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Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877.

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Dritter Abschnitt.
menes Beispiel dar. Die Formel dieser Körper ist symmetrisch
und enthält zwei asymmetrische Kohlenstoffatome:
(CO2 H) CH (OH) . CH (OH) (CO2 H).
In der That sind die drei Isomeren dieser Formel bekannt: die
Rechts- und Linksweinsäure mit gleichem aber entgegengesetz-
tem Drehungsvermögen und die optisch inactive Weinsäure.

Bei Combinationen mit drei und mehr asymmetrischen Koh-
lenstoffatomen wiederholen sich die angestellten Betrachtungen
in ganz analoger Weise. Bei Anwendung des entsprechenden
Ausdrucks für das optische Drehungsvermögen der einzelnen
Kohlenstoffatome ersieht man, dass die folgende Regel stets auf-
recht erhalten bleibt: Die Isomeren gehören paarweise zusam-
men, indem je zwei die gleiche aber entgegengesetzte optische
Activität zeigen.

Die Verschiedenheit der isomeren Körper von gleicher For-
mel, deren Zahl mit der Zahl der asymmetrischen Kohlenstoff-
atome im Molecül so ausserordentlich schnell steigt, wird bei
dem gänzlichen Mangel chemischer Unterscheidungsmerkmale
und der oft vollkommenen Aehnlichkeit gewisser physikalischer
Eigenschaften demnach am leichtesten aus der Verschiedenheit
des optischen Drehungsvermögens erkannt werden. Es sind
auch schon einzelne Gruppen von Körpern derselben chemischen
Formel bekannt, deren Unterscheidungsmerkmal einzig und
allein in ihrem Verhalten gegen das polarisirte Licht besteht.

So z. B. die Körper der Traubenzuckergruppe von der
Formel
CH2 (OH) (CH . OH)4 COH.
Unsere Hypothese führt zu 24 = 16 Isomeren von dieser For-
mel, von denen je zwei gleiches und entgegengesetztes Drehungs-
vermögen zeigen werden.

Man kennt bereits mehrere Körper dieser Formel, welche
auf ihre optische Activität genauer untersucht sind: die Dex-
trose, Laevulose und Lactose 1).

Ferner die von Gorup-Besanez bei Oxydation des Man-

1) Vergl. S. 27.

Dritter Abschnitt.
menes Beispiel dar. Die Formel dieser Körper ist symmetrisch
und enthält zwei asymmetrische Kohlenstoffatome:
(CO2 H) CH (OH) . CH (OH) (CO2 H).
In der That sind die drei Isomeren dieser Formel bekannt: die
Rechts- und Linksweinsäure mit gleichem aber entgegengesetz-
tem Drehungsvermögen und die optisch inactive Weinsäure.

Bei Combinationen mit drei und mehr asymmetrischen Koh-
lenstoffatomen wiederholen sich die angestellten Betrachtungen
in ganz analoger Weise. Bei Anwendung des entsprechenden
Ausdrucks für das optische Drehungsvermögen der einzelnen
Kohlenstoffatome ersieht man, dass die folgende Regel stets auf-
recht erhalten bleibt: Die Isomeren gehören paarweise zusam-
men, indem je zwei die gleiche aber entgegengesetzte optische
Activität zeigen.

Die Verschiedenheit der isomeren Körper von gleicher For-
mel, deren Zahl mit der Zahl der asymmetrischen Kohlenstoff-
atome im Molecül so ausserordentlich schnell steigt, wird bei
dem gänzlichen Mangel chemischer Unterscheidungsmerkmale
und der oft vollkommenen Aehnlichkeit gewisser physikalischer
Eigenschaften demnach am leichtesten aus der Verschiedenheit
des optischen Drehungsvermögens erkannt werden. Es sind
auch schon einzelne Gruppen von Körpern derselben chemischen
Formel bekannt, deren Unterscheidungsmerkmal einzig und
allein in ihrem Verhalten gegen das polarisirte Licht besteht.

So z. B. die Körper der Traubenzuckergruppe von der
Formel
CH2 (OH) (CH . OH)4 COH.
Unsere Hypothese führt zu 24 = 16 Isomeren von dieser For-
mel, von denen je zwei gleiches und entgegengesetztes Drehungs-
vermögen zeigen werden.

Man kennt bereits mehrere Körper dieser Formel, welche
auf ihre optische Activität genauer untersucht sind: die Dex-
trose, Laevulose und Lactose 1).

Ferner die von Gorup-Besanez bei Oxydation des Man-

1) Vergl. S. 27.
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[38/0058] Dritter Abschnitt. menes Beispiel dar. Die Formel dieser Körper ist symmetrisch und enthält zwei asymmetrische Kohlenstoffatome: (CO2 H) CH (OH) . CH (OH) (CO2 H). In der That sind die drei Isomeren dieser Formel bekannt: die Rechts- und Linksweinsäure mit gleichem aber entgegengesetz- tem Drehungsvermögen und die optisch inactive Weinsäure. Bei Combinationen mit drei und mehr asymmetrischen Koh- lenstoffatomen wiederholen sich die angestellten Betrachtungen in ganz analoger Weise. Bei Anwendung des entsprechenden Ausdrucks für das optische Drehungsvermögen der einzelnen Kohlenstoffatome ersieht man, dass die folgende Regel stets auf- recht erhalten bleibt: Die Isomeren gehören paarweise zusam- men, indem je zwei die gleiche aber entgegengesetzte optische Activität zeigen. Die Verschiedenheit der isomeren Körper von gleicher For- mel, deren Zahl mit der Zahl der asymmetrischen Kohlenstoff- atome im Molecül so ausserordentlich schnell steigt, wird bei dem gänzlichen Mangel chemischer Unterscheidungsmerkmale und der oft vollkommenen Aehnlichkeit gewisser physikalischer Eigenschaften demnach am leichtesten aus der Verschiedenheit des optischen Drehungsvermögens erkannt werden. Es sind auch schon einzelne Gruppen von Körpern derselben chemischen Formel bekannt, deren Unterscheidungsmerkmal einzig und allein in ihrem Verhalten gegen das polarisirte Licht besteht. So z. B. die Körper der Traubenzuckergruppe von der Formel CH2 (OH) (CH . OH)4 COH. Unsere Hypothese führt zu 24 = 16 Isomeren von dieser For- mel, von denen je zwei gleiches und entgegengesetztes Drehungs- vermögen zeigen werden. Man kennt bereits mehrere Körper dieser Formel, welche auf ihre optische Activität genauer untersucht sind: die Dex- trose, Laevulose und Lactose 1). Ferner die von Gorup-Besanez bei Oxydation des Man- 1) Vergl. S. 27.

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Zitationshilfe: Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/58>, abgerufen am 26.11.2024.