ihn gleich erschießen zu lassen, habe ich oft den Ausbrüchen seiner Raserei wider¬ standen."
Mir war wohl und leicht, daß der Mönch, dessen Erscheinung mein eignes Ich in ver¬ zerrten gräßlichen Zügen reflektirte, entfernt worden. Ich freuete mich auf die Residenz, denn es war mir, als solle dort die Last des schweren finstern Verhängnisses, die mich niedergedrückt, mir entnommen werden, ja, als würde ich mich dort, erkräftigt, der bösen Macht, die mein Leben befangen, ent¬ reißen können. Als das Frühstück ver¬ zehrt, fuhr der saubre mit raschen Pfer¬ den bespannte Reisewagen des Försters vor. -- Kaum gelang es mir, der Frau für die Gastlichkeit, mit der ich aufgenom¬ men, etwas Geld, so wie den beiden bild¬ hübschen Töchtern einige Galanteriewaaren, die ich zufällig bei mir trug, aufzudringen. Die ganze Familie nahm so herzlichen Ab¬
ihn gleich erſchießen zu laſſen, habe ich oft den Ausbruͤchen ſeiner Raſerei wider¬ ſtanden.“
Mir war wohl und leicht, daß der Moͤnch, deſſen Erſcheinung mein eignes Ich in ver¬ zerrten graͤßlichen Zuͤgen reflektirte, entfernt worden. Ich freuete mich auf die Reſidenz, denn es war mir, als ſolle dort die Laſt des ſchweren finſtern Verhaͤngniſſes, die mich niedergedruͤckt, mir entnommen werden, ja, als wuͤrde ich mich dort, erkraͤftigt, der boͤſen Macht, die mein Leben befangen, ent¬ reißen koͤnnen. Als das Fruͤhſtuͤck ver¬ zehrt, fuhr der ſaubre mit raſchen Pfer¬ den beſpannte Reiſewagen des Foͤrſters vor. — Kaum gelang es mir, der Frau fuͤr die Gaſtlichkeit, mit der ich aufgenom¬ men, etwas Geld, ſo wie den beiden bild¬ huͤbſchen Toͤchtern einige Galanteriewaaren, die ich zufaͤllig bei mir trug, aufzudringen. Die ganze Familie nahm ſo herzlichen Ab¬
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ihn gleich erſchießen zu laſſen, habe ich
oft den Ausbruͤchen ſeiner Raſerei wider¬
ſtanden.“
Mir war wohl und leicht, daß der Moͤnch,
deſſen Erſcheinung mein eignes Ich in ver¬
zerrten graͤßlichen Zuͤgen reflektirte, entfernt
worden. Ich freuete mich auf die Reſidenz,
denn es war mir, als ſolle dort die Laſt des
ſchweren finſtern Verhaͤngniſſes, die mich
niedergedruͤckt, mir entnommen werden, ja,
als wuͤrde ich mich dort, erkraͤftigt, der
boͤſen Macht, die mein Leben befangen, ent¬
reißen koͤnnen. Als das Fruͤhſtuͤck ver¬
zehrt, fuhr der ſaubre mit raſchen Pfer¬
den beſpannte Reiſewagen des Foͤrſters
vor. — Kaum gelang es mir, der Frau
fuͤr die Gaſtlichkeit, mit der ich aufgenom¬
men, etwas Geld, ſo wie den beiden bild¬
huͤbſchen Toͤchtern einige Galanteriewaaren,
die ich zufaͤllig bei mir trug, aufzudringen.
Die ganze Familie nahm ſo herzlichen Ab¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/308>, abgerufen am 27.11.2024.
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