Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Unruhe des Geistes hervorbringt, die mich
selbst bei den Andachtsübungen zerstreut.
Indessen überwinde ich diese böse Stim¬
mung, welche offenbar von dem Einfluß ir¬
gend einer feindlichen Macht herrührt, sollte
ich auch an die unmittelbare Einwirkung
des Widersachers nicht glauben, durch stand¬
haftes Gebet. Dir, lieber Bruder Medardus,
der du noch so jung bist, der du noch Alles,
was dir deine von fremder Kraft aufgeregte
Fantasie vorbringen mag, in glänzenderen
lebhafteren Farben erblickst, der du noch,
wie ein tapferer aber unerfahrner Krieger,
zwar rüstig im Kampfe, aber vielleicht zu
kühn, das Unmögliche wagend, deiner Stärke
zu sehr vertraust, rathe ich, das Kistchen nie¬
mals, oder wenigstens erst nach Jahren zu
öffnen, und damit dich deine Neugierde nicht
in Versuchung führe, es dir weit weg aus
den Augen zu stellen. --

Der Bruder Cyrillus verschloß die ge¬
heimnißvolle Kiste wieder in den Schrank,

Unruhe des Geiſtes hervorbringt, die mich
ſelbſt bei den Andachtsuͤbungen zerſtreut.
Indeſſen uͤberwinde ich dieſe boͤſe Stim¬
mung, welche offenbar von dem Einfluß ir¬
gend einer feindlichen Macht herruͤhrt, ſollte
ich auch an die unmittelbare Einwirkung
des Widerſachers nicht glauben, durch ſtand¬
haftes Gebet. Dir, lieber Bruder Medardus,
der du noch ſo jung biſt, der du noch Alles,
was dir deine von fremder Kraft aufgeregte
Fantaſie vorbringen mag, in glaͤnzenderen
lebhafteren Farben erblickſt, der du noch,
wie ein tapferer aber unerfahrner Krieger,
zwar ruͤſtig im Kampfe, aber vielleicht zu
kuͤhn, das Unmoͤgliche wagend, deiner Staͤrke
zu ſehr vertrauſt, rathe ich, das Kiſtchen nie¬
mals, oder wenigſtens erſt nach Jahren zu
oͤffnen, und damit dich deine Neugierde nicht
in Verſuchung fuͤhre, es dir weit weg aus
den Augen zu ſtellen. —

Der Bruder Cyrillus verſchloß die ge¬
heimnißvolle Kiſte wieder in den Schrank,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0068" n="52"/>
Unruhe des Gei&#x017F;tes hervorbringt, die mich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bei den Andachtsu&#x0364;bungen zer&#x017F;treut.<lb/>
Inde&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;berwinde ich die&#x017F;e bo&#x0364;&#x017F;e Stim¬<lb/>
mung, welche offenbar von dem Einfluß ir¬<lb/>
gend einer feindlichen Macht herru&#x0364;hrt, &#x017F;ollte<lb/>
ich auch an die unmittelbare Einwirkung<lb/>
des Wider&#x017F;achers nicht glauben, durch &#x017F;tand¬<lb/>
haftes Gebet. Dir, lieber Bruder Medardus,<lb/>
der du noch &#x017F;o jung bi&#x017F;t, der du noch Alles,<lb/>
was dir deine von fremder Kraft aufgeregte<lb/>
Fanta&#x017F;ie vorbringen mag, in gla&#x0364;nzenderen<lb/>
lebhafteren Farben erblick&#x017F;t, der du noch,<lb/>
wie ein tapferer aber unerfahrner Krieger,<lb/>
zwar ru&#x0364;&#x017F;tig im Kampfe, aber vielleicht zu<lb/>
ku&#x0364;hn, das Unmo&#x0364;gliche wagend, deiner Sta&#x0364;rke<lb/>
zu &#x017F;ehr vertrau&#x017F;t, rathe ich, das Ki&#x017F;tchen nie¬<lb/>
mals, oder wenig&#x017F;tens er&#x017F;t nach Jahren zu<lb/>
o&#x0364;ffnen, und damit dich deine Neugierde nicht<lb/>
in Ver&#x017F;uchung fu&#x0364;hre, es dir weit weg aus<lb/>
den Augen zu &#x017F;tellen. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Der Bruder Cyrillus ver&#x017F;chloß die ge¬<lb/>
heimnißvolle Ki&#x017F;te wieder in den Schrank,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0068] Unruhe des Geiſtes hervorbringt, die mich ſelbſt bei den Andachtsuͤbungen zerſtreut. Indeſſen uͤberwinde ich dieſe boͤſe Stim¬ mung, welche offenbar von dem Einfluß ir¬ gend einer feindlichen Macht herruͤhrt, ſollte ich auch an die unmittelbare Einwirkung des Widerſachers nicht glauben, durch ſtand¬ haftes Gebet. Dir, lieber Bruder Medardus, der du noch ſo jung biſt, der du noch Alles, was dir deine von fremder Kraft aufgeregte Fantaſie vorbringen mag, in glaͤnzenderen lebhafteren Farben erblickſt, der du noch, wie ein tapferer aber unerfahrner Krieger, zwar ruͤſtig im Kampfe, aber vielleicht zu kuͤhn, das Unmoͤgliche wagend, deiner Staͤrke zu ſehr vertrauſt, rathe ich, das Kiſtchen nie¬ mals, oder wenigſtens erſt nach Jahren zu oͤffnen, und damit dich deine Neugierde nicht in Verſuchung fuͤhre, es dir weit weg aus den Augen zu ſtellen. — Der Bruder Cyrillus verſchloß die ge¬ heimnißvolle Kiſte wieder in den Schrank,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/68
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/68>, abgerufen am 21.11.2024.