der vortrefflichen Fürstin. Sie ist selbst vol¬ lendete Landschaftsmahlerin, und außerdem die Naturkunde ihre Lieblingswissenschaft. Sie finden daher ausländische Bäume, sel¬ tene Blumen und Pflanzen, aber nicht wie zur Schau ausgestellt, sondern mit tiefem Sinn so geordnet, und in zwanglose Par¬ thien vertheilt, als wären sie ohne alles Zu¬ thun der Kunst aus heimathlichem Boden ent¬ sprossen. -- Die Fürstin äußerte einen Ab¬ scheu gegen all' die aus Sandstein unbehol¬ fen gemeißelten Götter und Göttinnen, Na¬ jaden und Driaden, wovon sonst der Park wimmelte. Diese Standbilder sind deshalb verbannt worden, und Sie finden nur noch einige gute Copien nach der Antike, die der Fürst gewisser, ihm theurer Erinnerungen we¬ gen gern im Park behalten wollte, die aber die Fürstin so geschickt -- mit zartem Sinn des Fürsten innerste Willensmeinung ergreifend -- aufstellen zu lassen wußte, daß sie auf je¬
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der vortrefflichen Fuͤrſtin. Sie iſt ſelbſt vol¬ lendete Landſchaftsmahlerin, und außerdem die Naturkunde ihre Lieblingswiſſenſchaft. Sie finden daher auslaͤndiſche Baͤume, ſel¬ tene Blumen und Pflanzen, aber nicht wie zur Schau ausgeſtellt, ſondern mit tiefem Sinn ſo geordnet, und in zwangloſe Par¬ thien vertheilt, als waͤren ſie ohne alles Zu¬ thun der Kunſt aus heimathlichem Boden ent¬ ſproſſen. — Die Fuͤrſtin aͤußerte einen Ab¬ ſcheu gegen all' die aus Sandſtein unbehol¬ fen gemeißelten Goͤtter und Goͤttinnen, Na¬ jaden und Driaden, wovon ſonſt der Park wimmelte. Dieſe Standbilder ſind deshalb verbannt worden, und Sie finden nur noch einige gute Copien nach der Antike, die der Fuͤrſt gewiſſer, ihm theurer Erinnerungen we¬ gen gern im Park behalten wollte, die aber die Fuͤrſtin ſo geſchickt — mit zartem Sinn des Fuͤrſten innerſte Willensmeinung ergreifend — aufſtellen zu laſſen wußte, daß ſie auf je¬
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der vortrefflichen Fuͤrſtin. Sie iſt ſelbſt vol¬
lendete Landſchaftsmahlerin, und außerdem
die Naturkunde ihre Lieblingswiſſenſchaft.
Sie finden daher auslaͤndiſche Baͤume, ſel¬
tene Blumen und Pflanzen, aber nicht wie
zur Schau ausgeſtellt, ſondern mit tiefem
Sinn ſo geordnet, und in zwangloſe Par¬
thien vertheilt, als waͤren ſie ohne alles Zu¬
thun der Kunſt aus heimathlichem Boden ent¬
ſproſſen. — Die Fuͤrſtin aͤußerte einen Ab¬
ſcheu gegen all' die aus Sandſtein unbehol¬
fen gemeißelten Goͤtter und Goͤttinnen, Na¬
jaden und Driaden, wovon ſonſt der Park
wimmelte. Dieſe Standbilder ſind deshalb
verbannt worden, und Sie finden nur noch
einige gute Copien nach der Antike, die der
Fuͤrſt gewiſſer, ihm theurer Erinnerungen we¬
gen gern im Park behalten wollte, die aber
die Fuͤrſtin ſo geſchickt — mit zartem Sinn des
Fuͤrſten innerſte Willensmeinung ergreifend —
aufſtellen zu laſſen wußte, daß ſie auf je¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/321>, abgerufen am 27.11.2024.
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