Anordnung der Gruppen statt, da<lb/>
C und D in der Symmetrieebene des Tetraëders liegen, welche<lb/>
normal zu A B und mithin auch zu P ist.</p><lb/>
        <p>Anders verhalten sich die in Fig. 37 und 38 dargestellten<lb/>
Tetraëder. Sie besitzen beide in der Richtung P eine spiral-<lb/>
förmige Anordnung der Gruppen und wir bemerken, dass, wenn<lb/>
in Fig. 37 die Gruppen in einer rechtsseitigen Schraubenlinie in<lb/>
der Richtung P angeordnet sind, dieselben Gruppen in Fig. 38<lb/>
in derselben Richtung in linksseitiger Schraubenlinie auf einan-<lb/>
der folgen.</p><lb/>
        <p>Wenn man sich den polarisirten Lichtstrahl in ein so ge-<lb/>
staltetes Molecül in irgend einer Richtung eintretend vorstellt,<lb/>
so kann man denselben in drei Componenten nach den drei<lb/>
zu einander senkrecht angenommenen Axen zerlegen. Nur die<lb/>
Componente, welche sich in der Richtung P bewegt, kann<lb/>
betreffs der Lage der Polarisationsebene eine Aenderung er-<lb/>
leiden, welche in einer Drehung nach rechts oder nach links<lb/>
besteht.</p><lb/>
        <p>Wenn in der Richtung P die Gruppen in rechtsseitiger<lb/>
Schraubenlinie angeordnet sind, so ist dies auch in der ent-<lb/>
gegengesetzten Richtung &#x2014; P der Fall, so dass ein polarisirter<lb/>
Lichtstrahl, welcher eine beliebige Richtung gegen P hat, stets<lb/>
in demselben Sinne gedreht erscheint.</p><lb/>
        <p>Das Molecül, welches in Fig. 37 dargestellt ist, ist isomer<lb/>
dem in Fig. 38 dargestellten. Das letztere wird sich beim Durch-<lb/>
gange des polarisirten Lichtstrahles in vollkommen entgegen-<lb/>
gesetzter Weise verhalten, so dass, wenn im ersten Fall eine<lb/>
Drehung der Polarisationsebene nach rechts bewirkt wird, im<lb/>
zweiten Falle eine gleich grosse Drehung nach links eintritt.</p><lb/>
        <p>In dem Falle also, wo an ein Kohlenstoffatom vier von ein-<lb/>
ander verschiedene Atome oder Atomcomplexe angelagert sind,<lb/>
lässt unsere Hypothese die Möglichkeit optischer Activität der<lb/>
betreffenden Combination erwarten. Die beiden möglichen Iso-<lb/>
meren werden gleich grosses aber dem Zeichen nach entgegen-<lb/>
gesetztes Drehungsvermögen besitzen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0056] Dritter Abschnitt. Fig. 36 keine spiralförmige Anordnung der Gruppen statt, da C und D in der Symmetrieebene des Tetraëders liegen, welche normal zu A B und mithin auch zu P ist. Anders verhalten sich die in Fig. 37 und 38 dargestellten Tetraëder. Sie besitzen beide in der Richtung P eine spiral- förmige Anordnung der Gruppen und wir bemerken, dass, wenn in Fig. 37 die Gruppen in einer rechtsseitigen Schraubenlinie in der Richtung P angeordnet sind, dieselben Gruppen in Fig. 38 in derselben Richtung in linksseitiger Schraubenlinie auf einan- der folgen. Wenn man sich den polarisirten Lichtstrahl in ein so ge- staltetes Molecül in irgend einer Richtung eintretend vorstellt, so kann man denselben in drei Componenten nach den drei zu einander senkrecht angenommenen Axen zerlegen. Nur die Componente, welche sich in der Richtung P bewegt, kann betreffs der Lage der Polarisationsebene eine Aenderung er- leiden, welche in einer Drehung nach rechts oder nach links besteht. Wenn in der Richtung P die Gruppen in rechtsseitiger Schraubenlinie angeordnet sind, so ist dies auch in der ent- gegengesetzten Richtung — P der Fall, so dass ein polarisirter Lichtstrahl, welcher eine beliebige Richtung gegen P hat, stets in demselben Sinne gedreht erscheint. Das Molecül, welches in Fig. 37 dargestellt ist, ist isomer dem in Fig. 38 dargestellten. Das letztere wird sich beim Durch- gange des polarisirten Lichtstrahles in vollkommen entgegen- gesetzter Weise verhalten, so dass, wenn im ersten Fall eine Drehung der Polarisationsebene nach rechts bewirkt wird, im zweiten Falle eine gleich grosse Drehung nach links eintritt. In dem Falle also, wo an ein Kohlenstoffatom vier von ein- ander verschiedene Atome oder Atomcomplexe angelagert sind, lässt unsere Hypothese die Möglichkeit optischer Activität der betreffenden Combination erwarten. Die beiden möglichen Iso- meren werden gleich grosses aber dem Zeichen nach entgegen- gesetztes Drehungsvermögen besitzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/56
Zitationshilfe: Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/56>, abgerufen am 07.05.2024.