regt. Die vornehmsten Maaßregeln, die ich jetzt zu ergreifen hatte, schienen mir, bei der er sten Gelegenheit alles Auffallende aus meinem Aeußern zu verbannen, und mir irgend einen Namen zu geben, mit dem ich mich ganz un¬ bemerkt in die Masse der Menschen eindrän¬ gen könne. -- Das Leben lag vor mir, wie ein finstres undurchschauliches Verhängniß, was konnte ich anders thun, als mich in meiner Verbannung ganz den Wellen des Stroms überlassen, der mich unaufhaltsam dahin riß. Alle Faden, die mich sonst an bestimmte Lebensverhältnisse banden, waren zerschnitten, und daher kein Halt für mich zu finden. Immer lebendiger und lebendiger wurde die Heerstraße, und Alles kündigte schon in der Ferne, die reiche lebhafte Han¬ delsstadt an, der ich mich jetzt näherte. In wenigen Tagen lag sie mir vor Augen; ohne gefragt, ja ohne einmal eben genau betrach¬ tet zu werden, ritt ich in die Vorstadt hin¬ ein. Ein großes Haus mit hellen Spiegel¬
regt. Die vornehmſten Maaßregeln, die ich jetzt zu ergreifen hatte, ſchienen mir, bei der er ſten Gelegenheit alles Auffallende aus meinem Aeußern zu verbannen, und mir irgend einen Namen zu geben, mit dem ich mich ganz un¬ bemerkt in die Maſſe der Menſchen eindraͤn¬ gen koͤnne. — Das Leben lag vor mir, wie ein finſtres undurchſchauliches Verhaͤngniß, was konnte ich anders thun, als mich in meiner Verbannung ganz den Wellen des Stroms uͤberlaſſen, der mich unaufhaltſam dahin riß. Alle Faden, die mich ſonſt an beſtimmte Lebensverhaͤltniſſe banden, waren zerſchnitten, und daher kein Halt fuͤr mich zu finden. Immer lebendiger und lebendiger wurde die Heerſtraße, und Alles kuͤndigte ſchon in der Ferne, die reiche lebhafte Han¬ delsſtadt an, der ich mich jetzt naͤherte. In wenigen Tagen lag ſie mir vor Augen; ohne gefragt, ja ohne einmal eben genau betrach¬ tet zu werden, ritt ich in die Vorſtadt hin¬ ein. Ein großes Haus mit hellen Spiegel¬
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regt. Die vornehmſten Maaßregeln, die ich
jetzt zu ergreifen hatte, ſchienen mir, bei der er
ſten Gelegenheit alles Auffallende aus meinem
Aeußern zu verbannen, und mir irgend einen
Namen zu geben, mit dem ich mich ganz un¬
bemerkt in die Maſſe der Menſchen eindraͤn¬
gen koͤnne. — Das Leben lag vor mir, wie
ein finſtres undurchſchauliches Verhaͤngniß,
was konnte ich anders thun, als mich in
meiner Verbannung ganz den Wellen des
Stroms uͤberlaſſen, der mich unaufhaltſam
dahin riß. Alle Faden, die mich ſonſt an
beſtimmte Lebensverhaͤltniſſe banden, waren
zerſchnitten, und daher kein Halt fuͤr mich
zu finden. Immer lebendiger und lebendiger
wurde die Heerſtraße, und Alles kuͤndigte
ſchon in der Ferne, die reiche lebhafte Han¬
delsſtadt an, der ich mich jetzt naͤherte. In
wenigen Tagen lag ſie mir vor Augen; ohne
gefragt, ja ohne einmal eben genau betrach¬
tet zu werden, ritt ich in die Vorſtadt hin¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/215>, abgerufen am 24.11.2024.
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