Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Kaum war ich allein, als es klopfte, und
ein Gesicht zur Thüre hereinsah, das einer
komischen Maske glich, wie ich sie wohl ehe¬
mahls gesehen. Eine spitze rothe Nase, ein
paar kleine funkelnde Augen, ein langes Kinn
und dazu ein aufgethürmtes gepudertes Tup¬
pee, das, wie ich nachher wahrnahm, ganz
unvermutheter Weise hinten in einen Titus
ausging, ein großes Jabbot, ein brennend
rothes Gillet, unter dem zwei starke Uhrket¬
ten hervorhingen, Pantalons, ein Frack, der
manchmahl zu enge, dann aber auch wieder
zu weit war, kurz mit Consequenz überall
nicht paßte! -- So schritt die Figur, in der
Krümmung des Bücklings, der in der Thüre
begonnen, herein, Hut, Scheere und Kamm
in der Hand, sprechend: "Ich bin der
Friseur des Hauses, und biete meine Dienste,
meine unmaßgeblichen Dienste gehorsamst
an." -- Die kleine winddürre Figur hatte
so etwas possierliches, daß ich das Lachen
kaum unterdrücken konnte. Doch war mir

Kaum war ich allein, als es klopfte, und
ein Geſicht zur Thuͤre hereinſah, das einer
komiſchen Maske glich, wie ich ſie wohl ehe¬
mahls geſehen. Eine ſpitze rothe Naſe, ein
paar kleine funkelnde Augen, ein langes Kinn
und dazu ein aufgethuͤrmtes gepudertes Tup¬
pee, das, wie ich nachher wahrnahm, ganz
unvermutheter Weiſe hinten in einen Titus
ausging, ein großes Jabbot, ein brennend
rothes Gillet, unter dem zwei ſtarke Uhrket¬
ten hervorhingen, Pantalons, ein Frack, der
manchmahl zu enge, dann aber auch wieder
zu weit war, kurz mit Conſequenz uͤberall
nicht paßte! — So ſchritt die Figur, in der
Kruͤmmung des Buͤcklings, der in der Thuͤre
begonnen, herein, Hut, Scheere und Kamm
in der Hand, ſprechend: „Ich bin der
Friſeur des Hauſes, und biete meine Dienſte,
meine unmaßgeblichen Dienſte gehorſamſt
an.“ — Die kleine windduͤrre Figur hatte
ſo etwas poſſierliches, daß ich das Lachen
kaum unterdruͤcken konnte. Doch war mir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0217" n="201"/>
            <p>Kaum war ich allein, als es klopfte, und<lb/>
ein Ge&#x017F;icht zur Thu&#x0364;re herein&#x017F;ah, das einer<lb/>
komi&#x017F;chen Maske glich, wie ich &#x017F;ie wohl ehe¬<lb/>
mahls ge&#x017F;ehen. Eine &#x017F;pitze rothe Na&#x017F;e, ein<lb/>
paar kleine funkelnde Augen, ein langes Kinn<lb/>
und dazu ein aufgethu&#x0364;rmtes gepudertes Tup¬<lb/>
pee, das, wie ich nachher wahrnahm, ganz<lb/>
unvermutheter Wei&#x017F;e hinten in einen Titus<lb/>
ausging, ein großes Jabbot, ein brennend<lb/>
rothes Gillet, unter dem zwei &#x017F;tarke Uhrket¬<lb/>
ten hervorhingen, Pantalons, ein Frack, der<lb/>
manchmahl zu enge, dann aber auch wieder<lb/>
zu weit war, kurz mit Con&#x017F;equenz u&#x0364;berall<lb/>
nicht paßte! &#x2014; So &#x017F;chritt die Figur, in der<lb/>
Kru&#x0364;mmung des Bu&#x0364;cklings, der in der Thu&#x0364;re<lb/>
begonnen, herein, Hut, Scheere und Kamm<lb/>
in der Hand, &#x017F;prechend: &#x201E;Ich bin der<lb/>
Fri&#x017F;eur des Hau&#x017F;es, und biete meine Dien&#x017F;te,<lb/>
meine unmaßgeblichen Dien&#x017F;te gehor&#x017F;am&#x017F;t<lb/>
an.&#x201C; &#x2014; Die kleine winddu&#x0364;rre Figur hatte<lb/>
&#x017F;o etwas po&#x017F;&#x017F;ierliches, daß ich das Lachen<lb/>
kaum unterdru&#x0364;cken konnte. Doch war mir<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0217] Kaum war ich allein, als es klopfte, und ein Geſicht zur Thuͤre hereinſah, das einer komiſchen Maske glich, wie ich ſie wohl ehe¬ mahls geſehen. Eine ſpitze rothe Naſe, ein paar kleine funkelnde Augen, ein langes Kinn und dazu ein aufgethuͤrmtes gepudertes Tup¬ pee, das, wie ich nachher wahrnahm, ganz unvermutheter Weiſe hinten in einen Titus ausging, ein großes Jabbot, ein brennend rothes Gillet, unter dem zwei ſtarke Uhrket¬ ten hervorhingen, Pantalons, ein Frack, der manchmahl zu enge, dann aber auch wieder zu weit war, kurz mit Conſequenz uͤberall nicht paßte! — So ſchritt die Figur, in der Kruͤmmung des Buͤcklings, der in der Thuͤre begonnen, herein, Hut, Scheere und Kamm in der Hand, ſprechend: „Ich bin der Friſeur des Hauſes, und biete meine Dienſte, meine unmaßgeblichen Dienſte gehorſamſt an.“ — Die kleine windduͤrre Figur hatte ſo etwas poſſierliches, daß ich das Lachen kaum unterdruͤcken konnte. Doch war mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/217
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/217>, abgerufen am 24.11.2024.