Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

cher Baumeister und Gärtner, dann begei¬
sterte ihn der Schwung, den seit einiger Zeit
die Musik genommen, und dieser Begeiste¬
rung verdanken wir die Einrichtung einer
ganz vorzüglichen Capelle. -- Dann beschäf¬
tigte ihn die Mahlerei, in der er selbst das
Ungewöhnliche leistet. Selbst bei den tägli¬
chen Belustigungen des Hofes, findet dieser
Wechsel statt. -- Sonst wurde viel getanzt,
jetzt wird an Gesellschaftstagen eine Faro¬
bank gehalten, und der Fürst ohne im min¬
desten eigentlicher Spieler zu seyn, ergötzt
sich an den sonderbaren Verknüpfungen des
Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines
Impulses, um wieder etwas anderes an die
Tagesordnung zu bringen. Dieser schnelle
Wechsel der Neigungen hat dem guten Für¬
sten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬
nige Tiefe des Geistes fehle, in der sich wie
in einen klaren sonnenhellen See das far¬
benreiche Bild des Lebens unverändert spie¬
gelt; meiner Meinung nach thut man ihm

cher Baumeiſter und Gaͤrtner, dann begei¬
ſterte ihn der Schwung, den ſeit einiger Zeit
die Muſik genommen, und dieſer Begeiſte¬
rung verdanken wir die Einrichtung einer
ganz vorzuͤglichen Capelle. — Dann beſchaͤf¬
tigte ihn die Mahlerei, in der er ſelbſt das
Ungewoͤhnliche leiſtet. Selbſt bei den taͤgli¬
chen Beluſtigungen des Hofes, findet dieſer
Wechſel ſtatt. — Sonſt wurde viel getanzt,
jetzt wird an Geſellſchaftstagen eine Faro¬
bank gehalten, und der Fuͤrſt ohne im min¬
deſten eigentlicher Spieler zu ſeyn, ergoͤtzt
ſich an den ſonderbaren Verknuͤpfungen des
Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines
Impulſes, um wieder etwas anderes an die
Tagesordnung zu bringen. Dieſer ſchnelle
Wechſel der Neigungen hat dem guten Fuͤr¬
ſten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬
nige Tiefe des Geiſtes fehle, in der ſich wie
in einen klaren ſonnenhellen See das far¬
benreiche Bild des Lebens unveraͤndert ſpie¬
gelt; meiner Meinung nach thut man ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" n="303"/>
cher Baumei&#x017F;ter und Ga&#x0364;rtner, dann begei¬<lb/>
&#x017F;terte ihn der Schwung, den &#x017F;eit einiger Zeit<lb/>
die Mu&#x017F;ik genommen, und die&#x017F;er Begei&#x017F;te¬<lb/>
rung verdanken wir die Einrichtung einer<lb/>
ganz vorzu&#x0364;glichen Capelle. &#x2014; Dann be&#x017F;cha&#x0364;<lb/>
tigte ihn die Mahlerei, in der er &#x017F;elb&#x017F;t das<lb/>
Ungewo&#x0364;hnliche lei&#x017F;tet. Selb&#x017F;t bei den ta&#x0364;gli¬<lb/>
chen Belu&#x017F;tigungen des Hofes, findet die&#x017F;er<lb/>
Wech&#x017F;el &#x017F;tatt. &#x2014; Son&#x017F;t wurde viel getanzt,<lb/>
jetzt wird an Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftstagen eine Faro¬<lb/>
bank gehalten, und der Fu&#x0364;r&#x017F;t ohne im min¬<lb/>
de&#x017F;ten eigentlicher Spieler zu &#x017F;eyn, ergo&#x0364;tzt<lb/>
&#x017F;ich an den &#x017F;onderbaren Verknu&#x0364;pfungen des<lb/>
Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines<lb/>
Impul&#x017F;es, um wieder etwas anderes an die<lb/>
Tagesordnung zu bringen. Die&#x017F;er &#x017F;chnelle<lb/>
Wech&#x017F;el der Neigungen hat dem guten Fu&#x0364;<lb/>
&#x017F;ten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬<lb/>
nige Tiefe des Gei&#x017F;tes fehle, in der &#x017F;ich wie<lb/>
in einen klaren &#x017F;onnenhellen See das far¬<lb/>
benreiche Bild des Lebens unvera&#x0364;ndert &#x017F;pie¬<lb/>
gelt; meiner Meinung nach thut man ihm<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0319] cher Baumeiſter und Gaͤrtner, dann begei¬ ſterte ihn der Schwung, den ſeit einiger Zeit die Muſik genommen, und dieſer Begeiſte¬ rung verdanken wir die Einrichtung einer ganz vorzuͤglichen Capelle. — Dann beſchaͤf¬ tigte ihn die Mahlerei, in der er ſelbſt das Ungewoͤhnliche leiſtet. Selbſt bei den taͤgli¬ chen Beluſtigungen des Hofes, findet dieſer Wechſel ſtatt. — Sonſt wurde viel getanzt, jetzt wird an Geſellſchaftstagen eine Faro¬ bank gehalten, und der Fuͤrſt ohne im min¬ deſten eigentlicher Spieler zu ſeyn, ergoͤtzt ſich an den ſonderbaren Verknuͤpfungen des Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines Impulſes, um wieder etwas anderes an die Tagesordnung zu bringen. Dieſer ſchnelle Wechſel der Neigungen hat dem guten Fuͤr¬ ſten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬ nige Tiefe des Geiſtes fehle, in der ſich wie in einen klaren ſonnenhellen See das far¬ benreiche Bild des Lebens unveraͤndert ſpie¬ gelt; meiner Meinung nach thut man ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/319
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/319>, abgerufen am 16.06.2024.