rasch und froh dahin schreiten, ja laufen, springen würden, wie sonst? Der blinkende Schein der Epauletts, die sonst auf Ihren Schultern prangten, würde wieder jugendli¬ che Gluth auf diese blassen Wangen werfen, und die klirrenden Sporen würden, wie lieb¬ liche Musik, dem muntern Rosse ertönen, das Ihnen entgegen wieherte, vor Lust tanzend, und den Nacken beugend dem geliebten Herrn. Auf, Baron! -- Herunter mit dem schwarzen Gewande, das Ihnen nicht ansteht! -- Soll Friedrich Ihre Uniform hervorsuchen?"
Der Alte stand auf und wollte fortgehen, der Jüngling fiel ihm in die Arme. "Ach, Sie quälen mich, guter Reinhold! rief er mit matter Stimme: Sie quälen mich unaus¬ sprechlich! -- Ach, je mehr Sie sich bemü¬ hen, die Saiten in meinem Innern anzu¬ schlagen, die sonst harmonisch erklangen, de¬ sto mehr fühle ich, wie des Schicksals eherne Faust mich ergriffen, mich erdrückt hat, so daß, wie in einer zerbrochenen Laute, nur
raſch und froh dahin ſchreiten, ja laufen, ſpringen wuͤrden, wie ſonſt? Der blinkende Schein der Epauletts, die ſonſt auf Ihren Schultern prangten, wuͤrde wieder jugendli¬ che Gluth auf dieſe blaſſen Wangen werfen, und die klirrenden Sporen wuͤrden, wie lieb¬ liche Muſik, dem muntern Roſſe ertoͤnen, das Ihnen entgegen wieherte, vor Luſt tanzend, und den Nacken beugend dem geliebten Herrn. Auf, Baron! — Herunter mit dem ſchwarzen Gewande, das Ihnen nicht anſteht! — Soll Friedrich Ihre Uniform hervorſuchen?“
Der Alte ſtand auf und wollte fortgehen, der Juͤngling fiel ihm in die Arme. „Ach, Sie quaͤlen mich, guter Reinhold! rief er mit matter Stimme: Sie quaͤlen mich unaus¬ ſprechlich! — Ach, je mehr Sie ſich bemuͤ¬ hen, die Saiten in meinem Innern anzu¬ ſchlagen, die ſonſt harmoniſch erklangen, de¬ ſto mehr fuͤhle ich, wie des Schickſals eherne Fauſt mich ergriffen, mich erdruͤckt hat, ſo daß, wie in einer zerbrochenen Laute, nur
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raſch und froh dahin ſchreiten, ja laufen,
ſpringen wuͤrden, wie ſonſt? Der blinkende
Schein der Epauletts, die ſonſt auf Ihren
Schultern prangten, wuͤrde wieder jugendli¬
che Gluth auf dieſe blaſſen Wangen werfen,
und die klirrenden Sporen wuͤrden, wie lieb¬
liche Muſik, dem muntern Roſſe ertoͤnen, das
Ihnen entgegen wieherte, vor Luſt tanzend,
und den Nacken beugend dem geliebten Herrn.
Auf, Baron! — Herunter mit dem ſchwarzen
Gewande, das Ihnen nicht anſteht! — Soll
Friedrich Ihre Uniform hervorſuchen?“
Der Alte ſtand auf und wollte fortgehen,
der Juͤngling fiel ihm in die Arme. „Ach,
Sie quaͤlen mich, guter Reinhold! rief er mit
matter Stimme: Sie quaͤlen mich unaus¬
ſprechlich! — Ach, je mehr Sie ſich bemuͤ¬
hen, die Saiten in meinem Innern anzu¬
ſchlagen, die ſonſt harmoniſch erklangen, de¬
ſto mehr fuͤhle ich, wie des Schickſals eherne
Fauſt mich ergriffen, mich erdruͤckt hat, ſo
daß, wie in einer zerbrochenen Laute, nur
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/124>, abgerufen am 23.11.2024.
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